Die Stromtrassen-Diskussion in Unterfranken kommt erneut kräftig in Fahrt: Denn der Netzbetreiber Tennet hat am Dienstag verschiedene neue Planungsvarianten unter anderem für die geplante Erdverkabelung der SuedLink-Leitung auch in der Region veröffentlicht.
Denkbar sind demnach zwei Trassenverläufe: Eine westliche Variante, die von Fulda kommend über Zeitlofs und östlich von Gemünden verläuft, dann an Karlstadt vorbei und durch den westlichen Landkreis Würzburg Richtung Baden-Württemberg führt. Grafenrheinfeld als Knotenpunkt würde an diese Variante von Karlstadt aus über Arnstein angeschlossen.
Der alternative Trassenverlauf weiter östlich kommt von Meiningen in Thüringen entweder über Fladungen oder Mellrichstadt Richtung Bad Neustadt und dann entlang der Autobahn 71 bis Grafenrheinfeld. Diese Trasse könnte von Oerlenbach Richtung Karlstadt an den südlichen Verlauf der Variante 1 angeschlossen werden oder von Grafenrheinfeld aus vorbei an Dettelbach, Sommerhausen und Giebelstadt Richtung Main-Tauber-Kreis führen.
Ab Oktober Bürgerdialog
Eine Suedlink-Trasse durch Grafenrheinfeld hindurch war allerdings beim Stromtrassen-Kompromiss der Großen Koalition in Berlin im Sommer 2015 ausdrücklich ausgeschlossen worden, weshalb eine Streckenführung östlich an Würzburg vorbei laut CSU-Wirtschaftsstaatssekretär Franz Pschierer eher unwahrscheinlich ist.
Die Planungsvorschläge waren von Tennet zunächst den Landtagsabgeordneten aller Parteien vorgestellt worden. Am Mittwoch sollen nun betroffene Kommunalpolitiker informiert werden. Ab Oktober sind dann Diskussionsforen mit interessierten Bürgern in der betroffenen Regionen vorgesehen. „Mit dem Bürger zu planen, ist für uns das zentrale Anliegen“, beteuerte Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU).
Bis März soll sich so je eine „Vorzug-Trasse“ für SuedLink und die in Ostbayern geplante SuedOstLink herauskristallisieren, für die dann Planungsverfahren eingeleitet werden sollen. „Wenn alles optimal läuft, ist ein Baubeginn 2020 möglich“, hofft Pschierer. Denn die Zeit drängt: Bereits 2022 soll in Bayern das letzte Atomkraftwerk vom Netz gehen.
Verzögerungen beim Bau der Erdkabel würden laut Aigner zudem die Stromkunden belasten: Bereits für 2020 erwarte man in Deutschland Zusatzkosten wegen der durch Leitungsengpässe verursachten Ersatzbeschaffung von Strom von vier Milliarden Euro, so die Ministerin. Dies relativiere auch den Mehrpreis für die Erdverkabelung von rund sechs Milliarden Euro – weil die Leitungen durch die Erdkabel weniger Protest provozierten und so schneller realisiert werden könnten, hofft Aigner.
Die Politik in der Region reagierte vorsichtig optimistisch auf die neuen Pläne: Für die versprochene Bürgerbeteiligung „ist es gut, dass noch eine Vielzahl von Optionen im Raum stehen“, sagte etwa der Bad Kissinger CSU-MdL Sandro Kirchner.
Der Main-Spessart-MdB Alexander Hoffmann (CSU) begrüßt, „dass der Sinngrund komplett unberührt bleibt“. Ob der Landkreis Main-Spessart überhaupt tangiert werde, zeige sich aber erst im April 2017, sagte der CSU-Landtagsabgeordnete Thorsten Schwab. Es sei aber ein großer Erfolg von CSU-Chef Horst Seehofer, dass nun zu hundert Prozent Erdverkabelung komme, so Schwab.
Diesen Punkt sieht die Opposition komplett anders: Zwar seien die neuen Pläne „eine deutliche Verbesserung für alle“, findet etwa der Ochsenfurter SPD-MdL Volkmar Halbleib. Seehofer habe aber viel zu lange den Eindruck erweckt, die Trassen seien unnötig: „Jetzt muss er den Menschen vermitteln, dass sie doch kommen werden“, verlangt Halbleib.
Stromkunden müssten wegen der vom CSU-Chef verursachten Verzögerung beim Trassenbau mit einem teuren „Seehofer-Säumnisaufschlag“ rechnen, schimpft der Grünen-MdL Martin Stümpfig. Auch habe Seehofer „Vorbehalte gegen die Energiewende geschürt und den Menschen falsche Hoffnungen gemacht.“
Anders als SPD und Grüne lehnen die Freien Wähler (FW) neue Stromtrassen in Bayern weiter kategorisch ab – selbst wenn sie unterirdisch verlegt werden. Die Trassen würden erst nach dem Ende der Atomkraft fertig und seien deshalb „nutzlos“, zürnte FW-Chef Hubert Aiwanger. Notwendig sei vielmehr eine „dezentrale Bürger-Energiewende“ in Bayern.
Den ökonomisch und ökologisch kaum sinnvollen Biogasstrom hingegen will Seehofer und seine CSU weiter fördern. Wo liebe CSU führst Du unser Land hin. Mit populistischem Geschwätz und wenig durchdachten Problemlösungen führst Du Bayern noch ins Verderben.
Im übrigen ist es doch aufschlußreich, dass nach wie vor wesentlich mehr Leute nach Bayern drängen (ich meine da nicht die Urlauber), als Bayern hinaus; das spricht doch für sich und gegen dieses Ges.........
i.A. in Abwesenheit der nickname-Betreuer
Woher hat Fr. Aigner denn die Zahl von 6 Mrd. €, wenn Tennet heute die Gesamtbaukosten der Trassen mit 15 Mrd. € beziffert?
Das heißt doch letztendlich, Seehofers populistisches Geschwafel darf der Stromkunde mit mindestens dem 2,5 fachen bei den Leitungskosten des Stroms bezahlen. Die kleinen Einkommensbezieher wird es wieder treffen, denn die Industrie wird sicher verschont bleiben, egal wie teuer der Leitungsbau wird.