Noch gibt es kein Datum für das endgültige Ende des G8 und doch ist zu spüren, dass seine Tage auch in Bayern gezählt sind, sagt Heinz-Peter Meidinger, Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbands. „Die Wahlen an den Pilotschulen, wo zuletzt mehr als zwei Drittel die Mittelstufe plus gewählt haben, haben gezeigt: Die deutliche Mehrheit will ein G9. Das G8 als Regel-Gymnasium ist damit abgeschafft!“, bekräftigt Peter Stegmann, Bezirksvorsitzender der Philologenverbands für Unterfranken.
G8 oder G9: Jede Schule soll selbst entscheiden
Die Politik hat nun reagiert: Die CSU will es den bayerischen Gymnasien freistellen, ob sie die um ein Jahr verlängerte Mittelstufe einführen oder nicht. Jede Schule solle das selbst entscheiden, an großen Gymnasien sei sogar beides möglich. Das sagte Ministerpräsident Horst Seehofer nach der Kabinettsklausur letzte Woche am Tegernsee. Mit dem Schuljahr 2018/19 sollen an Bayerns Gymnasien flächendeckend auch neunstufige Züge angeboten werden. Was sich die Ministerrunde im Detail überlegt hat, wird Kultusminister Ludwig Spaenle am Vormittag in München erläutern.
Über die Reform der Mittelstufe wird seit einem Jahr viel diskutiert. 47 Schulen testen im jetzigen sowie im nächsten Schuljahr, ob es sinnvoll ist, die Jahrgangsstufen acht bis zehn in vier statt wie gehabt in drei Jahren zu absolvieren. Der Stoff in den Fächern wird dafür „gedehnt“.
Weniger Nachmittagsunterricht, mehr Übungsphasen
Das Frobenius-Gymnasium in Hammelburg ist eine dieser Modellschulen und bietet seit dem Schuljahr 2015/16 die Mittelstufe plus an. Ein Drittel der Schüler hat sich für den Regelzug entschieden, zwei Drittel für das G9. „Das Modell funktioniert und es tut den Schülern sichtlich gut“, sagt Marco Korn, stellvertretender Schulleiter am Frobenius-Gymnasium. In der Mittelstufe plus gibt es weniger Nachmittagsunterricht, dafür aber längere Übungsphasen, schildert Korn.
Die CSU will die Ergebnisse des Versuchs abwarten und dann einen „Dialog“ darüber starten. 2018, nicht 2017 wie erst angedacht, könnte das Modell bayernweit genehmigt werden. Ein erneutes „Hoppla-hopp“ wie bei der Einführung des G8 werde es nicht geben, hieß es in CSU-Kreisen.
„Dass wieder die Möglichkeit besteht, das Gymnasium nach neun Jahren mit dem Abitur abzuschließen, ist ein Erfolg auch des Philologenverbandes und auf jeden Fall zu begrüßen“, sagt Peter Stegmann, Bezirksvorsitzender des Philologenverbands Unterfranken. Die Grundsatzentscheidung findet es enttäuschend: „Wir bekommen hessische Verhältnisse, wenn jede Schule sich entscheiden muss zwischen G8, G9 oder beiden Zügen unter einem Dach“, sagt Stegmann. Sollte jedes Gymnasium Wahlfreiheit bekommen, bedeute das eine weitere Phase der Unsicherheit und der schwierigen Entscheidungsprozesse vor Ort.
Beide Varianten können sich nur große Gymnasien erlauben
Edith Degenhardt, Schulleiterin des Rhön-Gymnasiums in Bad Neustadt möchte die politischen Entscheidungen abwarten. An ihrer Pilotschule ist die Mittelstufe plus bislang nur für den naturwissenschaftlichen Zweig möglich. Zwei Klassen wählten dort den Regelzug, zwei Klassen die Mittelstufe plus.
Beide Varianten – G8 und G9 – unter einem Dach können sich nur große Gymnasien erlauben, denkt Stegmann. Der BPV bevorzugt ganz klar ein neunjähriges Gymnasium aus einem Guss, das von neun Jahren her gedacht ist: nicht nur in der Mittelstufe gedehnt, sondern von der fünften Jahrgangsstufe an auf der Basis eines Lehrplans für neun Jahre, mit dem mittleren Schulabschluss nach der 10. Jahrgangsstufe (nicht wie in der M+) und einer Stoffdehnung ab der Unterstufe.
Brauchen wir ein G9 neu?
Auch der Bildungspolitiker der Grünen, Thomas Gehring, fordert eine pädagogische Weiterentwicklung und ein Konzept, dass von einer breiten Mehrheit getragen wird: „Weitere Strukturreformen sind sinnlos und enttäuschend für die Schulfamilie – was wir brauchen, ist ein G9 neu.“ Die Landtags-Grünen werden einen Gesetzentwurf einreichen, um das bayerische Gymnasium pädagogisch und inhaltlich neu aufzusetzen.
„Das bayerische Kabinett hat sich unseren Vorschlag der Wahlfreiheit zwischen G8 und G9 zu eigen gemacht. Dass die Staatsregierung endlich begriffen hat, dass das der Wunsch von Schülern und Eltern ist, war längst überfällig“, sagt Michael Piazolo, Bildungsexperte der Freien Wähler.
1. Das G8 wurde hopplahopp eingeführt, ohne wirklich die Lehrpläne an die kürzere zur Verfügung stehende Zeit anzupassen.
2. Mittlerweile hat sich offenbar auch für "München" als unwiderlegbar herausgestellt, dass hiermit entweder eine zu hohe Anforderung an die Kinder/ Jugendlichen vorliegt oder die Qualität des Abiturs leiden muss.
3. Anstatt jetzt endlich die antiquierten Lehrpläne auf den aktuellen Stand zu bringen, wird einfach wieder der alte Trott u. a. ohne stärkere Gewichtung der MINT-Fächer zum Standard gemacht.
4. Und welche Eltern glauben, dass ihr Kind das in 8 Jahren schafft statt in 9, zwingen es dazu, sich den ganzen alten Stiebel im Turboverfahren reinzuziehen.
Das war doch jetzt eine super sinnvolle Bildungsreform - so richtig "mitohne" greifbares Ergebnis. Oder?