Die Aufgabe ist gewaltig, doch die Mittel sind knapp: In den kommenden zehn Jahren muss der Freistaat Bayern Milliarden in die Sanierung seiner maroden Kulturbauten stecken, um die Theater und Museen überhaupt weiter in Betrieb halten zu können. Alleine für München bezifferte Kunstminister Markus Blume (CSU) den Sanierungsbedarf bereits im letzten Sommer auf rund drei Milliarden Euro.
Blume sieht allein in München rund drei Milliarden Euro Sanierungsbedarf in der Kultur
Bei diesen Summen sei klar, "dass man nicht alles auf einmal machen kann", findet Blume. Einen "Masterplan Kultur" kündigte der Minister deshalb bereits kurz nach seinem Amtsantritt im Februar 2022 an. Auf eine Prioritätenliste mit den vordringlichsten Sanierungsmaßnahmen hoffte deshalb die Opposition im Landtag. Dazu auf belastbare Zahlen für die damit verbundenen Kosten.
Was Blume nun aber im Landtag präsentierte, lässt viele Fragen offen: Mit einer "Kultur-Kaskade" will der Minister Planungssicherheit für die Kultureinrichtungen schaffen – allerdings nur in München. Dort sollen zunächst ab 2024 das Probengebäude für das Staatsschauspiel, die Hochschule für Musik und dann das Residenztheater saniert werden. Anschließend wohl ab 2030 die Staatsoper, die alleine mehr als eine Milliarde Euro kosten dürfte. Parallel soll ab 2024 ebenfalls in München das Haus der Kunst renoviert werden.
Die Gesamtkosten auf zehn Jahre allein für diese Münchner Projekte dürften jenseits von zwei Milliarden Euro liegen – plus gut 200 Millionen Euro für die seit 2019 aus Brandschutzgründen geschlossene Neue Pinakothek. Noch gar nicht eingerechnet sind zudem das geplante neue Konzerthaus am Münchner Ostbahnhof sowie das Wissenschaftsmuseum "Biotopia" in Schloss Nymphenburg, die zusammen wohl mehr als eine Milliarde Euro kosten würden.
Jenseits von München ist der Freistaat bei der Kultur-Sanierung deutlich sparsamer
Jenseits von München ist der Freistaat sparsamer: Das Bayreuther Festspielhaus soll zusammen mit dem Bund saniert werden, dazu das Fränkische Landestheater in Coburg. Beides zusammen könnte wohl eine niedrige dreistellige Millionensumme kosten. Fertiggestellt werden muss zudem noch das "Museum für Franken" in der Würzburger Festung Marienberg, für das zuletzt 315 Millionen Euro vorgesehen waren. Bisher gut 50 Millionen Euro staatlichen Zuschuss gibt es zudem etwa für die Sanierung des Würzburger Mainfranken Theaters.
Woher das viele Geld für diese und einige weitere Maßnahmen kommen soll, ließ Blume jedoch offen: Rund 1,2 Milliarden Euro hatte der Freistaat in den letzten zehn Jahren in seine Kulturbauten investiert, davon rund zwei Drittel in München – eine Summe, die für die neuen Pläne nicht ausreichen wird. "Wir werden einen Aufwuchs fürs Bauen brauchen", räumt Blume deshalb ein. Zudem hofft er auf einen finanziellen "Kulturpakt" mit den Kommunen und privaten Mäzenen: "Ziel muss sein, eine neue Begeisterung für Kultur zu wecken", wirbt er.
SPD-Mann Halbleib: Blumes Plan nur eine "Kaskade der Verlängerung der Baumaßnahmen"
Mangels ausreichender Mittel sei Blumes "Kultur-Kaskade" nur eine "Kaskade der Verlängerung der Baumaßnahmen", kritisiert dagegen der Würzburger SPD-Landtagsabgeordnete Volkmar Halbleib. In der Tat wurde etwa die Eröffnung des "Museums für Franken" immer wieder verschoben, aktuell auf 2032. Auch zeige Blumes Plan erneut eine "massive Schieflage der Ausgaben Richtung München", kritisiert Halbleib. "Dabei ist der Sanierungsstau in der Kultur überall in Bayern mit Händen zu greifen", findet der SPD-Politiker: "Doch was Blume dagegen setzt, ist nichts anderes, als ein Verschiebebahnhof."