
Bleierne Hitze lag über dem Innenhof im Luitpoldbad beim Kissinger Sommer; fleißig kreisten Sektkübeln mit Eiswürfeln, doch Daniel Hope und sein „New Century Chamber Orchestra“ mit Geigerin Iris Stone sorgten sich zum angesagten Konzertbeginn mit „American Classics“ um 20 Uhr angesichts der Sonne mehr um ihre Instrumente. 20 Minuten später stand dem Auftritt nichts mehr im Wege.
Mit atemberaubender Perfektion entlockte Menuhin-Schüler Hope seiner Guarneri aus dem Jahre 1742 flirrende Brillanz in allen Tonlagen. Mit ihr hatte sich der Virtuose Karol Lipinski einst Duelle mit dem Teufelsgeiger Paganini geliefert. Hier war der Wahl-Berliner Hope zunächst Teamplayer. Ob es daran lag, dass die sechs Volksmelodien der "Old American Songs" von Aaron Copland und erst recht das tieftraurige, seidenweich gespielte „Adagio for Strings“ von Samuel Barber noch nicht die musikalische Erfrischung brachten?
Ohne die Klangfarben anderer Instrumente wirkte die für Streichorchester arrangierte Suite mit sechs Titeln aus Leonard Bernsteins Musical „West Side Story“ minimalistisch angehaucht. Doch die „Shaker Loops“ von John Adams und „Echorus“ von Philip Glass mit hypnotisch schwebenden Rhythmen im nur scheinbar unendlich Repetitiven brachen den Bann. Fünf Gershwin-Songs und Brahms´ "Wiegenlied" ließen schließlich alle Strapazen vergessen.