Seit sieben Monaten leben die Notärzte in Unterfranken mit der Ungewissheit, was ihre Arbeit im Freistaat wert ist: Bis Ende 2020 regelte das ein landesweiter Vertrag mit den Krankenkassen. Doch die Verhandlungen über die künftigen Vergütungen liegen auf Eis - weil die bayerischen Ärzte genauso honoriert werden wollen wie Kollegen in benachbarten Bundesländern.
In Unterfranken führt die ungeklärte Vertragssituation schon jetzt dazu, dass die Zahl der Ärzte schwindet, die für Notfall-Einsätze bereit stehen. Mit Mühe könne man im ländlichen Bereich noch ausreichend Kollegen für die Bereitschaften organisieren, erklärt Christian Markus, Sprecher der Notärzte in Unterfranken. Dass die Personalsituation angespannter ist als früher, bestätigt auch Thomas Jarausch, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der bayerischen Notärzte (agbn).
Was die Lage weiter verschärft: Notärzte aus Unterfranken leisten inzwischen jenseits der Landesgrenzen in Baden-Württemberg, Thüringen oder Hessen Dienst. Dort werden sie wesentlich besser bezahlt, während in Bayern ihr Wunsch nach einer Anpassung der Bereitschafts- und Einsatzvergütung bislang ungehört verhallt.
Grenzgänger: Arzt aus Unterfranken springt in Baden-Württemberg ein
So springt beispielsweise ein Notarzt aus dem Raum Würzburg, der auch im Landkreis Kitzingen oder in Haßfurt schon aushalf, nun seit einem Jahr als "Grenzgänger" im baden-württembergischen Tauberbischofsheim ein: "Dort verdiene ich das Doppelte", sagt der Mediziner. Stationiert an der dortigen Rettungswache, erhalte er unter der Woche 40 Euro pro Stunde, am Wochenende 45 Euro. In Thüringen würden sogar 48 Euro gezahlt. In Unterfranken dagegen erhalte er 21 Euro für die Bereitschaftsstunde.
"Wir wollen ja nicht mehr als andere. Aber auch nicht nur 80 Prozent für 100 Prozent Leistung", sagen Christian Markus und Thomas Jarausch zur Forderung der bayerischen Notärzte. Schließlich seien die Anforderung im Einsatz überall gleich.
Innenminister Joachim Herrmann: Vielfältige Ursachen für Besetzungsprobleme
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) räumt auf Nachfrage dieser Redaktion ein, dass es vor allem auf dem Land "mitunter zu Problemen bei der Besetzung einzelner Notarztstandorte" kommt. Das habe jedoch vielfältige Ursachen, die "nicht allein mit finanziellen Mitteln gelöst werden" könnten. Aber, so Herrmann: "Eine höhere Vergütung der notärztlichen Tätigkeit könnte für die Übernahme von Notarztdiensten zumindest zusätzliche Anreize schaffen."
Bereits Anfang 2020 hatte der Minister eine bessere Bezahlung der Notärzte in Bayern gefordert. "Selbstverständlich" sei er auch weiterhin dieser Auffassung. Die Vergütung werde jedoch allein von der Kassenärztlichen Vereinigung (KVB) und den Sozialversicherungsträgern ausgehandelt, er habe keine Eingriffsmöglichkeit.
Grüne: Innenminister muss Forderung nach besserer Bezahlung Taten folgen lassen
Herrmann müsse seiner Forderung nach besserer Bezahlung endlich Taten folgen lassen, verlangt dagegen Andreas Krahl, Gesundheitsexperte der Landtags-Grünen. Auch wenn der Minister nicht direkt eingreifen könne, "wäre es schon seine Aufgabe, aktiv auf die Verhandlungspartner zuzugehen". Schließlich sei er für die sichere Notfallversorgung verantwortlich, so Krahl: "Bisher sehe ich aber keine Initiative des Ministers, die Beteiligten zu einer Verhandlungslösung zu bekommen."
Auch in der Landtags-CSU steigt der Druck: Der gesundheitspolitische Arbeitskreis etwa veranstaltete am Freitag eine Online-Konferenz zum Thema. "Wir brauchen eine gute Notarzt-Vergütung in Bayern", fordert CSU-Politiker Bernhard Seidenath, Vorsitzender des Gesundheitsausschusses im Landtag. Seine Warnung: "Wenn wir in der Notarzt-Versorgung Lücken haben, wird das irgendwann Menschenleben kosten."
Natürlich ist es auch ein auswändiges Studium aber wenn jemand schon zu den Personen mit Spitzeneinkommen gehört sollte man mit dem Jammern irgendwann aufhören.
Mich würde es interssieren ob der Vorwurf nur an die Staatsregierung geht was die unterschiedlichen Bezahlungen der Notärzte betrifft. Agiert der Notarzt auch gegenüber Kollegen anderer medizinischen Sparten die wesentlich mehr verdienen können? z.B. Unterschied Allgemeinmediziner - Kardiologe o.ä.? Dafür bekommen z.B. Landärzte teils einen hohen fünfstelligen Betrag wenn sie eine Praxis eröffnen, das ist nicht in allen Bundesländern der Fall. Es ist unmöglich sich überall nur das Beste zu sichern. Falls mann den Anspruch hat sollte man gleichdie Zelte in Deutschland abbrechen und in der Schweiz praktizieren.
Nur was hat das mit der Bezahlung der Notärzte zu tun?
Was hat das Gehalt des Innenministers mit der Sache zu tun? Genau: gar nichts.
Und inwieweit der Innenminister dafür überhaupt zuständig ist, erfährt man, wenn man den Artikel gelesen (und verstanden) hat.