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WÜRZBURG
Rock meets Classic: Parade der Alt-Rocker
Rock meets Classic: Ob Eagles, Toto oder Uriah Heep – die Parade der Alt-Rocker lebt von der Magie der Klassiker. Da kann es schon passieren, dass sich ein Star aus jüngeren Zeiten anfangs etwas schwertut.
Mick Box (Uriah Heep )
Foto: Silvia Gralla | Mick Box (Uriah Heep )
Michi Bauer
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:40 Uhr

Der Kessel ist groß, aus dem Mat Sinner schöpft. Und voll an feinen Zutaten. Beinahe selbstverständlich, dass was Leckeres dabei herauskommt. Rock-Legenden, die – nun, ja – ihre allerbesten Zeiten hinter sich haben, aber immer noch den Jungen zeigen können, wie gute Gitarren-Musik gemacht wird, hat's wie Sand am Meer. Was nicht heißt, dass jede Auswahl auch miteinander harmoniert. Und darum ist's eine Kunst, wie dem schwäbischen Heavy-Metal-Bassisten mit den langen blonden Haaren seit 2010 stets eine prima Mixtur gelingt.

Steve Lukather (Toto )
Foto: Siliva Gralla | Steve Lukather (Toto )

Rock meets Classic – auch in diesem Jahr ist die Zeitreise durch die Rock-Historie ein kleines Meisterwerk: 3000 Fans in der ausverkauften Würzburger s.Oliver-Arena feiern zu den Songs der Eagles, von Toto oder Uriah Heep. Und Ex-Teenie-Schwarm Rick Springfield zeigt, dass man für ein Best-of-Publikum auch mit 67 Jahren zu jung sein kann.

Springfield ist der Special Guest dieser orchestral gestützten Rock-Schau. Und tut sich zunächst schwer. Seine Kollegen von Magnum und Uriah Heep haben ihm eine aufgeheizte Menge hinterlassen. Da knallt halt eine 80er-Nummer wie „I've done everything for you“ nicht gleich derart, dass Rockfans, die in den 70ern wild unterwegs waren und ein Jahrzehnt später ihre musikalische Bildung eher aus dem Nebenher-in-der-Küche-Radio bezogen haben, von den Sitzen hüpfen und tanzen. Da kann der smarte Kerl noch so sehr den Rosenstrauß einer Verehrerin herum wirbeln bis die Blüten fliegen. Oder zu „Celebrate Youth“ so kräftig in die Saiten greifen, bis eine reißt.

Der Sonnyboy bricht das Eis

Doch Springfield ist Profi, schüttelt sich in der Halbzeitpause kurz und eröffnet den zweiten Rock-Meets-Classic-Teil angriffslustig. Er turnt durch die vorderen Stuhlreihen, tanzt mit den Damen und bricht mit „You better love somebody“ das Eis. Jetzt ist er der Sonnyboy von damals, okay, mit ein paar mehr Ecken und Kanten im Gesicht, aber immer noch gut sitzendem T-Shirt, das an den Coca-Cola-Fensterputzer erinnert. Und mit „Jessie's Girl“ kriegt er auch die Herren.

Dass Springfield erst einmal kämpfen muss, liegt auch an Bob Catley und Tony Clarkin, den Gründungsmitgliedern der britischen Hardrocker Magnum. Catley ist gut bei Stimme, auch in den höheren Lagen, doch ob zu grauem Haupthaar eine rote Sonnenbrille, zum kornblauen Sakko ein gepunktetes Hemd passen, weiß er vermutlich selbst nicht. „A Storyteller's Night“ rockt jedenfalls.

Rick Springfield
Foto: Silvia Gralla | Rick Springfield

Und das tun mit Herzenslust Sänger Bernie Shaw und Gitarrist Mick Box, die Aushängeschilder von Uriah Heep. Box ist seit 1967 den Briten treugeblieben und stimmt „Easy Livin'“ an, als wäre es ein Auftritt bei Ilja Richter vor 45 Jahren. Shaw gibt den Animateur, hat den Saal im Griff – spätestens bei der unvermeidlichen Schwarzen Lady.

Nicht immer ganz im Griff haben die Jungs und Mädels des Bohemian Symphony Orchestra aus Prag ihren Part. Grundsätzlich geben die Streicher den Rock-Nummern die unverwechselbare Note, die diese Veranstaltung ausmacht. Doch streichen sie bei „Jessie's Girl“ auch mal einen Moment am Takt vorbei, sind die Solistinnen beim reinen Klassik-Teil nicht hundertprozentig synchron. Da helfen dann auch aufreizendes Lederkleidchen und Overknee-Stiefel nur bedingt. Trotzdem: Mozarts „Kleine Nachtmusik“ geht immer – ist ja auch eine rockige Geschichte. Fast.

Soli eines Ausnahmegitarristen

Richtig hochkarätig wird's dann zum Finale hin. Was Steve Lukather, Langzeit-Gitarrist der US-Melodic-Rocker Toto, seinen verschiedenen Instrumenten entlockt, ist ganz großes Kino. Selbst ein Schmachtfetzen wie „Rosanne“ kann seine bluesige Attitüde kaum wegspülen. Und in den Soli erinnert er an den großartigen David Gilmour von Pink Floyd. Dass ein Ausnahmegitarrist nicht zwingend singen können muss, demonstriert er beim gar nicht so einfachen „Africa“, doch dafür rockt der das Haus mit „Hold the Line“.

Don Felder (ehemals Eagles)
Foto: Silvia Gralla | Don Felder (ehemals Eagles)

Dass nur ein Superstar mithalten kann, will er als Headliner bestehen, ist klar: Don Felder kann's. Der 69-jährige Gitarrist kommt auf die Bühne, als gehöre sie ihm. Kein Brimborium, keine unnötige Show, stattdessen elegante Zurückhaltung und eine Überdosis Coolness – irgendwo zwischen Marlboro-Man und Eric Clapton. Dieser Mann hat als Co-Autor von „Hotel California“ Rockgeschichte geschrieben, liefert mit „Heartache tonight“ und „Life in the fast Lane“ einen Gassenhauer nach dem anderen. Und holt zur Hotelbegehung die Doppelläufige raus. Auch wenn ihm sein genialer Duett-Partner Joe Walsh abgeht – das garantiert Gänsehaut. 3000 Leute sitzen am Lagerfeuer, einige überlegen vielleicht, ob die morschen Latten der s.Oliver-Arena als Brennholz getaugt hätten.

Und wie kann man so einen Abend besser beschließen, als mit allen Stargästen und dem ersten Eagles-Hit „Take it easy“? Da darf auch die Mat-Sinner-Band noch einmal zeigen, dass sie mehr ist als nur schmückendes Beiwerk. Das nächste Mal darf sie dies in Würzburg am 6. April 2018. Dann schaut der Schwabe wieder mit einer Alt-Rocker-Parade vorbei.

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