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WÜRZBURG/BERNRIED
Brücke zwischen Würzburg und Starnberger See
Hermann Gerlinger und Daniel J. chreiber, Direktor des Buchheim Museums
Foto: Manuela Göbel | Hermann Gerlinger und Daniel J. chreiber, Direktor des Buchheim Museums
Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:30 Uhr

„Das ist ein besonderer Moment“, sagt Daniel J. Schreiber. An diesem Samstag eröffnet der Direktor des Buchheim Museums die Ausstellung „Brückenschlag. Gerlinger und Buchheim“. Bis Februar 2018 hängt dann erstmals ein Ernst Ludwig Kirchner aus der Sammlung Buchheim neben einem Kirchner der Sammlung Gerlinger. 150 Werke aus beiden Sammlungen werden gezeigt.

Das Besondere daran: Hermann Gerlinger und der 2007 gestorbene Lothar-Günter Buchheim sammelten Werke der 1905 in Dresden gegründeten expressionistischen Künstlergruppe „Brücke“ (siehe Kasten). Durch die Vereinigung der beiden Sammlungen verfügt das Museum am Starnberger See jetzt über 2000 „Brücke“-Werke und präsentiert sich mit der Auftakt-Ausstellung „Brückenschlag“ als neues Zentrum für „Brücke“-Kunst.

Der Würzburger Sammler Gerlinger hat im Sommer einen Dauerleihvertrag mit dem Buchheim Museum geschlossen, nachdem es in seiner Heimatstadt keine Möglichkeit gab, seine über 1000 Werke auszustellen.

Das Buchheim Museum kann bei der „Brücke“ also aus dem Vollen schöpfen und demonstriert das zum Auftakt eindrucksvoll: mit Gemälden, aber auch mit Aquarellen, Zeichnungen und Druckgrafik. Dabei werden Ähnlichkeiten, aber auch Unterschiede in der Entwicklung von Künstlern wie Karl-Schmidt-Rottluff, Erich Heckel oder Max Pechstein deutlich gemacht.

„Brückenschlag“ beginnt nach 1900, endet 1960 und ist chronologisch aufgebaut. Der besondere Reiz beim Rundgang durch die 1700 Quadratmeter Ausstellungsfläche entsteht durch die motivischen Schwerpunkte. Der Blick bleibt an ähnlichen Motiven hängen: Akte, Selbstbildnisse oder Landschaften, von verschiedenen Künstlern oder vom selben Künstler in unterschiedlichen Phasen.

Gerlinger ist beim Rundgang von der Zusammenstellung begeistert. „So habe ich das Bild noch nie gesehen“, sagt er zum Ölgemälde „Zwei Männer“ von Erich Heckel. Die neue LED-Beleuchtung im Buchheim Museum bringt die flächigen Farben zum Strahlen. Der 86-Jährige berichtet viele Details zu Werken und Künstlern. Am 463 Seiten starken Katalog hat er ebenso mitgewirkt wie am Audio-Führer.

Er habe mit seiner Entscheidung für das Buchheim Museum die richtige Wahl getroffen, sagt der Würzburger. „Hier wurde meine Sammlung begeistert aufgenommen und hat hoffentlich für immer ihre Heimat gefunden.“ Gezeigt werden die Werke künftig in einer jährlichen Sonderausstellung sowie dauerhaft als Ergänzung der Expressionisten-Ausstellung.

Dem Würzburger Sammler liegen auch die Kunstfreunde in Unterfranken am Herzen. „Jede Sonderausstellung kann im Museum für Franken auf der Festung gezeigt werden“, sagt Gerlinger im Gespräch mit dieser Redaktion. Schreiber nickt. Dies sei vertraglich auch für die Zukunft so festgehalten. Das Landesmuseum müsse nur Bescheid sagen, wenn es eine haben möchte. Die nächste wird Schmidt-Rottluff gewidmet. Zur Eröffnung der ersten Gerlinger-Buchheim-Ausstellung spricht an diesem Samstag neben Sammler Gerlinger und Direktor Schreiber auch der bayerische Kultusminister Ludwig Spaenle.

Auch Ex-Ministerpräsident Edmund Stoiber als Vorsitzender des Stiftungsrats der Buchheim Stiftung und der Würzburger Oberbürgermeister Christian Schuchardt sind dabei.

Öffnungszeiten im Buchheim Museum: Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen 10–17 Uhr. Bis 25. Februar.

Gerlinger und die „Brücke“

Die Künstlergruppe „Brücke“, von Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluff und Fritz Bleyl 1905 in Dresden gegründet, gilt als Wegbereiter des Expressionismus in Deutschland. Später kamen Maler wie Emil Nolde, Max Pechstein und Otto Mueller dazu. Das Würzburger Ehepaar Hermann und Hertha Gerlinger sammelt seit 1960 „Brücke“-Kunst. Unter den 1030 Werken aus allen Schaffensphasen der Künstler sind Gemälde, Zeichnungen, Holzschnitte, Aquarelle, Skulpturen. Von 1995 bis 2001 war die Sammlung im Museum Schloss Gottorf (Schleswig-Holstein) erstmals öffentlich zu sehen. Nach vergeblichen Versuchen, in Würzburg ein Museum für sie zu bauen, kam sie 2001 ins Kunstmuseum Moritzburg. 2016 löste Gerlinger seinen Leihvertrag auf. Im Frühjahr 2017 wurden die Werke ins Buchheim Museum am Starnberger See gebracht. Der Autor („Das Boot“) und Künstler Lothar-Günther Buchheim hat als Sammler dem von den Nazis verfemten Expressionismus nach dem Zweiten Weltkrieg zu neuer Bedeutung verholfen. Herzstück sind „Brücke“-Künstler, dazu kommen Max Liebermann und Otto Dix sowie Pablo Picasso, Marc Chagall oder Joan Miró. Die Expressionistensammlung war auf Welttournee, bevor 2001 für sie das Buchheim Museum in Bernried errichtet wurde. Der 1918 geborene Sammler starb 2007. Gam
Teil der Ausstellung: Karl Schmidt-Rottluff, „Straße im Norden“ (1906)
Foto: VG Bild Kunst, Bonn 201, Manuela Göbel | Teil der Ausstellung: Karl Schmidt-Rottluff, „Straße im Norden“ (1906)
 
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