„Das ist ein besonderer Moment“, sagt Daniel J. Schreiber. An diesem Samstag eröffnet der Direktor des Buchheim Museums die Ausstellung „Brückenschlag. Gerlinger und Buchheim“. Bis Februar 2018 hängt dann erstmals ein Ernst Ludwig Kirchner aus der Sammlung Buchheim neben einem Kirchner der Sammlung Gerlinger. 150 Werke aus beiden Sammlungen werden gezeigt.
Das Besondere daran: Hermann Gerlinger und der 2007 gestorbene Lothar-Günter Buchheim sammelten Werke der 1905 in Dresden gegründeten expressionistischen Künstlergruppe „Brücke“ (siehe Kasten). Durch die Vereinigung der beiden Sammlungen verfügt das Museum am Starnberger See jetzt über 2000 „Brücke“-Werke und präsentiert sich mit der Auftakt-Ausstellung „Brückenschlag“ als neues Zentrum für „Brücke“-Kunst.
Der Würzburger Sammler Gerlinger hat im Sommer einen Dauerleihvertrag mit dem Buchheim Museum geschlossen, nachdem es in seiner Heimatstadt keine Möglichkeit gab, seine über 1000 Werke auszustellen.
Das Buchheim Museum kann bei der „Brücke“ also aus dem Vollen schöpfen und demonstriert das zum Auftakt eindrucksvoll: mit Gemälden, aber auch mit Aquarellen, Zeichnungen und Druckgrafik. Dabei werden Ähnlichkeiten, aber auch Unterschiede in der Entwicklung von Künstlern wie Karl-Schmidt-Rottluff, Erich Heckel oder Max Pechstein deutlich gemacht.
„Brückenschlag“ beginnt nach 1900, endet 1960 und ist chronologisch aufgebaut. Der besondere Reiz beim Rundgang durch die 1700 Quadratmeter Ausstellungsfläche entsteht durch die motivischen Schwerpunkte. Der Blick bleibt an ähnlichen Motiven hängen: Akte, Selbstbildnisse oder Landschaften, von verschiedenen Künstlern oder vom selben Künstler in unterschiedlichen Phasen.
Gerlinger ist beim Rundgang von der Zusammenstellung begeistert. „So habe ich das Bild noch nie gesehen“, sagt er zum Ölgemälde „Zwei Männer“ von Erich Heckel. Die neue LED-Beleuchtung im Buchheim Museum bringt die flächigen Farben zum Strahlen. Der 86-Jährige berichtet viele Details zu Werken und Künstlern. Am 463 Seiten starken Katalog hat er ebenso mitgewirkt wie am Audio-Führer.
Er habe mit seiner Entscheidung für das Buchheim Museum die richtige Wahl getroffen, sagt der Würzburger. „Hier wurde meine Sammlung begeistert aufgenommen und hat hoffentlich für immer ihre Heimat gefunden.“ Gezeigt werden die Werke künftig in einer jährlichen Sonderausstellung sowie dauerhaft als Ergänzung der Expressionisten-Ausstellung.
Dem Würzburger Sammler liegen auch die Kunstfreunde in Unterfranken am Herzen. „Jede Sonderausstellung kann im Museum für Franken auf der Festung gezeigt werden“, sagt Gerlinger im Gespräch mit dieser Redaktion. Schreiber nickt. Dies sei vertraglich auch für die Zukunft so festgehalten. Das Landesmuseum müsse nur Bescheid sagen, wenn es eine haben möchte. Die nächste wird Schmidt-Rottluff gewidmet. Zur Eröffnung der ersten Gerlinger-Buchheim-Ausstellung spricht an diesem Samstag neben Sammler Gerlinger und Direktor Schreiber auch der bayerische Kultusminister Ludwig Spaenle.
Auch Ex-Ministerpräsident Edmund Stoiber als Vorsitzender des Stiftungsrats der Buchheim Stiftung und der Würzburger Oberbürgermeister Christian Schuchardt sind dabei.
Öffnungszeiten im Buchheim Museum: Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen 10–17 Uhr. Bis 25. Februar.