Soul, Funk, Gospel, Blues, Pop: Andreas Kümmert greift tief in die Wühlkiste der Musik und bastelt sich seinen eigenen, unverkennbaren Sound. Er folgt spürbar seinem Bauchgefühl, wenn es um mutige Schritte in neue Richtungen geht und liegt dabei immer goldrichtig. Auch beim jüngsten Auftritt in der Würzburger Posthalle.
Geboren gleich ums Eck, in Gemünden am Main, trat er seit 2007 hauptsächlich in Kneipen und Pubs zwischen Würzburg und Frankfurt auf, schaffte es aber auch hin und wieder in den Rest der Republik und ins Ausland. 2013 fiel Andreas Kümmert bei der Casting-Show "The Voice of Germany" mit seiner Interpretation von Elton Johns "Rocketman" auf, die ihn schon früh zum Favoriten der Show machte. Unvergessen ist auch der 5. März 2015, als er den deutschen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest (ESC) gewann, dann aber vor einem Millionenpublikum seinen Verzicht auf das Finale in Wien verkündete.
Mit seinem letzten Album "Lost and Found" verarbeitet er vor allem eine zentrale Frage: Wer bin ich? Kümmert erzählt von Momenten, in denen er zu sich fand und von solchen, in denen er neben sich stand. Trotz großer Arrangements sind die Songs immer noch nach guter alter Singer/Songwriter-Manier konzipiert: Kümmert schrieb sie selbst, nur mit seiner Gitarre, aufwändig ausgestattet wurden sie erst im Nachhinein. Eine Vorgehensweise, die ihm sehr wichtig ist. Nach "The Voice of Germany" fiel es ihm schwer, sich auf andere Songwriter einzulassen. Dies führte ihn zu der existentiellen Frage, die ihn seither beschäftigt.
Der Mann hat eine atemberaubende Stimme, die unter die Haut geht
Zu Beginn des Abends erklärt Kümmert, dass er und sein Partner Tobias Niederhausen die Stücke nun so spielen werden, wie sie in ihrer ursprünglichen Fassung vor der Produktion geklungen haben. In dieser Version kommen deutlich Kümmerts bluesige Wurzeln zum Vorschein. Der Mann hat eine atemberaubende Stimme, die unter die Haut geht. Und Tobias Niederhausen schmückt mit seiner E-Gitarre die Songs so filigran aus, dass es an nichts fehlt. Die beiden kennen sich schon länger, das ist deutlich bei ihren musikalischen Dialogen zu spüren.
Sie spielen neben Kümmert-Songs wie "Simple Man", "Gimme Your Sympathy" oder "Something In My Heart" auch Klassiker wie "Easy", "My Girl" und eben "Rocketman". Ein Highlight ist der kurze Bluegrass-Teil, bei dem sich die beiden Gitarristen, quasi unplugged, durch die Sitzreihen spielen. Kümmert leitet jeden Song mit seinem trockenen Humor ein. So trocken, dass das Publikum "nach dem Konzert etwas peinlich berührt nach Hause gehen" solle, witzelt er. Tatsächlich scheint es, als hätte er sein halbernstes Ziel erreicht, denn abgesehen vom tosenden Applaus für die Musik, bleibt der Saal eher ruhig.