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Marktleuthen / Lichtenberg
Wird der Mord an der kleinen Peggy nach 17 Jahren geklärt?
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:00 Uhr

Am Mittwoch gab es überraschend einen Großeinsatz der Soko„Peggy“ in Marktleuthen (Lkr. Wunsiedel) und in Lichtenberg (Lkr. Hof): Die Ermittler vollzogen Durchsuchungsbeschlüsse gegen den 41-jährigen Manuel S. als Beschuldigten.

Neue Verdachtsmomente

„Der Mann zählte für die Ermittler zu einem relevanten Personenkreis“, heißt es in einer Pressemitteilung. Peggys Leiche war 15 Jahre nach ihrem Verschwinden in einem Waldstück in Thüringen entdeckt worden, rund zwölf Kilometer Luftlinie entfernt von ihrem Wohnort Lichtenberg in Oberfranken.

Manuel S. zählte 2002 bereits zum Kreis der Verdächtigen. Er äußerte sich auf Anfrage von Reportern nicht. Gerüchte von seiner Verhaftung und einem Geständnis erwiesen sich als falsch. Die Ermittler erklärten am Donnerstag: Der Beschuldigte sei „vernommen und im Anschluss entlassen“ worden. In Lichtenberg waren Beamte mit fünf Bussen und mehreren Zivilfahrzeugen unterwegs, um sein Elternhaus und eine ehemalige Werkstatt zu durchsuchen.

Der Fall hatte seit 2001 bundesweit Aufsehen erregt. Selbst die Bundeswehr beteiligte sich mit Flugzeugen an der Suche nach Peggy. Die Soko um den vom bayerischen Innenminister eingesetzten Leiter Wolfgang Geier aus Würzburg präsentierte 2002 den geistig behinderten Ulvi K. als Täter.

Erst verurteilt, dann freigelassen

Der legte unter dubiosen Begleitumständen ein Geständnis ab und wurde 2004 zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Doch das Landgericht Bayreuth sprach Ulvi K. in einem Wiederaufnahmeverfahren 2015 frei. Erst danach, am 2. Juli 2016, entdeckte ein Pilzsammler zufällig Peggys sterbliche Überreste sowie ihre Schuhe und ihre Uhr.

Mehrere Verdächtige

Seit 2013 gab es Ermittlungen gegen einen Mann aus Halle, der wegen sexuellen Missbrauchs zu sechs Jahren Haft verurteilt worden war. Er war öfter zu Besuch bei Peggys Familie. Doch der Verdacht gegen ihn ließ sich ebenso wenig erhärten wie der gegen seinen Halbbruder, der verdächtigt wurde, bei der Beseitigung der Leiche geholfen zu haben. Ein Fund von DNA-Spuren des NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt am Fundort des getöteten Mädchens stellte sich später als Trugspur heraus.

Kein Geständnis

Nun fokussieren sich die Ermittler wieder auf den 41-jährigen Manuel S. – der sich nach Peggys Verschwinden sogar an der Suche nach ihr beteiligt hatte. Warum er „auf Grund der Neubewertung bereits bestehender Erkenntnisse“ und dem Vergleich mit Spuren am Fundort der Leiche wieder in den Mittelpunkt rückt, darüber schweigen die Ermittler. Die Durchsuchung sei „ein entscheidender Schritt, aber noch nicht die Lösung“, sagt Jürgen Stadter, Sprecher des Polizeipräsidiums Oberfranken.

Gegenseitige Beschuldigungen

Die in Hof erscheinende „Frankenpost“ berichtet: Ulvi K. soll Manuel S. (wie mehrere andere) 2001 beschuldigt haben, das Mädchen gefesselt, geknebelt und „mit Steinen beschwert“ in einem Fluss beseitigt zu haben. Laut „Bild“, die sich auf Vernehmungsprotokolle beruft, soll Ulvi K. sogar gesagt haben: Manuel S. habe den Wunsch nach Sex mit der Neunjährigen geäußert.

Im Gegenzug hatte die Mutter von Manuel S. plötzlich 2003 Ulvi K mit einer Aussage schwer belastet, die sie zuvor im ganzen Jahr der Ermittlungen nicht gemacht hatte: Sie habe Ulvi K. etwa zur Tatzeit an einer Stelle sitzen gesehen, die für die Ermittler nahelegte, dass er als Täter infrage kommt. Nicht zuletzt wegen dieser Aussage wurde er später verurteilt.

Protest gegen Ermittlungen

2017 hat eine Gruppe von Bürgern aus Lichtenberg einen „Hilferuf“ an die Öffentlichkeit gerichtet. Darin warfen die elf Unterzeichner den Ermittlungsbehörden gravierende Fehler und Schlamperei vor. Hinweise aus der Bevölkerung seien ignoriert worden und Zeugenaussagen aus den Akten verschwunden.

Unter den Unterzeichnern sind Lichtenbergs Bürgermeister Holger Knüppel und mehrere Stadträte. Der Leitende Oberstaatsanwalt Herbert Potzel wies die Vorwürfe zurück.

 
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    ...“gravierende Fehler und Schlamperei vor. Hinweise aus der Bevölkerung seien ignoriert worden und Zeugenaussagen aus den Akten verschwunden“
    Das kennen wir ja sonst nur vom Verfassungsschutz. War der hier auch am Werk?
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