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WÜRZBURG
100 Jahre Mozartfest: So sehen die Planungen aus
Schauplätze des Mozartfest: der Klassiker, Nachtmusik im Hofgarten, 2017.
Foto: Patty Varasano | Schauplätze des Mozartfest: der Klassiker, Nachtmusik im Hofgarten, 2017.
Mathias Wiedemann
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:42 Uhr

Evelyn Meining hat nicht vor, das Jubiläum „100 Jahre Mozartfest“ ungenutzt verstreichen zu lassen. Nicht für das Festival selbst und nicht für die Stadt Würzburg: „Wir haben die Möglichkeit, Würzburg weit über das Mozartfest hinaus weltweit zu präsentieren“, sagt die Intendantin. Bis 2021 sind es zwar noch drei Jahre, doch was Meining und ihr Team vorhaben, muss jetzt auf den Weg gebracht werden. Tatsächlich haben bereits etliche Vorgespräche stattgefunden.

Im Schul- und Kulturausschuss des Würzburger Stadtrats stellten Evelyn Meining und Mozartfest-Geschäftsführerin Katharina Strein am Dienstag erstmals die Pläne für die Jubiläumsausgabe vor – manche schon recht konkret, andere noch „Luftschlösser“ (Meining). Das übergeordnete Motto wird „Mozart#Bilder“ lauten, zu verstehen im wörtlichen wie im übertragenen Sinne. Die Ausstellung „Klangkunst – Bildkunst“ im Martin-von-Wagner-Museum wird einerseits Objekte aus Mozarts Besitz zeigen wie seine Geige und seine Bratsche (auf denen im Eröffnungskonzert denn auch die Sinfonia concertante gegeben wird) oder das einzige erhaltene authentische Porträt von ihm – allesamt Leihgaben der Salzburger Stiftung Mozarteum –, andererseits Werke der Bildenden Kunst mit Bezug zu Mozart, etwa von Chagall, Klee oder Braque.

Mozart auf der Durchreise lobte den Kaffee und die „prächtige Stadt“

Mozart-Bilder im übertragenen Sinne wären dann die musikalischen Interpretationen, zu hören in den Konzerten, die nicht nur zum Jubiläumsjahr den Anspruch haben, die Mozartinterpretation auf der Höhe der Zeit zu zeigen. Da habe sich allein in den vergangenen drei Jahrzehnten viel getan. „Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es diesen Breitband-Sound“, sagt die Intendantin, „da konnte jeder Mozart spielen.“ Heute geben längst Spezialisten der historisch informierten Aufführungspraxis den Ton an.

Wenn auch der Bezug zwischen Stadt und Komponist sich nur auf einen Brief stützt, in dem Mozart auf der Durchreise einen stärkenden Kaffee und die „schöne prächtige Stadt“ lobt, so ist das Würzburger Mozartfest doch das älteste Deutschlands. Grund genug, Mozart selbst 2021 zum artiste étoile und zum Komponisten im Porträt zu machen – Mozart als vergangene wie gegenwärtige Persönlichkeit also.

Reisen nach Rom, Mailand, Paris und London

Und Grund genug, zum Jubiläum richtig groß zu denken. Das Projekt „Auf Mozarts Spuren“ soll europaweit wahrnehmbar werden: Ehemalige artistes étoile werden in fünf Städte reisen, die im Leben des Reisejunkies Mozart eine Rolle spielten, mit dortigen Orchestern im Rahmen dortiger Festivals konzertieren und danach gemeinsam beim Jubiläumsfest in Würzburg auftreten. „Das hinzukriegen, ist eine richtige Sisyphus-Arbeit“, berichtet Evelyn Meining auf Nachfrage. Jörg Widmann soll in die Klarinetten-Stadt Prag reisen, der Geiger Renaud Capuçon nach Mailand, der Pianist Kit Armstrong nach Wien und die Sängerin Christiane Karg nach Paris. Einzig London ist noch offen, dort haben viele Orchester keine eigenen Räumlichkeiten, was die Planung einer Zusammenarbeit nicht gerade erleichtert.

CD-Sonderedition und ein Buch zu 100 Jahren Mozartinterpretation

Es wird eine CD-Sonderedition mit Höhepunkten aus 100 Jahren geben, schließlich waren über die Jahrzehnte unzählige große Namen da, Fritz Wunderlich etwa, Elly Ney, Clara Haskil, Eugen Jochum, Raphael Kubelik oder der Würzburger Wagner-Star Waltraud Meier. Derzeit bemüht man sich um die Rechte an den Aufnahmen, von denen viele noch aus vordigitaler Zeit stammen.

Im Bärenreiter-Verlag wird ein Buch zu 100 Jahren Mozartinterpretation erscheinen – ausdrücklich kein Werk für Spezialisten, sondern „ein Lesebuch für breite Leserschaften“, sagt Evelyn Meining. Schließlich hätten die Herausgeber Zugang zu einem trotz aller Kriegsverluste fantastischen Schatz an Fotografien.

Die Stadtgesellschaft soll „100 Ideen zu Mozart“ beitragen

Für Vernetzung mit der Stadt und deren Einwohnern soll das Projekt „100 Ideen“ sorgen, in das sich möglichst viele Vertreter der Stadtgesellschaft einbringen sollen. Und wem das alles noch immer nicht genug ist, der kann sich Aufklärung holen in der Vortragsreihe „Wieviel Mozart braucht der Mensch?“

Sollte all dies gelingen, dann könnte man dem verehrten Namensgeber hinterher vielleicht folgende Zeilen andichten, hofft das Mozartfest-Team: „Zu Würzburg haben wir uns an dem Fest zu meinem Namen erfreut, die ganze Welt ist hier zu Gast.“

Lachmusik im Hofkeller       -  Schauplätze des Mozartfests: im Hofkeller der Residenz, 2017
Foto: Daniel Peter | Schauplätze des Mozartfests: im Hofkeller der Residenz, 2017
Mozart am Grün       -  Schauplätze des Mozartsfests: „Mozart am Grün, 2015 am Golfplatz.
Foto: Daniel Peter | Schauplätze des Mozartsfests: „Mozart am Grün, 2015 am Golfplatz.
Schauplätze des Mozartfests: „Lounga Amadé” im ehemaligen Odeon-Kino, 2017
Foto: Patty Varasano | Schauplätze des Mozartfests: „Lounga Amadé” im ehemaligen Odeon-Kino, 2017
 
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