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WÜRZBURG
Neue Gema-Regelung: Weniger Konzerte in Jugendzentren?
Microphone and stage lights.Concert and music concept       -  Die Gema hat ihren Jugendtarif gekündigt. Auch in Unterfranken sind Konzerte von Nachwuchsbands in Gefahr. Nun gibt es Probleme mit dem Datenschutz.
Foto: carloscastilla (iStockphoto) | Die Gema hat ihren Jugendtarif gekündigt. Auch in Unterfranken sind Konzerte von Nachwuchsbands in Gefahr. Nun gibt es Probleme mit dem Datenschutz.
Melanie Jäger
Melanie Jäger
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:38 Uhr

In den Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendhilfe herrscht seit Anfang des Jahres Katastrophenstimmung. Niemand dort weiß so recht, wie es nach der überraschenden Kündigung des Jugendtarifs durch die Gema (Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und Vervielfältigungsrechte) weitergehen soll. Wie berichtet, bringt die Kündigung des Pauschaltarifs die Verantwortlichen vor Ort an ihre finanziellen und zeitlichen Grenzen. Statt der 187-Euro-Jahrespauschale, mit der alle Veranstaltungen abgedeckt waren, sind die Einrichtungen nun mit den geforderten Einzelzahlungen für jede Veranstaltung schnell bei 1000 Euro jährlich, der erhebliche Arbeitsaufwand geht auf Kosten der pädagogischen Arbeit. Auch die kirchlichen Jugendeinrichtungen schlagen mittlerweile Alarm.

Bauchschmerzen wegen neuer Regelung

Stefan Gerlach vom Musikbüro des Jugendkulturzentrum (Jukuz) in Aschaffenburg ist noch immer geplättet vom Vorgehen der Gema. „Ich habe Bauschmerzen bei dem Gedanken, dass wir jetzt wirklich jede einzelne, noch so kleine Veranstaltung anmelden und Musikfolgebögen einreichen müssen, selbst wenn, wie bei uns, Gema-Repertoire so gut wie nie eine Rolle spielt.“ Der nun zu befürchtende Arbeitsaufwand sei für die zumeist in Teilzeit arbeitenden Kräfte im Jugendbereich erheblich. „Wir werden definitiv weniger Veranstaltungen organisieren.“

Um künftig an einen Rabatt für Konzerte im musikalischen Nachwuchsbereich zu kommen, müssen die Jugendzentren der Gema nachweisen, dass keine wirtschaftlichen Ziele verfolgt werden und dass das Durchschnittsalter aller Bandmitglieder 27 Jahre nicht übersteigt. Genau hier sieht Bernd Schweinar, bayerischer Rockintendant im Verband für Popkultur, weitere Probleme auf die durch den neuen Tarif nun ohnehin schon gebeutelten Träger der Offenen Kinder- und Jugendeinrichtungen zukommen. „Wie sollen wir das denn nachweisen?“

Datenschutz nicht gewährleistet

Tatsächlich bewegt sich die Gema mit ihrer Vorgabe, eine Kopie des jeweiligen Ausweisdokuments an sie zu senden, datenschutzrechtlich auf dünnem Eis. Laut dem Berliner Beauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit darf eine Ablichtung nicht von der Organisation, die die Ablichtung getätigt hat, an Dritte weitergeleitet werden. Auf Bernd Schweinars Nachfrage bei den Datenschutzexperten heißt es: „Zwar ist die Gema im datenschutzrechtlichen Sinne nicht die verantwortliche Stelle, sondern die Konzertveranstalter, die die Kopien für die Gema einholen sollen. Da die Konzertveranstalter jedoch den Vorgaben der Gema unterliegen, werden wir ihre Anfrage zum Anlass nehmen, die Gema hinsichtlich dieses Themas zu sensibilisieren.“ Die Gema mit Sitz in Berlin unterliegt der Kontrolle und Aufsicht des Berliner Beauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit.

Gema unbeeindruckt

Die Gema indes zeigt sich von dem Dilemma, das sie durch die Streichung des Jugendtarifs bundesweit verursacht hat, unbeeindruckt. Man habe, so heißt es auf Anfrage dieser Redaktion, das Tarifsystem reformiert, die Vereinbarungen von 2004 seien nicht mehr zeitgemäß. Zudem erhielten Kinder- und Jugendeinrichtungen für ihre Konzerte und Veranstaltungen einen Sondernachlass von 15 Prozent. „Im Ergebnis dürfte die neue Vergütungsgrundlage für den Bereich der Kinder- und Jugendarbeit insgesamt und auch für einen Großteil der einzelnen Veranstalter zu einer Verminderung der Belastungen führen“, erklärte Pressesprecherin Gaby Schilcher. Eine Nachbesserung komme nicht infrage, denn: „Der neue Tarif stellt eine Verbesserung zur alten Regelung dar.“

In den Ohren der Jugendarbeiter vor Ort klingt das wie Hohn. Die Empörung über die neue Tarifregelung hatte vor wenigen Tagen zur Aberkennung des Bayerischen Rockpreises 2004 geführt, den die Gema damals für die Einführung des pauschalen Jugendtarifs bekommen hatte. Auf Anfrage heißt es: „Diese Entscheidung bedauern wir und erachten sie als sachlich nicht gerechtfertigt.“

Sonderkonditionen „ein Witz“

Das sieht Rockintendant Bernd Schweinar ganz anders. Die Aberkennung sei mehr als gerechtfertigt. Wie er gegenüber dieser Redaktion erklärte, sei die neue Regelung definitiv keine Verbesserung. „Die Gema beruft sich da auf Sonderkonditionen und Preisnachlässe für Konzerte der Unterhaltungsmusik im Bereich der musikalischen Nachwuchsarbeit, aber die sind umgerechnet ein Witz.“ Schweinar rechnet an Beispielen vor, was an Ersparnis bleibt. Im Fall von 100 zahlenden Fans und fünf Euro Eintritt kommt er auf 6,25 Euro Ersparnis. „Und dafür muss sich ein Pädagoge im Jugendzentrum roundabout eine Stunde hinsetzen, um den Meldevorgang auszufüllen, die Musikfolge zu dokumentieren und mit Ausweiskopien nachweisen, dass das Durchschnittsalter der Band unter 27 Jahre war!“ Schweinars Vorwurf: Die Gema versuche hier mit „Sonderkonditionen“ ihr Image aufzupolieren, dabei handele es sich in Wirklichkeit um Centbeträge.

 
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Kommentare
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  • A. K.
    Weiterhin ist auch dass hier mit der Kuendigung dieses Sondertarifes:

    https://www.mainpost.de/ueberregional/bayern/Gema-Jugendorganisationen-und-Jugendeinrichtungen-Konzertagenturen-Bauchweh-Datenschutzexperten-Probleme-und-Krisen-Popkultur-Preisnachlass-Jugendzentren-Einrichtungen;art16683,9899672#anker

    "Wie berichtet, bringt die Kündigung des Pauschaltarifs die Verantwortlichen vor Ort an ihre finanziellen und zeitlichen Grenzen. Statt der 187-Euro-Jahrespauschale, mit der alle Veranstaltungen abgedeckt waren, sind die Einrichtungen nun mit den geforderten Einzelzahlungen für jede Veranstaltung schnell bei 1000 Euro jährlich, der erhebliche Arbeitsaufwand geht auf Kosten der pädagogischen Arbeit.

    einfach nur pure Abzocke und nichts anderes. Sowas sollte nicht erlaubt sein!
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  • A. K.
    Von daher könnte die GEMA hier ganz schnell die nächste sein, gegen die wir User erfolgreich eine Verfassungsbeschwerde durchboxen! So schnell kann's gehn, werte GEMA!!

    Finger weg von unseren Daten und ihr habt keinerlei Erlaubnis zu dieser Datenweitergabe an diese privaten IP-Ermittler, die Bundespolizei oder gar die Geheimdienste!

    Tja werte GEMA, das war's dann fuer euch!! *unverschämt breit grins*

    Und wenn diese Datenuebermittlung tatsächlich so von der GEMA durchgefuehrt werden sollte, dann kann sich die GEMA bald auf leere Ränge ueberall auf den Konzerten gefasst machen. Denn diesen Datenmissbrauch durch die GEMA wird sich niemand von den Jugendlichen und auch niemand von uns Erwachsenen bieten lassen. Nix da, werte GEMA!
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  • A. K.
    Außerem möge sich die werte GEMA datenschutzrechtlich mal absolut in Acht nehmen. Denn: wir User waren erneut in Karlsruhe erfolgreich. Yep, die erneute Verfassungsbeschwerde gegen diese globale Totalueberwachung wurde angenommen!!

    http://www.bundesverfassungsgericht.de/DE/Verfahren/Jahresvorausschau/vs_2018/vorausschau_2018_node.html

    "14."
    "1 BvR 141/16, 1 BvR 229/16, 1 BvR 2023/16, 1 BvR 2683/16, 1 BvR 2821/ Verfassungsbeschwerden gegen Vorschriften der Strafprozessordnung (StPO) und des Telekommunikationsgesetzes (TKG) in der Fassung des Gesetzes zur Einführung einer Speicherpflicht und einer Höchstspeicherfrist für Verkehrsdaten (Vorratsdatenspeicherung)."

    Und wir waren sogar noch weiter erfolgreich. Sogar noch eine Verfassungsbeschwerde von uns Usern gegen den Bundesverfassungsschutz wurde ebenfalls zur Verhandlung angenommen!
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  • A. K.
    Was die werte GEMA hier macht:

    https://www.mainpost.de/ueberregional/bayern/Gema-Jugendorganisationen-und-Jugendeinrichtungen-Konzertagenturen-Bauchweh-Datenschutzexperten-Probleme-und-Krisen-Popkultur-Preisnachlass-Jugendzentren-Einrichtungen;art16683,9899672

    "Tatsächlich bewegt sich die Gema mit ihrer Vorgabe, eine Kopie des jeweiligen Ausweisdokuments an sie zu senden, datenschutzrechtlich auf dünnem Eis. Laut dem Berliner Beauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit darf eine Ablichtung nicht von der Organisation, die die Ablichtung getätigt hat, an Dritte weitergeleitet werden. Auf Bernd Schweinars Nachfrage bei den Datenschutzexperten heißt es: „Zwar ist die Gema im datenschutzrechtlichen Sinne nicht die verantwortliche Stelle, sondern die Konzertveranstalter, die die Kopien für die Gema einholen sollen."

    ist absolut illegal und dient erneut nur der Totalueberwachung und nichts anderem!
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  • T. R.
    Gema sofort abschaffen und die GEZ gleich mit!
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Die GEMA ist ein WITZ. Hauptsächlich geht es dieser Gesellschaft darum, sich die eigenen Taschen zu füllen und weniger um die Nutzungsrechte der Künstler. Ständige Änderungen in den Tarifen sorgen für Unsicherheiten und steinigen wie hier das Engagement von Jugendeinrichtungen.
    Es reicht!! Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und Vervielfältigungsrechte ABSCHAFFEN!!!
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