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München
Warum sich für Notärzte aus Unterfranken der Einsatz anderswo mehr lohnt
Bayerische Notärzte werden für Bereitschaften und Einsätze geringer bezahlt als Kollegen in Baden-Württemberg oder Thüringen. Welche Folgen hat die ungeklärte Honorar-Frage?
Die Notfallmediziner sollen schnell vor Ort sein, wenn es ärztliche Hilfe braucht. Die Honorarverhandlungen mit den Krankenkassen aber stocken noch immer.
Foto: Getty Images  | Die Notfallmediziner sollen schnell vor Ort sein, wenn es ärztliche Hilfe braucht. Die Honorarverhandlungen mit den Krankenkassen aber stocken noch immer.
Henry Stern
 und  Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 08.02.2024 12:17 Uhr

Seit sieben Monaten leben die Notärzte in Unterfranken mit der Ungewissheit, was ihre Arbeit im Freistaat wert ist: Bis Ende 2020 regelte das ein landesweiter Vertrag mit den Krankenkassen. Doch die Verhandlungen über die künftigen Vergütungen liegen auf Eis - weil die bayerischen Ärzte genauso honoriert werden wollen wie Kollegen in benachbarten Bundesländern. 

In Unterfranken führt die ungeklärte Vertragssituation schon jetzt dazu, dass die Zahl der Ärzte schwindet, die für Notfall-Einsätze bereit stehen. Mit Mühe könne man im ländlichen Bereich noch ausreichend Kollegen für die Bereitschaften organisieren, erklärt Christian Markus, Sprecher der Notärzte in Unterfranken. Dass die Personalsituation angespannter ist als früher, bestätigt auch Thomas Jarausch, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der bayerischen Notärzte (agbn).

Was die Lage weiter verschärft: Notärzte aus Unterfranken leisten inzwischen jenseits der Landesgrenzen in Baden-Württemberg, Thüringen oder Hessen Dienst. Dort werden sie wesentlich besser bezahlt, während in Bayern ihr Wunsch nach einer Anpassung der Bereitschafts- und Einsatzvergütung bislang ungehört verhallt.

Grenzgänger: Arzt aus Unterfranken springt in Baden-Württemberg ein

So springt beispielsweise ein Notarzt aus dem Raum Würzburg, der auch im Landkreis Kitzingen oder in Haßfurt schon aushalf, nun seit einem Jahr als "Grenzgänger" im baden-württembergischen Tauberbischofsheim ein: "Dort verdiene ich das Doppelte", sagt der Mediziner. Stationiert an der dortigen Rettungswache, erhalte er unter der Woche 40 Euro pro Stunde, am Wochenende 45 Euro. In Thüringen würden sogar 48 Euro gezahlt. In Unterfranken dagegen erhalte er 21 Euro für die Bereitschaftsstunde. 

"Wir wollen ja nicht mehr als andere. Aber auch nicht nur 80 Prozent für 100 Prozent Leistung", sagen Christian Markus und Thomas Jarausch zur Forderung der bayerischen Notärzte. Schließlich seien die Anforderung im Einsatz überall gleich. 

Innenminister Joachim Herrmann: Vielfältige Ursachen für Besetzungsprobleme

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) räumt auf Nachfrage dieser Redaktion ein, dass es vor allem auf dem Land "mitunter zu Problemen bei der Besetzung einzelner Notarztstandorte" kommt. Das habe jedoch vielfältige Ursachen, die "nicht allein mit finanziellen Mitteln gelöst werden" könnten. Aber, so Herrmann: "Eine höhere Vergütung der notärztlichen Tätigkeit könnte für die Übernahme von Notarztdiensten zumindest zusätzliche Anreize schaffen."

Bereits Anfang 2020 hatte der Minister eine bessere Bezahlung der Notärzte in Bayern gefordert. "Selbstverständlich" sei er auch weiterhin dieser Auffassung. Die Vergütung werde jedoch allein von der Kassenärztlichen Vereinigung (KVB) und den Sozialversicherungsträgern ausgehandelt, er habe keine Eingriffsmöglichkeit. 

Grüne: Innenminister muss Forderung nach besserer Bezahlung Taten folgen lassen

Herrmann müsse seiner Forderung nach besserer Bezahlung endlich Taten folgen lassen, verlangt dagegen Andreas Krahl, Gesundheitsexperte der Landtags-Grünen. Auch wenn der Minister nicht direkt eingreifen könne, "wäre es schon seine Aufgabe, aktiv auf die Verhandlungspartner zuzugehen". Schließlich sei er für die sichere Notfallversorgung verantwortlich, so Krahl: "Bisher sehe ich aber keine Initiative des Ministers, die Beteiligten zu einer Verhandlungslösung zu bekommen."

Auch in der Landtags-CSU steigt der Druck: Der gesundheitspolitische Arbeitskreis etwa veranstaltete am Freitag eine Online-Konferenz zum Thema. "Wir brauchen eine gute Notarzt-Vergütung in Bayern", fordert CSU-Politiker Bernhard Seidenath, Vorsitzender des Gesundheitsausschusses im Landtag. Seine Warnung: "Wenn wir in der Notarzt-Versorgung Lücken haben, wird das irgendwann Menschenleben kosten."

 
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  • M. S.
    Jemand der Medizin studiert kann sich sein Fachgebiet auswählen - selbst wenn er nicht das lukrativste wählt gehört der Beruf des Mediziners zu den am Besten bezahlten Berufen überhaupt - dazu gehört auch der Notarzt!

    Natürlich ist es auch ein auswändiges Studium aber wenn jemand schon zu den Personen mit Spitzeneinkommen gehört sollte man mit dem Jammern irgendwann aufhören.

    Mich würde es interssieren ob der Vorwurf nur an die Staatsregierung geht was die unterschiedlichen Bezahlungen der Notärzte betrifft. Agiert der Notarzt auch gegenüber Kollegen anderer medizinischen Sparten die wesentlich mehr verdienen können? z.B. Unterschied Allgemeinmediziner - Kardiologe o.ä.? Dafür bekommen z.B. Landärzte teils einen hohen fünfstelligen Betrag wenn sie eine Praxis eröffnen, das ist nicht in allen Bundesländern der Fall. Es ist unmöglich sich überall nur das Beste zu sichern. Falls mann den Anspruch hat sollte man gleichdie Zelte in Deutschland abbrechen und in der Schweiz praktizieren.
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  • C. M.
    Sie empfehlen also ernsthaft den Notärzten den Exodus in die Schweiz, anstatt zumindest im Bundesgebiet vergleichbare Tarife zu fordern? Da wundert man sich. Was machen Sie beruflich? In Deutschland herrscht freie Berufs- und Ortswahl. Mir ist der Notarzt lieber, der für vergleichbare Bezahlung der gleichen Leistung im Bundesgebiet fordert, anstatt ins Nachbarbundesland oder gar ins Ausland abzuwandern...
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  • R. A.
    Genau deswegen habe ich mit der kompletten Familie die treibende AOK verlassen, die sich in allen Dingen als Preistreiber und Kostensparer mit den schlechtesten Leistungen, aber den höchsten Gehältern in den oberen Etagen hervorbringt. Man muss diesen Zahlenakrobaten als Bürger endlich klare Kante zeigen, sich nicht in der eigenen Wohlfühloase wälzen und die anderen machen lassen. Dann wenn die anrufen, eben auch klar darlegen, warum man wechselt und sich veräppelt fühlt. Wenn man nachdenkt und klar bei Sinnen ist, kann man diese Diskussion im Ansatz nur als Hirnsch... Wahrnehmen. Ich möchte den sehen, der bei voller Leistung mit verminderter Entlohnung zufrieden sein will. Die Notärzte, deren Verantwortung ich nicht möchte und auch deren Job nicht, haben mein vollstes Verständnis. Die Politik nimmt sich wieder eine geistige Auszeit und die Macher der Krankenkassen preschen vor. Da viele wiederum in den Aufsichtsgremien sitzen, weiss man ansatzweise, warum die sich so einig sind.
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  • J. S.
    Ich kann die Diskussion nicht nachvollziehen, da ich vor ca. 16 Jahren schon 346,00 € für Arbeit der Notärztin (zusätzlich 1091,00 € für Helikopter und 491,00 € für Rettungswagen) bezahlt habe.
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  • P. K.
    Interessanter Kommentar
    Nur was hat das mit der Bezahlung der Notärzte zu tun?
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  • E. S.
    Bezahlt jetzt endlich die Notärzte anständig , Herr Innenminister brauch ich nicht, nutzlos Notärtzte,Pfleger, Krankenschwester und und alle im Gesundheitssystem gut bezahlen Überstunden 200% steuerfrei . Wenn ihr nicht bezahlt abwählen , wens nicht klappt Politiker Behandlung verweigern
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  • S. L.
    Lest bitte den Artikel richtig nicht die Politiker sondern die Krankenkassen sind schuld. Hier muss der Hebel angesetzt werden. Ist ne Lachnummer wenn in Den Bundesländern verschiedene Entschädigungen für den NA -Dienst gezahlt. Sollen doch mal die Bürokraten für weniger Geld im Büro anwesend sein
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  • H. A.
    Dann sollte unsere Herr Innenminister mal sein Gehalt offen legen und dann sprechen wir mal weiter über die finanziellen Mitteln die angeblich nicht gelöst werden können. Ein Menschenleben scheint nichts mehr zu zählen bei denen, unglaublich. Er sollte sich schämen für so eine Aussage.
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  • S. C.
    Eine reine Stammtischparole.

    Was hat das Gehalt des Innenministers mit der Sache zu tun? Genau: gar nichts.

    Und inwieweit der Innenminister dafür überhaupt zuständig ist, erfährt man, wenn man den Artikel gelesen (und verstanden) hat.
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  • R. D.
    Bezahlt jetzt endlich die Notärzte anständig. Wir sind das reichste deutsche Bundesland und die Notärzte sind lebensnotwendig. Spart lieber bei den Krankenkassen bei den Gehältern und Verwaltungskosten. Diese vielen Krankenkassen, die sich gegenseitig Mitglieder abwerben mit ihren Prachtbauten und jede kleinste Krankenkasse hat auch noch hochbezahlte Mitarbeiter im hohen sechstelligen Bereich. Das braucht keiner. Das rettet kein Leben.
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