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WÜRZBURG
2700 Besucher bei „Rock meets Classic“
2700 Fans bei „Rock meets Classic“       -  „Rock meets Classic“ in der Würzburger s.Oliver Arena.
Foto: Silvia Gralla | „Rock meets Classic“ in der Würzburger s.Oliver Arena.
Michi Bauer
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:40 Uhr

Eine Handvoll Stars, ein Orchester und Lieder für die Ewigkeit. „Rock meets Classic“ ist ein musikalisches Rundum-sorglos-Paket. Da kann man wenig falsch machen, das sind zweieinhalb Stunden Mitsingen, Tanzen, Klatschen. Eine Rock’n’Roll-Show, die Tage voller Rebellion, Unbeschwertheit, erster Liebe und vielleicht auch etwas Unfug ins Jetzt transportiert. Ja, die 2700 Fans in der Würzburger s.Oliver Arena mögen die jüngsten nicht sein, aber sie wissen wie man Party macht.

Und auf ihn haben sie alle gewartet: Francis Rossi. Was hatte der Bursche mal für lange Haare, glatt und bis zum Poppes. Jetzt sind sie kurz und licht, ein Umstand, den der Status-Quo-Gitarrist auch im Publikum ausmacht, und obendrein ein paar Falten. Rossi witzelt, als gäbe es seine Trauer um den vor einem halben Jahr verstorbenen Kumpan und langjährigen Band-Weggefährten Rick Parfitt nicht. „Show must go on“ – der Queen-Klassiker läuft am Ende nicht nur vom Band, er gilt eben auch für Musiker.

Und wie die Show weitergeht bei Francis Rossi. Der Brite räumt von „Sweet Caroline“ über „The Wanderer“, „Paper Plane“ bis „Down, down“ ab wie kein anderer an diesem Abend. Weißes Hemd, schwarze Weste, grüne Gitarre – da geht noch verdammt viel an den sechs Saiten. „Rockin‘ all over the World“ – zum größten Hit dürfen dann noch einmal alle Kollegen mit auf die Bühne.

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150 Minuten ist’s da her, dass Beethovens Neunte elegant den Übergang zu Led Zeppelins „Whole lotta Love“ gepackt hat. Streicher hier, Gitarren da – Letztere gewinnen bei der 2018er Auflage der längst etablierten Konzertreiheschnell die Oberhand. Mat Sinner, Rock-Tausendsassa aus dem Schwabenland und Erfinder des Projekts, zeigt mit seiner „Welcome to the Jungle“-Version, dass seine Band durchaus gewillt ist, dich diesmal gegenüber dem neu formierten RMC-Symphony-Orchestra, bei dem der 28-jährige Volkacher Philipp Klinger  auf die Pauke haut, zu behaupten.

Die klassischen Musiker um Dirigent Bernhard Wünsch haben das bewährte Bohemian Symphony Orchestra abgelöst, spielen aber wie 2017 die Vorgänger bei „ihrem“ Auftritt das Thema aus „Fluch der Karibik“. Ansonsten beschränkt sich die Klassik auf eine den Rock begleitende Rolle – etwas schade zwar, der Stimmung tut’s aber keinen Abbruch.

Kein Wunder, selten war die Ansammlung echter Gassenhauer größer. Wenn’s schon mit Sagas „Wind him up“ losgeht, müssen es ausnahmslos Welthits sein, die folgen. Saga-Sänger Michael Sadler hat nichts an Volumen und Transparenz in seiner Stimme verloren und setzt Maßstäbe. Und bei „On the Loose“ darf er auch noch seine Qualitäten als Keyboarder zeigen.

Da hat es sein Hooters-Kollege Eric Bazilian zunächst ungleich schwerer: „All you Zombies“ im klassischen Gewand ist schlicht nicht zu machen, weil der Reggae-Rhythmus mit Streichern einfach nicht hinzukriegen ist. Da braucht‘s halt Bass und Drums. Umso göttlicher das von Bazilian geschriebene Joan-Osbourne-Cover „One of us“ – samt humoristischer deutscher Strophe, in welcher der amerikanische Multiinstrumentalist darüber sinniert, dass den einsam mit der Straßenbahn nach Hause gefahrenen Gott bestensfalls mal der Papst anruft.

Saga und Hooters – bei so viel Radio-Popularität haben’s die Schweizer Hardrocker Gotthard nicht unbedingt leichter, die Zuschauer auch zu Mitsängern zu machen. Gitarrist Leo Leoni und Sänger Nic Maeder legen sich trotzdem mächtig ins Zeug, „Anytime, anywhere“ ist aber auch sowas von geeignet für Orchester-Bombast. Etwas Verwunderung bleibt freilich: Wenn schon gecovert wird („Hush“), warum dann nicht diese wunderbar ruppige Variante von „Mighty Quinn?“ Vielleicht, weil Manfred Mann’s Earth Band am Vorabend in der Domstadt war?

Fragen, mit denen sich weder Saxofonist John Helliwell, noch Sänger Jesse Siebenberg, Sohn des langjährigen Schlagzeugers Bob Siebenberg, herumschlagen müssen. Das Supertramp-Urgestein, das bereits das bereits 1973 zu den Progressive-Rockern gestoßen ist, und der Jungspund, der klingt wie das Original, müssen nur „Breakfast in America“ anstimmen und ein Raunen geht durch den Saal. „Logical Song“, „School“ – wie war das damals noch auf dieser legendären Oberstufen-Fete? Wer hat da mit wem? Und mit wem habe ich? Auch interessante Fragen.

Die Schau stiehlt den Supertrampern – neben Rossi natürlich – nur noch einer kurz: Eric Bazilian. Erst ein starkes Gitarren-Solo bei den „500 Miles“, dann ein liebliches Flöten-Intro zu „Johnny B“ – als der größte Hooters-Hit rockig wird, steht beinahe Jeder. Wobei das mit der Steherei halt so eine Sache ist. Vielleicht sollte man sich einmal überlegen, bei bestuhlten Konzerten zumindest im vorderen Drittel die Leute auch zum Sitzen zu verdonnern. Denn: Wer nicht mithupfen mag, der sieht statt der Stars nur die Hintern der Vorderleute. Und verpasst so herrliche Einlagen wie das Säbelduell zwischen Dirigent und Musiker beim karibischen Fluch.

 
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