Lange trat der Prozess fast auf der Stelle. Nun ging es flott: S&K-Gründer Stephan S. (37) aus dem Raum Miltenberg ließ nach Vorgesprächen mit Staatsanwaltschaft und Gericht über seinen Verteidiger erklären, dass er „die volle Verantwortung“ für die ihm zur Last gelegten Taten übernehme. Sein Mitbegründer, der 35-jährige Jonas K. (ebenfalls aus Unterfranken) bezeichnete das S&K-Geschäftsmodell als „schäbig und einfallslos“ und sich selbst als „dumm und gierig“ und entschuldigte sich bei den Geschädigten.
Deal brachte den Durchbruch
Vorausgegangen war ein Deal mit Gericht und Staatsanwaltschaft, um nach vier Jahren Untersuchungshaft und 17 Monaten Prozessdauer in absehbarer Zeit zu einem Urteil zu kommen, statt vielleicht noch weitere zwei Jahre zu verhandeln: Nun geht es nur noch um Untreue-Handlungen gegenüber den 11.000 Anlegern, die laut Staatsanwaltschaft mithilfe eines Schneeballsystems um 340 Millionen Euro gebracht worden sein sollen. Einen Großteil des Geldes sollen die Manager durch ihr protziges Leben ausgegeben haben.
Die Staatsanwaltschaft hat sich die Redebereitschaft der Angeklagten dadurch erkauft, dass sie den Vorwurf des Betruges fallen lässt, der in der Beweisaufnahme bisher noch so gut wie gar nicht beleuchtet worden war. Den Angeklagten aus dem Raum Miltenberg waren nach Angaben des Vorsitzenden Alexander el Duwaik Strafen zwischen achteinhalb und neuneinhalb Jahren zugesichert worden.
Vom Geld ihrer Anleger hatten S. und K. und ihre Freunde in Saus und Braus gelebt: Villen, schnelle Autos, teure Frauen, Pool-Partys mit Elefant oder Badenixe im überdimensionalen Sektkelch, prominente Gäste wie Mark Medlock oder Janine Kunze, Reisen nach Las Vegas oder Gambia – auf Kosten der Anleger. Allein die gemietete Loge im Stadion von Eintracht Frankfurt soll knapp 75.000 Euro gekostet haben. Und sie sollen im Geld gebadet haben wie Dagobert Duck.
Zu den Vorzeige-Immobilien, die S&K billig kaufte, gehörte die Sachs-Villa in Schweinfurt: Das Anwesen des verstorbenen Industriellenerben, Fotografen und Playboys Gunter Sachs erwarb die S&K-Gruppe Ende 2011 per Zwangsversteigerung für 1,7 Millionen Euro. In ihren Hochglanz-Prospekten tauchte das Haus des namhaften Vorbesitzers dann aber mit einem Wert von 6,7 Millionen Euro auf, was Kunden täuschte. Ihnen wurde ein völlig überzogener Eindruck vom Wert der S&K-Investitionen in Immobilien vermittelt, um sie dazu zu bringen, ihr Geld hier anzulegen.
Vier Jahre Untersuchungshaft
Mit S. und K. sitzen drei mutmaßliche Mittäter auf der Anklagebank, von denen einer nach seinem Geständnis bereits auf freiem Fuß ist. Die vier anderen sitzen seit mehr als vier Jahren in Untersuchungshaft. Auch Daniel F., ehemals Mittelverwendungskontrolleur bei einer mit S&K verbundenen Fondsgesellschaft, hatte ursprünglich in den Deal eingewilligt. Inzwischen zog er die Zusage aber zurück. Man sei mit dem angebotenen Strafmaß nicht einverstanden, sagte einer seiner Verteidiger gegenüber dem Handelsblatt. Die Verteidigung sei aber weiterhin offen für eine Verständigung, nur das Angebot müsse besser werden. Gegen F. wird das Verfahren nun erst einmal weitergeführt.
Zurück bleiben Tausende von geschädigten Anlegern, die nicht nur ihrer verlorenen Investition hinterher trauern. Viele von ihnen müssen sich vor Zivilgerichten nun mit Forderungen eines Insolvenzverwalters herumstreiten, der von ihnen die Ausschüttungen zurückfordert – während einige der Verurteilten nach vier Jahren Untersuchungshaft wohl damit rechnen können, bald wieder auf freiem Fuß zu sein