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WÜRZBURG/MÜNCHEN
Streit um verkaufsoffene Sonntage
Den Streit um verkaufsoffene Sonntage gibt es seit Jahren, jetzt hat er Fahrt aufgenommen. Auch in Franken gehen die Meinungen auseinander – zum Teil sehr weit.
Streit um verkaufsoffene Sonntage       -  Verkaufsoffene Sonntage wie hier in Würzburg: Der Handel will eine Lockerung. Kritiker halten den Schutz des Sonntags hoch.
Foto: Patty Varasano | Verkaufsoffene Sonntage wie hier in Würzburg: Der Handel will eine Lockerung. Kritiker halten den Schutz des Sonntags hoch.
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 15.07.2024 08:52 Uhr

Den Streit um verkaufsoffene Sonntage gibt es seit Jahren, jetzt hat er Fahrt aufgenommen: Deutsche Warenhausketten wie Karstadt und Kaufhof haben am Montag gefordert, die Läden an bis zu zehn Sonntagen im Jahr öffnen zu dürfen. Grund: Der nicht an Öffnungszeiten gebundene Onlinehandel nehme den Geschäften Umsätze weg. Das sei diskriminierend, der Einzelhandel müsse mit mehr Einkaufstagen gegensteuern dürfen.

In Bayern sind vier Verkaufssonntage erlaubt

Zehn verkaufsoffene Sonntage – das ginge weit über das hinaus, was bislang in Bayern zulässig ist. Laut Gesetz dürfen dort nur an höchstens vier Sonntagen im Jahr die Ladentüren zwecks Verkaufs geöffnet werden. Wann das jeweils ist, regeln die Kommunen in Absprache mit der örtlichen Geschäftswelt.

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Oft gibt es nur einen Termin

Zehn verkaufsoffene Sonntage wären zudem deutlich mehr als das, was es bislang in Franken tatsächlich gibt: In Würzburg, Bamberg und Schweinfurt zum Beispiel wird jeweils nur ein Sonntag im Jahr als verkaufsoffen genutzt. Der heißt dann aus Tradition meistens „Mantelsonntag“. In Würzburg strömen dann schätzungsweise gut 100.000 Menschen in die Innenstadt.

Hinzu kommen vereinzelte, an andere Veranstaltungen gebundene Verkaufssonntage wie im April der Fischmarkt in Schweinfurt, als in der Innenstadt ebenfalls Geschäfte geöffnet waren. Eine HBE-Studie vom Oktober 2016 sieht im Übrigen verkaufsoffene Sonntage nach Einkaufsnächsten oder ähnlichen Aktionen von Händlern als wirksamstes Mittel für langfristigen Umsatz und Kundenbindung.

ver.di kontra Handelsverband

Egal wie ausgeprägt die verkaufsoffenen Sonntage sind, gestritten wird darüber viel und grundsätzlich. Während der Handelsverband Bayern (HBE) eine Lockerung verlangt, sind die Kirche und die Gewerkschaft ver.di strikt dagegen. „Wir könnten hier drei Leute einstellen, die sich nur um verkaufsoffene Sonntage kümmern“, skizziert Peter König von ver.di Unterfranken die Dimension des Streits. Ihn störe vor allem, dass es „da einen völligen Wildwuchs gibt“. Hier Hausmessen einzelner Geschäfte am Sonntag, dort fadenscheinig begründete Aktionen.

Gewerkschaft übt Kritik an Kommunen

Soll in einer Kommune ein verkaufsoffener Sonntag genehmigt werden, „dann müssen die Kirchen und Gewerkschaften immer gehört werden“, betont König. Das geschehe bisweilen nicht, weil das viele Stadt- und Gemeinderäte „gar nicht wissen“. Seine Gewerkschaft denke in solchen Fällen über Klagen gegen Gemeinden nach. In Forchheim bei Nürnberg geht der Disput schon in diese Richtung: Dort will ver.di gerichtlich gegen drei von vier geplanten Verkaufssonntagen vorgehen, wie örtliche Medien berichten.

ver.di-Mann: Unterfranken liegt bei den Terminen an der Spitze

König zufolge gibt es in Unterfranken im Schnitt pro Jahr 230 Aktionen im Stile von verkaufsoffenen Sonntagen – die meisten in Bayern. Doch das sei alles nur eine Verlagerung des Umsatzes: Auf verkaufsoffene Sonntag folgten oft umsatzschwache Tage, gewonnen sei also nichts. Unterm Strich gehe es ver.di um den Schutz der Arbeitnehmer und des Sonntags als Tag der Ruhe. Dass die Geschäfte montags bis samstags von 7 bis 20 Uhr verkaufen dürfen, reiche völlig aus. „Verhungert ist deswegen noch niemand“, so König.

Was der Handelsverband will

„Auch der Einzelhandel ist für den Schutz des Sonntags“, sagt HBE-Sprecher Bernd Ohlmann (München) auf Anfrage. Vier verkaufsoffene Termine im Jahr in Bayern seien genug. „Wir wollen darüber hinaus nichts.“

Vielmehr kritisiere er die gesetzlich vorgeschriebene Koppelung eines verkaufsoffenen Sonntags mit einem Anlass wie einer Messe oder einem Markt. Das sei zu sperrig. Auch sollte in Bayern der erste Adventssonntag vor allem in Grenznähe generell verkaufsoffen sein, weil er als besonders umsatzstark gilt und um die Abwanderung von Kunden in Nachbarländer zu verhindern. Ohlmann will erfahren haben, dass die Belegschaft in Bayerns Geschäften grundsätzlich nichts gegen Arbeit an Sonntagen habe. So der so: „Verkaufsoffene Sonntage sind nicht der Untergang des Abendlandes.“

 
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  • Plecherbub
    Zu einer freien Gesellschaft gehört für mich auch, dass jeder sein "Geschäft" auf- und zumachen kann wie er möchte. Warum muss das überhaupt vom Gesetzgeber vorgeschrieben werden? Ob für ungewöhnliche Zeiten Personal gefunden wird, das regelt dann der Markt.
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  • Berge
    Der Sonntag ist ein Geschenk für den Menschen, egal ob gläubig oder ungläubig, der nicht dem Kommerz geopfert werden darf. Er signalisiert, dass der Mensch sich nicht allein über Arbeit und Konsum definiert. Es müssen genug Menschen am Sonntag arbeiten, warum auch noch, damit der Umsatz gesteigert wird. Wer denkt eigentlich noch an die Beschäftigten?
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  • 2ostsee
    Längere Öffnungszeiten oder Verkaufssonntage belasten auch viele Vereine.
    Wer kann dann am Sonntag noch Fußball spielen oder schauen? Wer betreut noch Kinder- und Jugendmannschaften?
    Nein man muss nicht jeden Mist aus den USA nachmachen!
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  • Die noch längere Öffnungszeiten fordern sollen mal selber im Verkauf arbeiten. Früher war spätestens um 18 Uhr Schluss und es gab vier Samstage vor Weihnachten bis 18 Uhr. Auch da ist keiner verhungert oder ist in zerrissenen Kleidern herum gelaufen. Die wo länger einkaufen wollen sollen sich im Internet bedienen. Da geht es fast ohne Personal.
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  • mausschanze
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  • R.Silber
    Ich persönlich kann der totalen Vermarktung des Lebens und des kollektiven Burn-outs nichts abgewinnen. Kaufhof am Wühltisch, das Gedränge ist bestenfalls noch durch ein Stones-Konzert zu toppen, blaue Flecken durch gezielte Ellenbogenschläge gehören zum Konsumwahnsinn. Na ja, jedem das seine, ich als bekennendes Landei bin ohnehin nicht repräsentativ.
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  • cimb24
    Do FR bis 22-23Uhr geöffnet.
    SA bis O.00.

    Dann hätte sich der Mantelsonntag erledigt.

    Fand es in USA immer ganz amüsant.
    Die Frischtheken waren geschlossen aber um 2h früh in den Supermarkt gehen..einkaufen.
    Zumindest..hat man dann nie mehr was vergessen oder bekommt es zügig bei.

    Meiner Meinung nach sollten auch die lokalen Einzelhändler unterstützt werden..nicht NUR fragwürdige Ketten und online-Händler,so praktisch der schnelle Klick sein mag..der auch die Ware sehr rasch ins Haus spült.
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  • lausdeandl@yahoo.de
    Der Onlinehandel nimmt den Geschäften auch deshalb den Umsatz weg, weil die Geschäfte oft nicht die benötigten Sachen parat haben.

    Ich wollte schon öfter den Klick in der Stadt lassen, war aber damit nicht erfolgreich. Z.B. steht zwar die digitale Viedeokamera im Regal, das Kabel zum Anschluß an einen Festplattenrecorder ist aber nicht zu erhalten. Man verfährt viel Zeit und Geld und steht am Ende mit leeren Händen da. Dann mach man halt den Klick im Onlinehandel.
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  • post@herbertstapff.de
    Die Arbeitnehmer sind nicht mehr nur von MO früh - FR mittag beschäftigt. Dies tun die wenigsten. Teilzeit, Schichtarbeit, Homeoffice, Tourismus, Onlinehandel, Tankstellenläden, Freizeit, Pflege-, Wohnheime, Krankenhäuser, Rettungsdienste, Nah-/Fernverkehr, und vieles mehr haben die Arbeitszeiten gründlich verschoben. Sonntag = Familientag? Das ist lange her. Wenn ich am SO essen gehen will, müsssen andere dafür arbeiten. Viele würden gerne am SO arbeiten, dafür lieber unter der Woche frei haben. Dies lässt sich alles nicht mehr mit gewerkschaftlichen Arbeitszeiten regeln. Deshalb wäre eine Abschaffung der Ladenöffnungszeiten oder eine Begrenzung von 7 - 22:00 täglich längst sinnvoll. Nachbarländer machen es vor, die Grenzgebiete sind benachteiligt. Wir können aber die Zeit nicht mehr zurückdrehen oder aufhalten. Auch die Kirchen, die den Sonntag als "heilig" beschwören, lassen sehr viele ihrer Beschäftigten am Sonntag arbeiten, nicht nur als Pfarrer.
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  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    Ich war noch nie beim "Mantelsonntag" dabei.
    Warum?
    Viel zu viel Stress schon bei der Suche nach einem Parkplatz und überhaupt braucht es einen verkaufsoffenen Sonntag eh nicht.
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  • roswitha.oehrlein@aol.com
    Wie wär´s z.B. damit: ÖPNV, WVV, OVF? grinsen
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  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    Gute Idee, aber individuell unbrauchbar. Das würde aber mindestens zwei Sunden für 20km einfach bedeuten.
    Nein, da geniesse ich lieber einen einkaufsfreien Sonntag.
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  • roswitha.oehrlein@aol.com
    Wohnen Sie am Ende der Welt? Wenn ich mir die Fahrpläne der DB oder der verkehrenden Buslinien ansehe, egal aus welcher Himmelsrichtung, ist da im ungünstigsten Fall etwa 1 Std. angesagt!
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  • peterlesbub
    @pkd
    Ganz meine Meinung, auch ich meide solche Aktionen, auch z.B. Stadtfest u.ä. an Samstagen, weil mir dann der Stress in der Stadt zu groß ist.
    Und das dortige anzutreffende Publikum suspekt.
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  • jebusara@web.de
    Wer braucht verkaufsoffene Sonntage? Verlängert lieber die wöchentlichen Öffnungszeiten auf 7 - 22 Uhr. In anderen BL ist dies die Mindestöffnungszeit, nur Bayern hinkt schlafwandelnd hinterher.
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