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Würzburg
Seite an Seite mit den Profis musizieren: Wie Würzburgs Philharmoniker den Klassik-Nachwuchs fördern
Seit fast 20 Jahren dürfen junge Musikerinnen und Musiker im Rahmen von "Ohren auf! In Concert" mit den Profis auf die Bühne. Ein Probenbesuch mit Stimmen zum Projekt.
Ohren und Augen auf: Zweiter Konzertmeister Alexander Zeiher (links) und Nachwuchskräfte.
Foto: Thomas Obermeier | Ohren und Augen auf: Zweiter Konzertmeister Alexander Zeiher (links) und Nachwuchskräfte.
Mathias Wiedemann
 |  aktualisiert: 29.07.2024 02:36 Uhr

Wären hier nicht so viele Gesichter so auffällig jung, man könnte dies für eine ganz normale Probe der Würzburger Philharmoniker halten. Dirigent Enrico Calesso sagt an, lässt spielen, bricht ab, korrigiert, lässt wieder spielen und so weiter. Das klingt schon sehr ordentlich, was da im provisorisch zum Probensaal umgebauten Zuschauerraum der Blauen Halle erklingt. Aber eben doch noch nicht hundertprozentig professionell.

Die jungen Leute sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Projekts "Ohren auf! In Concert" des Philharmonischen Orchesters. Sie proben gemeinsam mit dessen Mitgliedern gerade "The Next World" des 1963 geborenen Komponisten Jochen Hartman-Hilter. Das Stück befasst sich mit dem lebenswichtigen Element Wasser und passt wiederum zum Anliegen der Initiative "Orchester des Wandels", der die Philharmoniker angehören. Die Mitgliedsensembles sehen Klima-, Natur- und Artenschutz als Teil ihres Kulturauftrags.

Das klingt schon sehr ordentlich, was da im provisorisch zum Probensaal umgebauten Zuschauerraum der Blauen Halle erklingt.
Foto: Thomas Obermeier | Das klingt schon sehr ordentlich, was da im provisorisch zum Probensaal umgebauten Zuschauerraum der Blauen Halle erklingt.

Matthias Steinkrauß, stellvertretender Solo-Cellist, hat "Ohren auf! In Concert" vor fast 20 Jahren ins Leben gerufen, als Ergänzung zu den vielen anderen Vermittlungsangeboten wie Schulbesuchen oder Kinder- und Jugendkonzerten. Hier werden alle zwei Jahre die jungen Leute selbst aktiv. Am 25. Juli findet in der Blauen Halle das 11. Konzert der Aktion statt. Auf dem Programm stehen neben dem Wasser-Stück die Symphonic Dances aus Leonard Bernsteins "West Side Story" und Edward Elgars "Enigma Variations" - beides Werke, die gleichermaßen bei Orchestern und Publikum beliebt sind.

Dirigent Enrico Calesso ist genauso engagiert und deutlich wie in jeder anderen Probe auch. Außer vielleicht, dass er die jungen Kolleginnen und Kollegen besonders liebevoll anspricht ("Meine lieben, großartigen Schlagzeuger") und die Stücke möglichst bildhaft beschreibt: "Wir sind tief im Ozean - wie schön hier alles ist."

48 Musikerinnen und Musiker aller Instrumentengruppen ab zehn Jahren machen diesmal mit. Sie alle haben sich selbst angemeldet, nachdem der Aufruf an ihre Schulen gegangen war. 22 kommen vom - musischen - Matthias-Grünewald-Gymnasium in Würzburg.

Stimmen zum Projekt: Enrico Calesso, Dirigent

'Dieses Orchester hat große pädagogische Begabung', sagt Enrico Calesso über seine Philharmoniker.
Foto: Thomas Obermeier | "Dieses Orchester hat große pädagogische Begabung", sagt Enrico Calesso über seine Philharmoniker.

"Ich arbeite hier nicht anders als mit den Profis", sagt Enrico Calesso, dem das Projekt sichtlich Spaß macht. "Genau diese Erfahrung sollen die jungen Leute ja machen: Wie es ist, in einem Profiorchester zu arbeiten." Mit dem Können der Nachwuchskräfte ist der Dirigent hochzufrieden: "Das Niveau hier ist wesentlich höher als etwa in Italien. Hier hat Deutschland immer noch Vorbildfunktion." Dass seine Musikerinnen und Musiker ihrerseits Vorbilder sind, freut den Generalmusikdirektor ebenfalls: "Dieses Orchester hat große pädagogische Begabung."

Stimmen zum Projekt: Matthias Steinkrauß, Initiator

'Das Niveau ist geblieben, aber die Breite ist zurückgegangen.' Initiator Matthias Steinkrauß überblickt 20 Jahre Nachwuchsentwicklung.
Foto: Thomas Obermeier | "Das Niveau ist geblieben, aber die Breite ist zurückgegangen." Initiator Matthias Steinkrauß überblickt 20 Jahre Nachwuchsentwicklung.

"Die gucken jetzt zwar alle sehr konzentriert, aber sie haben richtig Spaß dabei", sagt Matthias Steinkrauß, der "Ohren auf! In Concert" ins Leben gerufen hat und deshalb weiß, dass die Aktion "ein tiefes, prägendes Erlebnis" für die jungen Leute ist. Die melden sich allerdings nicht mehr so zahlreich an wie in der Anfangszeit. "Das Niveau ist geblieben, aber die Breite ist zurückgegangen."

Stimmen zum Projekt: Annika Stein, 17, Geigerin

Annika Stein: 'Es ist alles viel größer und professioneller als im Schulorchester.'
Foto: Thomas Obermeier | Annika Stein: "Es ist alles viel größer und professioneller als im Schulorchester."

Die Geigerin Annika Stein, 17, die gerade am Würzburger Wirsberg-Gymnasium Abitur gemacht hat, sitzt an einem Pult mit ihrer Lehrerin und Orchestermitglied Inga Trinsinger. "Es ist einfach schön, hier gemeinsam Musik zu machen", sagt sie. "Es ist alles viel größer und professioneller als im Schulorchester." Anders als einige andere Teilnehmer will Annika aber nicht Berufsmusikerin werden: "Es wird ein Hobby bleiben."

Stimmen zum Projekt: Kaelan König, 14, Fagottist

'Wenn er ein Solo spielt, inspiriert mich das.' Kaelan König über sein Vorbild Ivan Gerasimov.
Foto: Thomas Obermeier | "Wenn er ein Solo spielt, inspiriert mich das." Kaelan König über sein Vorbild Ivan Gerasimov.

Der 14-jährige Fagottist Kaelan König besucht den Exzellenzzweig am Matthias-Grünewald-Gymnasium und ab nächstem Semester auch das Pre-College an der Musikhochschule. Außerdem spielt er im Bayerischen Landesjugendorchester. Für ihn ist klar: Er will Berufsmusiker werden und will deshalb die Gelegenheit "bestmöglich nutzen", jetzt schon mal mit Profis zu spielen. Solo-Fagottist Ivan Gerasimov ist sein Vorbild: "Wenn er ein Solo spielt, inspiriert mich das."

Stimmen zum Projekt: Balthasar Weisser, 15, Schlagwerker

'Lernen, wie man mit anderen so zusammenarbeitet, dass es auf Anhieb klappt.' Balthasar Weisser hat klare Lernziele.
Foto: Thomas Obermeier | "Lernen, wie man mit anderen so zusammenarbeitet, dass es auf Anhieb klappt." Balthasar Weisser hat klare Lernziele.

Exzellenzzweig am Grünewald, Landesjugendorchester - auch Balthasar Weisser will die Musik zum Beruf machen. Der 15-jährige Schlagwerker schätzt besonders, was er von den philharmonischen Coaches alles gezeigt bekommt. "Von den Profis will ich lernen, wie man mit anderen so zusammenarbeitet, dass es auf Anhieb klappt", sagt er.

"Ohren auf! In Concert", Theaterfabrik Blaue Halle, 25. Juli, 19.30 Uhr. Karten: Tel. (0931)  3908-124, karten@mainfrankentheater.de

 
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