Tränen lachen am Ende eines Blechbläser-Quintett-Konzerts? Beschwingt nach Hause gehen, beeindruckt von Bühnenpräsenz und musikalischer Qualität? Dann kann es nur Canadian Brass gewesen sein. Die fünf Musiker aus Toronto legten einen zu Recht bejubelten Auftritt vor ausverkauftem Haus beim Nachsommer in der SKF-Halle 411 hin.
Zuletzt waren sie vor vier Jahren in Schweinfurt, damals im Sommer auf der Mainbühne im Rahmen der Ausstellung „Main und Meer“. Sehen konnten sie da wegen der kleinen Tribüne nur 200 Besucher und spätestens als Gründungsmitglied Chuck Daellenbach, der mit charmantem amerikanischem Akzent auf Deutsch durch den Abend führte, sich beschwerte, man habe nach diesem Auftritt von den Schweinfurtern gar nichts mehr gehört – keine Briefe, keine Anrufe, nur sehr wenige Geschenke – dürfte dem Letzten klar geworden sein, dass dieses Ensemble etwas Besonderes ist: humorvolle Musiker, die wissen, wie Entertainment geht und sich vor allem auf ihre herausragende musikalische Qualität verlassen können.
Seit 47 Jahren im Geschäft
1970 wurde Canadian Brass unter anderem von Chuck Daellenbach gegründet, der 72-Jährige ist heute noch der Antreiber auf und hinter der Bühne, mit dem Christopher Coletti (Trompete), Caleb Hudson (Trompete), Achilles Liarmakopoulos (Posaune) und Bernhard Scully (Horn) ein perfekt aufeinander abgestimmtes Ensemble formen. 130 CDs und Platten in fünf Jahrzehnten, mehrere hundert Konzerte weltweit, Auftritte in der Tonight Show in den USA, zuletzt im chinesischen Fernsehen beim chinesischen Neujahr mit einer Einschaltquote von 500 Millionen (!) – Canadian Brass haben sich als absolute Nummer eins in ihrem Genre etabliert und wurden diesem Ruf in Schweinfurt mehr als gerecht.
Musikalische Perfektion
Basis dafür ist vor allem musikalische Perfektion. Canadian Brass sind überall daheim – in der Renaissance, im Barock, in der Romantik, Märsche, Jazz, Dixieland, Big Band, Broadway-Musicals und selbst vor den Beatles machen sie nicht Halt.
Dass man als Zuhörer nicht ob einer möglichen Kakophonie verwirrt den Saal verlässt, liegt daran, dass Perfektionisten am Werk sind, die einen Klangteppich hinzaubern, der so komplex gewoben wurde, dass Gabrieli, Bach und Mozart genauso als Motiv darauf passen wie Gershwin und Bernstein.
Und man mag es kaum glauben, aber wenn John Lennons Wolke im Himmel am Donnerstagabend über Schweinfurt geflogen ist in dem Moment als Caleb Hudson sein Solo zu „Penny Lane“ spielte, er hätte sie verzückt angehalten und danach wie alle Zuhörer im Saal begeistert applaudiert.
Tutu und Pirouette
Ihr komödiantisches Talent beweisen Canadian Brass einmal mehr bei ihrem Ballett-Potpourri am Ende des Sets. Pirouetten drehend, mit rosa Tutu um die Hüften, auf den Zehenspitzen Trompete spielend – diese sterbenden Schwäne wird man lange nicht vergessen. Hoffentlich dauert es nicht wieder vier Jahre, bis sie zurück in die Region kommen.