Der Fall schlägt mittlerweile in der gesamten Region, aber auch bundesweit hohe Wellen. Die öffentliche Fahndung nach einem Sexualstraftäter, der nach einem Freigang nicht in die Forensische Fachklinik am Bezirkskrankenhaus Ansbach zurückgekehrt ist, beunruhigt die gesamte Bevölkerung, insbesondere Eltern. Am Wochenende sind bei der Polizei zahlreiche Hinweise aus der ganzen Bundesrepublik eingegangen. „Es gab auch Anrufe, dass sich J. in Unterfranken aufhalte oder aufgehalten hat“, sagte Martin Kuhn von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Unterfranken auf Anfrage der Redaktion. „Wir gehen allen Hinweisen nach, aber bisher war der entscheidende Tipp noch nicht dabei."
Mehrere Suchaktionen in Unterfranken
Vor allem in den sozialen Netzwerken würden sich die Gerüchte wie Lauffeuer ausbreiten. Es habe sogar polizeiliche Suchaktionen gegeben, mehrere davon auch in Unterfranken, allerdings ohne Erfolg. „Wir gehen jedem Hinweis nach und das zieht Einsätze nach sich, die für die Bevölkerung auch sichtbar sind“, sagte Kuhn. Wo diese Einsätze genau waren, möchte er nicht sagen.
Vor mehr als drei Wochen ist der als Sexualstraftäter verurteilte Reinhard Peter J. aus dem Ansbacher Bezirksklinikum ausgebrochen. Seither fahndet die Polizei deutschlandweit nach ihm, schwerpunktmäßig in Mittel- und Unterfranken. Auf die Frage, warum erst Wochen später öffentlich nach dem Kriminellen gefahndet wird, darf offiziell nur die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth antworten, die am Sonntag nicht für ein Gespräch erreichbar war.
Polizei warnt Kindergärten
Am Freitag war bekannt geworden, dass der Gesuchte in Unterfranken gesehen worden sein soll. Nach derzeitigem Ermittlungsstand dürfte sich der flüchtige Psychiatriepatient zumindest in einem Fall in der Nähe eines kirchlichen Kindergartens bei Würzburg aufgehalten haben, heißt es in einem internen Schreiben der Polizei. Die Polizei hat nun kirchliche und andere Träger von Kindergärten und Kindertagesstätten angeschrieben, um die Mitarbeiter für die mögliche Gefahr zu sensibilisieren.
Der Fahndungsaufruf der Polizei wurde allein auf der Facebookseite von mainpost.de über 3000 Mal geteilt. „Die Hinweise der Bevölkerung erreichten uns auf allen Kanälen, über Telefon, E-Mail und über die sozialen Medien“, sagte der Polizeisprecher. Wie viele Hinweise es genau waren, konnte der Sprecher nicht sagen. „Aber es waren sehr viele.“
Seit dem 6. Januar vermisst
Bis Anfang Januar war der 47 Jahre alte Mann, der 1,60 Meter groß ist und über 100 Kilo wiegt, in der geschlossenen Psychiatrie in Ansbach untergebracht. Dort lebte er bereits seit 25 Jahren. Dann kehrte er am 6. Januar von einem genehmigten Spaziergang auf dem Klinikgelände nicht mehr zurück. Seither fahndet die Polizei nach dem Sexualstraftäter.
Laut Polizei wurde J. 1992 wegen erheblicher Sexualstraftaten von einem Jugendschöffengericht verurteilt und wegen Wiederholungsgefahr auf richterliche Anordnung hin in die psychiatrische Fachklinik eingewiesen. Sein Sexualtrieb wurde seitdem mit Medikamenten unterdrückt. „Er ist chemisch kastriert“, erklärte Ariane Peine, Presssprecherin der Bezirkskliniken Mittelfranken gegenüber dem Bayerischen Rundfunk. Die Wirkung lasse aber nach einiger Zeit nach und „dann könnte er gefährlich werden“.
Hinweise zum Verbleib des Gesuchten nimmt jede Polizeidienststelle entgegen. Wer auf den Mann trifft, wird gebeten, umgehend den Notruf über 110 zu verständigen. „Bei einem konkreten Verdacht ist der Notruf das richtige Medium. Hinweise über Facebook- oder Whats-App müssen wir erst überprüfen und so verlieren wir wichtige Zeit“, sagt Michael Petzold von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Mittelfranken.