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WÜRZBURG
Junge Menschen lesen - aber anders
Kinder, denen vorgelesen wird, sprechen früher, sie haben einen größeren Wortschatz und können sich besser ausdrücken. Kinder, denen viel vorgelesen wurde, lernen selbst schneller lesen.
Foto: Stiftung Lesen | Kinder, denen vorgelesen wird, sprechen früher, sie haben einen größeren Wortschatz und können sich besser ausdrücken. Kinder, denen viel vorgelesen wurde, lernen selbst schneller lesen.
Claudia Kneifel
 |  aktualisiert: 27.04.2023 07:35 Uhr

„Die Olchis“, „Hexe Lilli“ oder „Der kleine Drache Kokosnuss“ – Kinder lesen nach wie vor gerne. Aber fast jedes fünfte Kind im Alter von zehn Jahren in Deutschland kann nicht richtig lesen. Das ist das Ergebnis der Iglu-Lesestudie, die 2017 veröffentlicht wurde. Menschen unter 30 Jahren lesen vor allem E-Mails und Textnachrichten sowie Internettexte, während bei Menschen über 60 Jahren Zeitungen und Zeitschriften hoch im Kurs stehen. Das ist das Ergebnis einer Befragung des Institutes für Demoskopie Allensbach im Auftrag der „Stiftung Lesen“.

Es gibt sie noch: Die Leseratte

Durch die digitalen Medien hat sich die Lesekultur und die Lesedauer verändert: „Das klassische Buch ist weniger populär, egal ob bei Erwachsenen oder Kindern. Lange Texte bereiten zunehmend Schwierigkeiten, bevorzugt werden kurze, eher episodenhafte Texte“, sagt Johannes Jung, Professor für Grundschulpädagogik an der Universität Würzburg. Es gebe noch einen harten Kern von Viellesern, die auch sehr dicke Bücher wie zum Beispiel Harry Potter verschlingen. Doch der Anteil an Leseratten, so Jung, sei kleiner geworden. „Wir beobachten eine Veränderung, keine Krise des Lesens“, sagt Jung.

Wie gut Grundschulkinder lesen können, hängt dabei stark von ihrem Elternhaus ab: „Kinder, denen vorgelesen wird, sprechen früher, sie haben einen größeren Wortschatz und können sich besser ausdrücken“, sagt der Würzburger Psychologieprofessor Tobias Richter. In der Grundschule hätten sie einen besseren Start, denn Kinder, denen viel vorgelesen wurde, lernen selbst schneller lesen. Es sei daher wichtig, dass die Eltern möglichst abwechselnd und regelmäßig vorzulesen. „Am besten jeden Tag zur gleichen Uhrzeit, zum Beispiel vor dem Schlafengehen.“

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Lesen als komplizierte Technik

Grundschullehrer stehen vor großen Herausforderungen: Jedes Kind kommt mit ganz individuellen Voraussetzungen in die erste Klasse: „Manche Kinder können bereits lesen, andere Kinder können noch nicht richtig Deutsch sprechen und sind dazu mit einem ganz anderen Alphabet aufgewachsen“, beschreibt Jung. Kinder mit Migrationshintergrund könnten relativ schnell gut sprechen und verstehen, aber mit dem Lesen und Schreiben hätten sie oft große Probleme. Die Pädagogen müssen nun alle Kinder auf einen Stand bringen. Denn: „In der zweiten Klasse sollten Kinder kleine Text lesen und verstehen können“, erklärt Jung. „Die meisten Kinder schaffen das, ein kleiner Prozentsatz schafft es aber nicht.“

Spaß beim Lesen

Wichtig ist, dass Kinder Spaß am Lesen und an Büchern haben. Doch welche Bücher sprechen Kinder an? „Die drei Fragezeichen, die Olchis oder auch Conni-Bücher sind bei Erstlesern sehr beliebt“, sagt Anita Kaltenbach, Leiterin der Stadtbücherei in Schweinfurt. „Kinder lesen nach wie vor gerne, auch wenn es einen Trend zum Hörspiel gibt“, so Kaltenbach.

Vorlesetag

Der bundesweite Vorlesetag ist eine gemeinsame Initiative von der Wochenzeitung „Die Zeit“, Stiftung Lesen und Deutsche Bahn Stiftung. Dieser Aktionstag für das Vorlesen findet seit 2004 jedes Jahr am dritten Freitag im November statt, diesmal ist es der 16. November. Der Vorlesetag setzt ein öffentlichkeitswirksames Zeichen für die Bedeutung des Vorlesens. Ziel ist es, Begeisterung zu wecken und Kinder bereits früh mit dem geschriebenen und erzählten Wort in Kontakt zu bringen. Das Konzept ist einfach: Jeder, der Spaß am Vorlesen hat, liest an diesem Tag anderen vor – zum Beispiel in Schulen, Kindergärten, Bibliotheken oder Buchhandlungen. Der Aktionstag steht in diesem Jahr unter dem Motto „Natur und Umwelt“. Informationen zu den bundesweiten Aktionen (unter anderem auch in Unterfranken) gibt es unter: www.vorlesetag.de

Besonders beliebte Titel bei Erstlesern von der Stadtbücherei Schweinfurt:

1. „Die drei Fragezeichen…“ von Ulf Blanck 2. „Die Olchis“ von Erhard Dietl 3. „Ein Fall für Kwiatkowski“ von Jürgen Banscherus 4. „Conni feiert Geburtstag“ von Julia Böhme 5. „Nick Nase“ von Marjorie Sharmat 6. „Diamantenjagd“ von Boris Pfeiffer 7. Bücher von Mary Pope Osborne, z. B. „Im Auftrag des Roten Ritters“ 8. „Drei Wünsche für Milli“ von Frauke Nahrgang 9. Die „Hexe Lilli“ von Knister 10. „Der kleine Drache Kokosnuss“ von Ingo Siegner

Beliebte Erstlese-Bücher der Liborius-Wagner-Bücherei:

1. „Das magische Baumhaus junior“ von Mary Pope Osborne 2. Star-Wars-Geschichten 3. „Die drei ???-Kids“ von Ulf Blanck 4. „Der kleine Drache Kokosnuss“ von Ingo Siegner 5. „Die Olchis“ von Erhard Dietl 6. Bibi und Tina

 
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