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München/Würzburg
Warum schwangere Lehrerinnen trotz Ende des Corona-Verbots nicht in die Klassenzimmer zurückkehren
Seit Oktober dürfen Frauen, die ein Kind erwarten, wieder unterrichten. In Unterfrankens Grund- und Mittelschulen bleiben schwangere Lehrerinnen trotzdem lieber daheim.
Trotz Schwangerschaft weiter unterrichten – das ist in Bayern seit der Lockerung des Corona-Verbots im Prinzip möglich. Viele schwangere Lehrerinnen bleiben aber dennoch lieber daheim.
Foto: Sebastian Gollnow, dpa | Trotz Schwangerschaft weiter unterrichten – das ist in Bayern seit der Lockerung des Corona-Verbots im Prinzip möglich. Viele schwangere Lehrerinnen bleiben aber dennoch lieber daheim.
Henry Stern       -  Obermeier/ Henry Stern
Henry Stern
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:51 Uhr

In Unterfrankens Grund- und Mittelschulen sind seit der Aufhebung eines entsprechenden Corona-Verbots Anfang Oktober offenbar keine schwangeren Lehrerinnen in den Präsenzunterricht im Klassenzimmer zurückgekehrt: Es seien aktuell keine solchen Fälle bekannt, teilt die Regierung von Unterfranken auf Nachfrage mit. In den beiden Schularten, die besonders unter dem Mangel an Lehrkräften in Bayern leiden, seien aktuell rund 90 Lehrerinnen schwanger.

Schwangere Lehrerin: Im Ergebnis doch kein Einsatz im Präsenzunterricht

Der Bezirksregierung, die nur für Grund- und Mittelschulen, nicht aber für Realschulen oder Gymnasien in der Region zuständig ist, ist zudem der Fall zumindest einer Lehrerin bekannt, die während ihrer Schwangerschaft gerne weiter unterrichten wollte: Nach Rücksprache mit der Frauenärztin sowie der Schulleitung sei es aber "im Ergebnis dann doch nicht zu einem Einsatz im Präsenzunterricht" gekommen.

Den Grund dafür sehen Lehrerverbände und die Landtagsopposition vor allem in den komplizierten Vorgaben, die das Münchner Kultusministerium mit der freiwilligen Rückkehr der schwangeren Lehrerinnen in die Schulen verbunden hat: So müssen die Frauen im Unterricht und im Schulgebäude stets FFP2-Masken tragen und sollen zur Reduzierung des Ansteckungsrisikos am besten nur halbe Klassen unterrichten.

Schulen müssten für Masken-Tragepausen und Ruheräume sorgen

Die Schulen müssen zudem Masken-Tragepausen für die Frauen einplanen und Rückzugsräume bereitstellen, in denen die Maske abgenommen werden kann. Kommt es in einer Klasse zu einem Corona-Fall, greift außerdem erneut ein striktes Beschäftigungsverbot für die schwangere Lehrerin.

Im Münchner Kultusministerium setzt man trotz dieser Hindernisse auf Optimismus: Die vorliegenden Meldungen der Schulen deuteten darauf hin, "dass mehr und mehr Schwangere in Präsenz eingesetzt werden". So sei die Quote der bayernweit aufgrund einer Schwangerschaft abwesenden Lehrkräfte zuletzt gesunken. Von 1,3 Prozent im September auf jetzt 1,16 Prozent. Konkrete Zahlen zu Schwangeren, die unterrichten, würden aber "generell nicht erhoben".

Bayernweit nur 120 in die Klassenzimmer zurückgekehrte Lehrerinnen?

"Schwangeren Lehrerinnen die Rückkehr an die Schulen ermöglichen zu wollen, war sicher gut gemeint", glaubt dagegen Michael Schwägerl, Chef vom Lehrerverband bpv: "Am Ende hat sich das Vorgehen jedoch als so bürokratisch erwiesen, dass Schulleitungen und Schwangere vor Ort eher zurückhaltend agieren."

Bei rund 100.000 Lehrkräften in Bayern "sprechen wir von einer Größenordnung von 120 zurückgekehrten Lehrerinnen", relativiert Schwägerl die Zahlen des Ministeriums – bei geschätzt rund 2800 aktuell schwangeren Lehrerinnen in Bayern.

"Weiteres Beispiel für Versagen des Kultusministers beim Lehrermangel"

Die Probleme bei der Rückkehr schwangerer Lehrkräfte sei letztlich aber nur "ein weiteres Beispiel für das Versagen des Kultusministers bei der Bewältigung des immer schlimmer werdenden Lehrkräftemangels", findet der unterfränkische SPD-Landtagsabgeordnete Volkmar Halbleib. Das Ministerium lasse die Schulen auch hier erneut "im Regen stehen".

Schulminister Michael Piazolo (Freie Wähler) verkaufe die Aufhebung des Beschäftigungsverbots für Schwangere als "großen Wurf", kritisiert auch die Grünen-Abgeordnete Kerstin Celina: Dabei wäre der Mangel an Lehrkräften nicht einmal bei der Rückkehr aller Schwangeren gelöst.

Der echte Haken liege ganz woanders, findet Celina: Die Lehrerreserve sei in Bayern schon seit Jahren viel zu gering. Zudem würden "mehr und mehr Lehrerinnen ihre Stunden freiwillig reduzieren, weil sie eine Vollzeittätigkeit unter den aktuellen Arbeitsbedingungen als nicht mehr machbar empfinden".

 
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  • I. F.
    Was haben...

    ...solche Kommentare wie "...Ferienzeiten bei vollem Gehalt..", "...schmaler Zettel vom Doc und die Laube läuft...", "...schöne Ausreden um sich eine bezahlte Auszeit zu nehmen und den Kollegen die Arbeit zu überlassen..." mit dem Problem einer schwangeren Lehrerin zu tun?
    Das sind in meinen Augen nur gehässige Sprüche von verallgemeinernden Neidern ohne Hintergrundwissen traurig
    Mit einer sachlichen Diskussion um die Schwangerschafts-Thematik in Verbindung mit dem Beruf bei dessen Schwierigkeiten haben diese Beiträge absolut nichts zu tun!

    Die Frau muß für sich (und ihrem Ungeborenen!) die schwierige Entscheidung zwischen der Arbeit (die sie offensichtlich -noch- gerne ausübt) und der Gesundheit ihres Kindes treffen.

    Auf ärztlichen Rat hin sich für das Kindeswohl zu entscheiden und ihre persönl. Wünsche hintenan zu stellen, ist dieser Frau wahrscheinlich nicht leicht gefallen...
    Der Meinung von @wiggins stimme ich zu 👍, auch @holle4es spricht die Dinge richtig an!
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Bevor jetzt alle weiter auf schwangere Lehrerinnen motzen. Es gibt durchweg gute Gründe, warum schwangere Lehrerinnen nicht in ein Klassenzimmer zwangsweise gehen sollten.
    Es ist schon seit Anfang März bekannt, dass auch leichte Covid-19 Infektionen zu einer verminderten Lungenreifung im dritten Trimester führen können. https://www.aerzteblatt.de/archiv/224855/SARS-CoV-2-in-der-Schwangerschaft-Lungenentwicklung-von-Feten-durch-COVID-19-gestoert
    Welche Mutter sollte ohne Not dieses Risiko eingehen müssen und vielleicht könnte man diese Erkenntnis auch selbst mal in seinen Alltag umsetzen sobald man Kontakt mit Schwangeren hat.
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  • G. B.
    Und die Elternzeit wird von 01.08 bis 12.09. Unterbrochen oder endet schon am 31.07., damit man die Ferien bei vollem Gehalt genießen kann.
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  • E. V.
    Außer man hat nur einen Jahresvertrag, da ist man in der Zeit nämlich arbeitslos!
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  • H. S.
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  • H. S.
    Ich kriege bei solchen Diskussionen langsam das Kot***...
    Eine Frau, die ein Kind erwartet, ist nicht krank: Sie ist nur schwanger, worauf selbstbewusste Frauen auch immer wieder hinweisen. Das ist ein ganz natürlicher Zustand!
    Doch was nicht normal ist, ist unser Bildungssystem:
    Lehrer, die während den Ferien nicht bezahlt werden und über Hartz-IV aufstocken müssen???
    Wofür haben die jahrelang studiert, um so behandelt zu werden? Und auch heute noch so behandelt werden trotz des Lehrer-Mangels? Wer studiert denn heute noch Lehramt, bei solch miesen Aussichten? Sicherlich nur noch Masochisten, die irgendwann wegen Burnout komplett ausfallen...
    Diese Marotte, dass Lehrer immer nur für ein Schuljahr beschäftigt werden, und in den Sommerferien zum Arbeitsamt pilgern müssen ist eine absolute Frechheit!
    Wir brauchen diese Lehrer! Doch die Politik behandelt die wie den letzten Dreck!
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  • H. S.
    Ist das Ansteckungsrisiko für eine Lehrerin im Klassenraum höher als für eine Kassiererin im Supermarkt?
    Oder hauptsächlich hausgemachte Probleme durch das Kultusministerium?
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  • E. V.
    Selbstverständlich ist das höher. Kassiererinnen sind mittlerweile durch eine Scheibe geschützt und die Kontakte sind nur sehr kurz. Viele Kunden tragen auch immer noch Maske. Im Klassenzimmer stundenlang mit den gleichen potenziellen Virenschleudern, die husten und ihre Rotzhände überall abschmieren, ist das was ganz anderes. Ich habe zwei Kinder in dem Alter, ich weiß wovon ich spreche.
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  • D. E.
    Man möchte die Wände hochgehen bei solchen (unqualifizierten) Kommentaren. Schon seit erwigen Zeiten gilt ein automatisches Beschäftigungsverbot in etlichen Berufen, wenn eine Schwangere keinen vollständigen Impfstatus (bspw. gegen Röteln) hat. Das ist nichts Neues! Und hat genau gar nichts mit "Staat oder im öffentlichen Dienst" zu tun, sondern allein mit der Gesundheit von Mutter und v.a. Kind!
    Und die selben, die jetzt schänden, schreien dann "Rabenmutter", "karrieregeil" und so weiter.
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  • E. V.
    In sehr vielen Themen dominieren in den Kommentaren rückwärts-gewandte, mysoginistische Rentner. Klimawandel, Verkehrswende, Energiewende, Frauenrechte, Kindererziehung, Bildung alles linksgrünes Teufelszeug...und die haben auch noch sehr viele Likes. Liegt sicher am hohen Altersdurchschnitt von Print-Abonennenten....Es wird immer frustrierend er hier zu lesen. Wo bleibt eigentlich der Dislike-Button, liebe Mainpost?
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  • H. H.
    Den Dislike-Button - @ holle4es -

    gab es soweit ich mich erinnere "vor vielen Jahren" schon mal, der wurde aber abgeschafft (vmtl. um Schreiber/innen von "Non-Mainstream-Kommentaren" allzu heftiges Gediss(like)t-Werden zu ersparen?)...
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  • R. A.
    Ein schmaler Zettel vom Doc und die Laube läuft. Wie in so vielen Situationen nutzt die Person das System einfach aus. Weil es ja so einfach gemacht wird….
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Covid ist, wie mittlerweile alle wissen müssten, kein harmloser Infekt, sondern eine immer noch weitgehend unerforschte Erkrankung, die bei vielen Menschen schwere Folgen nach sich zieht (Long Covid ist nur eine davon). Schwangere dieser Gefahr auszusetzen, halte ich vor diesem Hintergrund für hochriskant. Auch dann, wenn sie freiwillig wieder zur Arbeit gehen möchten, ist es keine gute Idee.
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  • R. D.
    Aber im privaten Umfeld, Freizeit,... kann man sich nicht genauso anstecken? Das sind schöne Ausreden um sich eine bezahlte Auszeit zu nehmen und den Kollegen die Arbeit zu überlassen, oder?
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  • M. F.
    Ich denke nicht, dass man im privaten Umfeld mit bis zu 36 Schülern in einem Raum sitzt.
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  • M. A.
    Sowas geht halt auch nur beim Staat oder im öffentlichen Dienst.
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  • T. M.
    Nein das geht überall!
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  • P. K.
    Wenn man die Wahlmöglichkeit zwischen Arbeit bei vollem Gehalt und Nichtstun bei vollem Gehalt hat, dann ist doch ziemlich klar was man tut.
    Bevor es Impfungen gegen Corona gab war es ja noch verständlich, dass Schwangere nicht am Arbeitsplatz erscheinen mussten. Jetzt ist es aber an der Zeit zum Normalzustand zurück zu kommen.
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  • R. D.
    Tja, das ist heutzutage eine Unsitte, die sich durch viele Berufe zieht: ab dem ersten Tag, an dem die Schwangerschaft bekannt ist, bleibt man zuhause und geht nicht mehr arbeiten als ob die Schwangerschaft eine Krankheit wäre. Man richtet sich halt bequem ein und lässt die anderen bezahlen.
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