Mit „Lammbock“ hatte der Regisseur und Drehbuchautor Christian Zübert im Jahr 2001 ein Debüt hingelegt, das Kult-Status erreichte. Aus der Kiffer-Komödie „Lammbock“ machte der gebürtige Würzburger nun, 16 Jahre später, „Lommbock“. Der Film startet an diesem Donnerstag bundesweit in den Kinos. Bei einem Besuch in seiner Heimat erzählte Christian Zübert (43), wie er an den ersten Teil anknüpft, was neu ist und wie viel Würzburg im zweiten Teil steckt.
Frage: In „Lommbock“ gibt es im Vergleich zum ersten Teil viel mehr Würzburg-Szenen. Spiegelt sich da ein Stück weit ihre Heimatverbundenheit wider?
Christian Zübert: Das kann ich so nicht sagen. Meine Heimatverbundenheit war zu Zeiten des ersten Teils noch größer, weil ich noch keine Familie in einer anderen Stadt hatte und auch noch öfter in Würzburg war. Im zweiten Teil ging es mir eher darum, wie es sich anfühlt, nach Hause zu kommen, mehr in der Geschichte als bei mir selbst.
Damals war „Lammbock“ einer der ersten Kiffer-Komödien in Deutschland. Seitdem ist der Cannabis-Konsum nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch auf der Leinwand immer salonfähiger geworden. Wie sind Sie damit im zweiten Teil umgegangen?
Zübert: Wir haben das schon berücksichtigt. Dass es Ende der 90er noch als rebellisch galt, wenn man in einer Stadt wie Würzburg mit zwei Gramm erwischt wurde und man dafür richtig Schwierigkeiten bekommen hat, das konnte man so nicht mehr erzählen. Um diese Fallhöhe zu behalten, wohnt im zweiten Teil nun einer der beiden Jungs in Dubai, wo die Gesetze noch extrem hart sind. Würde die Geschichte nur in Deutschland spielen und würden wir dann behaupten, dass man dort ernsthaft Ärger wegen des Kiffens bekommt, hätte das nicht funktioniert.
Welche Rolle spielen Kiffen und Drogen im zweiten Teil?
Zübert: Ich habe ja den ersten Teil nie als richtigen Drogenfilm gesehen und so sehe ich den zweiten Teil auch eher als einen Film über Freundschaft. Das Kiffen war für mich immer nur eine Metapher für die Freundschaft der beiden. Im zweiten Teil wird schon auch noch gekifft, aber es ist für mich nicht die Hauptsache.
Für „Lammbock“-Fans gibt es in der Fortsetzung ein paar Gags, die auf den ersten Teil anspielen, beispielsweise der Auftritt von Mehmet Scholl. Wie wichtig waren Ihnen diese Anknüpfungspunkte?
Zübert: Die waren mir schon wichtig. Aber mir ist auch wichtig, dass man den Film auch schauen und gut verstehen kann, wenn man den ersten Teil nicht kennt. Trotzdem wollte ich ein paar Anspielungen auf Mehmet Scholl oder Stefans Schwester Laura einbauen, über die sich „Lammbock“-Fans freuen, die man aber nicht unbedingt braucht, um den Film zu verstehen.
Apropos Stefans Schwester. Im ersten Teil schläft er versehentlich mit Laura, im zweiten Teil lassen Sie offen, ob ihr behindertes Kind das Ergebnis davon ist. Was hat Sie dazu bewegt, dieses Tabuthema auf die Leinwand zu bringen?
Zübert: Ich muss sagen, dass ich mich für die Szene aus dem ersten Teil im Nachhinein ein bisschen schäme, weil das schon ganz schön harter Tobak war. Aber gut, damals war ich Mitte 20, heute würde ich das ein bisschen anders machen. Ich fand's für den zweiten Teil einfach witzig, diesen kleinen Seitenhieb einzubauen. Das ist auch wirklich nur etwas, was die „Lammbock“-Fans bemerken.
Wieso ist Mehmet Scholl in den „Lammbock“-Filmen eigentlich eine Art Kultfigur für Stefan und Kai?
Zübert: Vor 15 Jahren waren Fußballer noch ein bisschen anders drauf als heute. Viele wie David Beckham sind heute sehr stylish und ganz coole Typen. Damals gab es eher Typen wie Mario Basler, Lothar Matthäus oder Stefan Effenberg, die zwar gut Fußball spielen konnten, aber keine Leute waren, mit denen ich unbedingt hätte abhängen wollen. Da war Mehmet Scholl eine Ausnahme, bei ihm dachte ich mir, dass er nicht auf den Kopf gefallen ist, der hört ganz gute Musik und kann sich gut anziehen.
Deutsche Filme werden oft in einen Topf gesteckt mit Produktionen von Til Schweiger. War es Ihnen wichtig, mit „Lommbock“ nicht in diesem Topf zu landen?
Zübert: Da habe ich mir gar keine Gedanken darüber gemacht. Ich mache mir generell nicht so viel Gedanken darüber, wie der Film dann am Ende rüberkommt. Ich glaube, dass es einem Film nicht guttut, wenn man zu sehr darüber grübelt, was Leute darüber denken. Ich hab einfach Lust auf die Geschichte gehabt und sie dann erzählt. Rausgekommen ist letztendlich keine typische romantische Komödie. Selbst, wenn er in den gleichen Topf gesteckt würde wie Filme von Til Schweiger, würde mich das nicht stören.
Ich respektiere das total, was er macht. Aber ich glaube, von der Machart und der Geschichte her, ist „Lommbock“ ganz anders.
Kai spricht in einigen Szenen mit übertriebenem Jugend-Slang. Nehmen Sie damit den Nullachtfünfzehn-Humor anderer Filme aufs Korn?
Zübert: Genau. Das Lustige ist, dass Kai denkt, das sei die Art, wie man mit Jugendlichen spricht. Es gibt Filme, die biedern sich damit regelrecht an Jugendliche an, und das habe ich dann in diesen Szenen auf die Spitze getrieben.
Sie wohnen ja in Berlin mit Ihrer Familie, sind aber gebürtiger Würzburger. Ist es ein anderes Gefühl, sich den Film in Ihrer Heimat anzusehen?
Zübert: Auf jeden Fall. Wir wurden während des Drehs im Sommer 2016 total unterstützt von der Stadt. Man hat gemerkt, dass die Würzburger richtig Lust auf den Film hatten – was beim ersten Teil noch ganz anders war. Da haben wir nur zwei Tage gedreht und wurden ungefähr zehn Mal von der Polizei angehalten um unsere Genehmigung zu zeigen.