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München
Stille Tage in Bayern: CSU und Freie Wähler wollen Tanzverbot beibehalten
An neun "stillen Tagen" im Kalenderjahr ist in Bayern öffentliches Tanzen verboten. Die Grünen wollten dies nun im Landtag ändern. Was die anderen Parteien davon halten.
Auch ohne die aktuellen Corona-Einschränkungen gilt in Bayern an neun 'stillen Tagen' im Jahr ein öffentliches Tanzverbot. Die Grünen wollten diese Einschränkung nun im Landtag lockern.
Foto: Patrick Pleul, dpa | Auch ohne die aktuellen Corona-Einschränkungen gilt in Bayern an neun "stillen Tagen" im Jahr ein öffentliches Tanzverbot. Die Grünen wollten diese Einschränkung nun im Landtag lockern.
Henry Stern       -  Obermeier/ Henry Stern
Henry Stern
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:43 Uhr

"Was bitteschön ist still am Politischen Aschermittwoch der CSU", fragt sich die Grünen-Landtagsabgeordnete Susanne Kurz: Blasmusik, deftige Reden und ein "kollektives Dauerbesäufnis" seien schließlich Kern der CSU-Traditionsveranstaltung in Passau. Dabei gehört der Aschermittwoch in der Tat zu den neun "stillen Tagen" im Kalenderjahr, die nach dem bayerischen Feiertagsgesetz der "seelischen Erhebung" dienen sollen.

"Öffentliche Tanzveranstaltungen" sind deshalb in Bayern nicht nur an Aschermittwoch verboten, sondern auch an Gründonnerstag, Karfreitag, Karsamstag, Allerheiligen, Volkstrauertag, Totensonntag, Buß- und Bettag und an Heilig Abend. Denn erlaubte Veranstaltungen müssen "den ernsten Charakter" dieser Tage wahren.

FDP-Mann Hagen: Wieso ist Schlamm-Catchen möglich, Tanzen aber nicht?

Allerdings sind Spaßbäder geöffnet, auch Theater, Kinos oder Bars. Auch Sportveranstaltungen sind möglich – bis hin zu Boxkämpfen oder zum Schlamm-Catchen. Nur eben das Tanzen nicht, was auch den FDP-Fraktionschef Martin Hagen verwundert: Es gehe ja um Tanzen in geschlossenen Clubs und Hallen, argumentierte er in einer Landtagsdebatte zum Thema: "Es geht ja nicht darum, um die Kirchen zu tanzen und die Gläubigen zu stören."

Für die Grünen ist das bayerische Tanzverbot an den stillen Tagen zudem eine Benachteiligung von Live-Musikstätten und Clubs gegenüber Sportereignissen und Kulturveranstaltungen. Diese Benachteiligung sei auch deshalb zu beenden, weil der Bundestag im vergangenen Jahr Clubs und Konzertbühnen anderen kulturellen Einrichtungen gleichgestellt habe, erklärt die Partei in einem Gesetzentwurf. "Wir wollen ein Ende dieser Doppelstandards", forderte Kurz deshalb in der Landtagsdebatte.

Innenminister: Grünen fehlt Gefühl für das religiöse Fundament Bayerns

Außer am besonders geschützten Karfreitag und am Buß- und Bettag sollten deshalb auch Tanzveranstaltungen in Bayern immer erlaubt sein, so Kurz. Zumal Bayern mit seinen Tanzverboten in Europa ziemlich alleine stehe: Nur in wenigen Schweizer Kantonen gebe es Ähnliches. Ansonsten natürlich in Ländern wie dem Iran oder Afghanistan.

Bei der Regierungsmehrheit stieß der Verstoß jedoch auf entschiedene Ablehnung: Den Grünen fehle offenbar "jedes Gefühl für die kulturellen und religiösen Fundamente dieses Landes", schimpfte Innenminister Joachim Herrmann (CSU). "Was ist still an einem Tag, wenn bis in den Morgengrauen getanzt wird", fragte der Freie Wähler Alexander Hold. Bei der Frage des Tanzverbotes gehe es "nicht um Freiheit, es geht um Respekt", findet Hold. Zumal es in einer zunehmend lauten Welt "wichtig wie nie" sei, auch einmal "Ruhe zuzulassen".

In Österreich gebe es keine Tanzverbote, entgegnete der AfD-Abgeordnete Franz Bergmüller: "Ist Österreich deshalb weniger katholisch, als wir?" Während die Mehrheit seiner Rechtsaußen-Partei am Tanzverbot festhält, stimmte Bergmüller deshalb mit den Grünen.

SPD enthält sich bei der Abstimmung über eine Lockerung des Tanzverbots

Die SPD lehnte bei der Abstimmung im Landtag eine Änderung ab: Die bisherige Regel habe sich bewährt, für eine Änderung gebe es "keine überzeugende Begründung", erklärte die SPD-Abgeordnete Alexandra Hiersemann. "Freiheit ist nicht begründungspflichtig, sondern nur ihre Einschränkung", hielt FDP-Mann Hagen dagegen.

Letztlich allerdings ohne Erfolg: Mit den Stimmen von CSU, Freien Wählern, SPD und der Mehrheit der AfD-Abgeordneten wurde der nur von der FDP unterstützte Grünen-Vorstoß abgelehnt. Damit bleibt es an den "stillen Tagen" beim Tanzverbot in Bayern – auch nach dem Ende der aktuellen Corona-Einschränkungen für Clubs und Diskotheken.

In einer früheren Version war zu lesen, dass die SPD sich bei der Abstimmung enthalten habe. Dies ist nicht korrekt – die SPD stimmte gegen die Änderung. Wir bitten diesen Fehler zu entschuldigen.

 
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  • gowell70@yahoo.de
    Ich steh' im Wald und kann Ihren Beitrag leider nicht zuordnen...
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  • Arcus
    Der CSU gehts wie der kath Kirche. Wasser predigen und Wein saufen.
    Die Doppelmoral des schwarzen Filzes ist nicht mehr auszuhalten.
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  • gowell70@yahoo.de
    In dem Fall eher Bier, aber ansonsten passts.
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  • dietmar@eberth-privat.de
    Viel dreckiger als Kohle geht's wirklich nicht.

    Dies sind die CO2-Emissionen nach Energieträger in Gramm CO2-Äquivalent pro kWh Strom (GTP100):
    12 Kernkraft
    24 Wasserkraft
    38 Geothermie
    86 Wind mit Backup
    143 Solar mit Backup
    230 Biogas (nur indirekte Emissionen)
    447 Gas und Dampf
    798 Steinkohle
    819 offene Gasturbine
    1150 Braunkohle
    Die Werte stammen vom Weltklimarat.
    Die Zahlen berücksichtigen den kompletten Lebenszyklus inklusive Transport, Bau, Abbau sowie Brennstoff-Beschaffung und -Entsorgung.
    https://www.tech-for-future.de/co2-kwh-strom/
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  • dietmar@eberth-privat.de
    Das zum wunderbaren Wald:

    "Durch Stürme, Dürresommer und den Borkenkäfer habe Hessen Forst schon 5.000 Hektar Wald - rund 25 Prozent der gesamten Waldfläche - abgeräumt."
    https://www.hessenschau.de/politik/bis-zu-240-meter-hoch---18-windraeder-im-reinhardswald-genehmigt,windraeder-reinhardswald-100.html

    Zur Info, 18 Windräder benötigen etwa 10 Hektar Wald
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  • rainbird
    Wir können natürlich auch noch den Sonntag als 7. Arbeitstag der Woche definieren und Feiertage abschaffen. Das Würde zusätzlich Einnahmen generieren und die kurzen Landenöffnungszeiten gehören in Bayern eh längst verlängert.
    Vielleicht sollte man auch einfach nur die Stille genießen und sich besinnen für das was wirklich wichtig ist.
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  • gowell70@yahoo.de
    Immer dann, wenn der Bayerische Ministerpräsident zum
    Bayerischen Defibrilliermarsch
    in Passau einschreitet,
    müsst' Er sich der Sünden fürchten.

    Musik, Bier und Weißwürscht'

    Das gilt auch für Aiwanger und all die Anderen bei deren Propagandashows !

    Nach katholischer Lehre ist der Aschermittwoch ein
    strenger Fast- und Abstinenztag,
    von daher sind diese Büttenreden,
    einen Tag nach Fasching,
    auf das Strengste zu verurteilen
    und verstoßen in aller Form gegen den stillen!!! und nüchternen!!!! Charakter
    dieses Tages.

    CSU und FREIE WÄHLER,
    wollt Ihr das Volk für dumm verkaufen?
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  • DieWahrheit
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  • DieWahrheit
    lieber GWM stellt fest, dass Sie es offensichtlich schon sind.

    Ich zitiere Ihre Worte:
    „CSU und FREIE WÄHLER,
    wollt Ihr das Volk für dumm verkaufen?“

    In diesem Kommentar geht es doch gerade darum, dass die GRÜNEN die Feiertage abschaffen wollen.

    Nicht einfach schreiben, ohne zu denken, es ist tatsächlich erlaubt sein Hirn einzusetzen!

    Also mit dem Hintergrund, dass Sie lieber GWM den Kommentar auch gelesen haben wäre ich auf Ihre Stellungnahme gespannt.
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  • gowell70@yahoo.de
    Zum einen hat niemand vor, irgendwelche Feiertage abzuschaffen!
    Zum anderen ist es einfach dummdreist, von stillen Feiertagen zu sprechen, während in Passau und sonstwo gerade am hochernsten Aschermittwoch übel gesoffen und polemisiert wird.

    Trotzdem, und auch das ist
    die Wahrheit,
    gehe ich davon aus, daß Sie relativ wenig Ahnung haben, wovon in obigem Artikel die Rede ist.
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  • gowell70@yahoo.de
    Gläubige Christen werden sehr wahrscheinlich kaum auf die Idee kommen, am Aschermittwoch oder Karfreitag Tanzveranstaltungen besuchen zu wollen.

    Die Einzigen, die den Aschermittwoch saufend zubringen, daß sind doch diese Politik-Menschen bei ihren Politischen Aschermittwochsumtrünken.

    Aber da muß man schon in der Heuchelpartei mit "C" im Namen MitGLIED (oder die weibliche Entsprechung) sein,
    um der gesamten Bevölkerung die eigenen Vorstellungen aufzwingen zu wollen !

    Volkstrauertag ist ein stiller Tag,
    macht auch Sinn und soll auch so bleiben!
    Da gedenkt man der vielen Opfer, die in von oben angeordneten Kriegen ihr Leben lassen mußten !

    Ein gläubiger Mensch jüdischen Glaubens käme auch nie auf den Gedanken,
    Jom Kippur zu tanzen,
    während viele Christen keine Ahnung haben, wann dieser Tag überhaupt stattfindet.

    Typische Kreuzzug-Söder-Aktion mal wieder!
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  • DieWahrheit
    stellt fest, dass es sich bei den stillen Feiertagen allesamt um kirchliche Feiertage handelt.

    Ich schlage deshalb vor, nicht darüber abzustimmen ob an diesen Tagen getanzt werden darf oder nicht, sondern vielmehr sollte der Land-, und der Bundestag darüber abstimmen die religiösen Feiertagen nur denen zu gewähren die diesen Glauben leben und die stille Feiertage feiern.

    Dann können alle, die diesen Glauben abgelegt haben einen Tag Urlaub nehmen und tanzen bis in die Puppen!

    Also bitte mal diesen Antrag in den Gremien einbringen!
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  • jhuller@gmx.de
    Ich stimme Ihnen mit einer Ergänzung zu: Keine kirchlichen Feiertage für Ausgetretene. Arbeiten ist angesagt, wenn's nicht auf das Wochenende fällt.

    Keiner feiert die Feiertage der jeweils anderen Glaubensrichtung. Warum also solltne Nicht(mehr)christen an christlichen Feiertagen frei haben?
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  • gowell70@yahoo.de
    Und Sie leben anscheinend noch im Fürst-Bistum Würzburg und die Jungfrau Maria ist nach wie vor, in Ermangelung einer Fürstgemahlin, als weltliche Herrscherin in Amt und Würden, heute würde man sagen "First Lady" ?

    Diese dümmliche Debatte, wer wann Feiertage hat und wer gefälligst arbeiten soll geht komplett an der Wirklichkeit vorbei und scheint mir ein äußerst unchristich' Denken darzustellen.
    Noch dazu ein übler Verstoß gegen das 10. Gebot !
    Das ist die Wahrheit !
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  • DieWahrheit
    lieber GMW vermutet, dass Sie wahrscheinlich keiner Kirche angehören.

    Wie sonst könnten Sie das 10 Gebot und ich unterstelle, dass Sie das Gebot Gottes meinen, so egoistisch für sich in Anspruch nehmen!

    Sie wollen uns den stillen Feiertag nehmen, haben aber nichts mit der Kirche zu tun!
    Ich empfehle Ihnen einmal die 10 Gebote, für Sie insbesondere das Erste, das Zweite, das Dritte und das Achte!
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