
Die „Westumgehung Würzburg“ hat auch als Main-Spessart-Autobahn oder Bundesstraße B 26n (neu) für Furore gesorgt. 2001 begannen die Planungen – der erbitterte Streit hält die Region bis heute in Atem, vor wenigen Wochen erst brannten Mahnfeuer. Seit Mittwoch liegt nun der Entwurf zum neuen Bundesverkehrswegeplan (BVWP) vor.
Das Projekt B 26n ist wieder gelistet, wenn auch – anders als im BVWP 2003 – nicht autobahnähnlich mit vier Fahrstreifen für 500 Millionen Euro, sondern zweispurig mit zusätzlichen Überholspuren und geschätzten Baukosten von rund 173 Millionen Euro.
Externe Gutachter vergleichen Kosten und Nutzen
Etwa alle 15 Jahre buhlen die Länder um das Geld des Bundes und melden Tausende Projekte für den jeweils neuen BVWP an. Fachleute aus dem Ministerium und externe Gutachter vergleichen Nutzen und Kosten jedes Projektes und stellen sie ins Verhältnis. Je höher die Relation, desto wichtiger das Projekt. Im Entwurf zum neuen BVWP, den Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) am Mittwoch in Berlin vorstellte, sind rund 700 Projekte bundesweit als vordringlich eingestuft. 84 davon erhalten sogar ein „Plus“, sind also besonders dringlich.
Diese Karte zeigt die unterfränkischen Projekte des neuen BVWP.
Die Kosten aller Projekte summieren sich auf gut 260 Milliarden Euro. Mehr als 140 Milliarden Euro davon sollen in den Erhalt und die Modernisierung der bestehenden Straßen, Schienen und Wasserwege fließen, die knappe andere Hälfte in den Neu- und Ausbau.
Bei der B 26n sind lediglich die 15 Kilometer vom Autobahnkreuz Schweinfurt-Werneck (A 70/A 7) nach Karlstadt (Lkr. Main-Spessart) „Vordringlicher Bedarf“. Dort ist die Not besonders groß, im Werntal war der Ruf nach einer Verkehrsentlastung in den vergangenen Jahren deutlich zu hören.
Kein Geld für B26n bis mindestens 2030
Weiter südlich wird die B 26n als „Weiterer Bedarf mit Planungsrecht“ eingestuft. Damit dürfte der Bund für den Bau der 26 Kilometer B 26n von Karlstadt zur A 3 bei Helmstadt (Lkr. Würzburg) bis mindestens 2030 kein Geld locker machen.
Matthias Zorn, Vorsitzender des Vereins Bürger und Kommunen gegen die Westumgehung/B 26n sieht in dem BVWP „einen Teilerfolg“, eine Autobahn werde es nicht geben. Die B 26n-Gegner hoffen nun, dass der südliche Teil der Straße sogar nie gebaut wird. Die Befürworter der B 26n befürchten das. Es gibt Überlegungen, das Straßennetz von Karlstadt über Wiesenfeld Richtung Lohr und Rechtenbach zu ertüchtigen, um den Wirtschaftsraum Main-Spessart besser an die Autobahn anzubinden.
Bundestagsabgeordnete aus der Region äußern sich zustimmend. Alexander Hoffmann (Retzbach, CSU) und Bernd Rützel (Gemünden, SPD) unterstreichen in einer gemeinsamen Pressemitteilung, die B 26n sei zur Entlastung des Werntals unverzichtbar, auch der Würzburger CSU-Abgeordnete Paul Lehrieder sieht dies so und pocht darauf, dass das Geld, das durch den Verzicht auf eine autobahnähnliche B 26n gespart wird, in den beschleunigten Ausbau der A 7 von Würzburg bis Werneck auf sechs Fahrspuren investiert wird.
17 Milliarden Euro Bedarf für Bayern
Bayern hatte fast 400 Straßenprojekte mit einem Volumen von 17 Milliarden Euro nach Berlin gemeldet. Davon sind nur 136 Projekte mit einem Finanzbedarf von 5,1 Milliarden Euro als vordringlich eingestuft. Da werden die Straßenbaufans in vielen Regionen Bayerns enttäuscht sein, schreibt der aus München stammende Fraktionschef der Grünen im Bundestag, Anton Hofreiter, über den neuen BVWP. Er bemängelt, dass „wieder deutlich mehr Geld für den Straßenbau als für die Schiene eingeplant“ sei.
Zu den Enttäuschten gehören viele lärmgeplagte Bürger von Giebelstadt (Lkr. Würzburg). Die gewünschte Ortsumgehung ist wieder nur „weiterer Bedarf“, bedauert auch Paul Lehrieder und will „weiter bei unserem Verkehrsminister für diese Maßnahme werben“.
BVWP 2003: Viele Projekte noch nicht verwirklicht
Der neue Bundesverkehrswegeplan ersetzt die Fassung aus dem Jahr 2003. Viele Projekte des alten Plans tauchen auch im neuen wieder auf. Von den 35 Vorhaben in Unterfranken, die im BVWP 2003 vorgesehen waren, sind bisher zehn abgeschlossen, bei 14 haben die Bauarbeiten noch nicht einmal begonnen. Das entspricht etwa 95 gebauten Straßenkilometern gegenüber 185 Kilometern, auf denen noch gar nichts geschehen ist. Unter den Ladenhütern im Verkehrswegeplan ist zum Beispiel die Ortsumgehung der B 19 bei Giebelstadt-Euerhausen, die jetzt sogar aus dem Vordringlichen Bedarf, der obersten Dringlichkeitsstufe, in den Weiteren Bedarf zurückgestuft wurde. Von den Projekten, die 2003 dem Weiteren Bedarf angehörten, wurde bis heute keines verwirklicht. mcr