zurück
WÜRZBURG/NÜRNBERG
Kultusministerium: Befristete Verträge für 3,5 Prozent der Lehrer
Gisela Rauch
 und  Sara Sophie Fessner
 |  aktualisiert: 11.12.2019 18:51 Uhr

Die Bundesagentur für Arbeit hat vor kurzem eine Statistik veröffentlicht, derzufolge sich immer mehr Lehrer in den Sommerferien arbeitslos melden. So seien in den Sommerferienmonaten 2015 bundesweit 7000 Lehrkräfte mehr arbeitslos gemeldet gewesen als in den Nicht-Ferienmonaten.

„Die Hauptursache dürfte in einer größeren Zahl an befristet beschäftigten Lehrkräften liegen, deren Verträge mit Beginn oder während der Sommerferien enden“, so die Agentur. Erkennbar sei dieses Phänomen besonders in den Bundesländern Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz – und Bayern. Die Bundesagentur beziffert für Bayern die Zahl der im Sommer arbeitslosen Lehrkräfte auf 940.

Auf Nachfrage dieser Zeitung erklärt dazu das Bayerische Kultusministerium, dass in Bayern knapp 93 Prozent aller Lehrkräfte verbeamtet seien. Weitere 3,5 Prozent hätten unbefristete Angestelltenverträge. Nur 3,5 Prozent aller bayerischen Lehrkräfte hätten befristete Arbeitsverträge. Die Quoten für Unterfranken entsprechen laut Ministerium denen im gesamten Freistaat.

Befristete Arbeitsverträge werden laut Ministerium in Bayern nur an jene Lehrkräfte vergeben, die während eines Schuljahres als Aushilfskräfte tätig sind. Würden die Aushilfslehrer spätestens vier Wochen nach dem ersten Schultag eingestellt und bis zum Schuljahresende Dienst tun, würden die Aushilfskräfte in Bayern auch über den Sommer bezahlt. Nur jene Aushilfslehrkräfte, die später als vier Wochen nach Schuljahresbeginn mit dem Unterrichten begännen, erhielten Verträge, die mit den Sommerferien endeten.

Ebendiese Praxis kritisiert der Landtagsabgeordnete und bildungspolitische Sprecher der Freien Wähler, Günther Felbinger (Gemünden). Felbinger verweist darauf, dass er schon 2014 auf die „hire and fire“-Praxis der Staatsregierung aufmerksam gemacht habe. Seither habe sich die Situation für viele Lehrkräfte im Freistaat nicht verbessert.

Diese Problematik resultiere klar aus der mittlerweile gängigen Praxis, einen nicht unerheblichen Teil der Lehrkräfte mit einem befristeten Vertrag abzufertigen, so Felbinger. „Wenn dieser Vertrag nicht über das komplette Schuljahr abgeschlossen wird, was im Bereich der Grund- und Mittelschulen durch zwei zusätzliche Einstellungszeitpunkte im November und Januar immer der Fall ist, müssen diese Lehrkräfte sich im August arbeitslos melden.“ Betroffen von der fragwürdigen Anstellungspraxis seien im Freistaat vor allem junge Lehrer.

„Viele dieser Lehrkräfte haben sich vor Ort bewährt und sind anerkannt bei Eltern, Kollegen und Schülerinnen und Schülern. Wir sollten ihre Leistungen belohnen, statt sie immer wieder für kurzzeitige Lehrer-Intermezzi in Angestelltenverträge zu pressen“, fordert Felbinger. Junge Lehrer müssten über Sicherheiten und Perspektiven verfügen, um ihre Pläne und Zukunftsvorstellungen umsetzen zu können.

„Lehrkräfte sind ein immens wichtiger Teil unserer Gesellschaft und ihre Arbeit sollte auch mit einem sicheren Arbeitsverhältnis entlohnt werden, deshalb muss ein Bonussystem für diese Lehrkräfte eingeführt werden, so dass diese darüber eher eine Chance auf eine Planstelle haben“, so der Abgeordnete weiter.

Das Kultusministerium verweist zum Schuljahresbeginn darauf, dass aktuelle Einstellungschancen für die Lehrkräfte stark abhängig seien von der von den Bewerbern gewählten Schulart und Fächerverbindung. Für das Schuljahr 2016/2017 differiere die Einstellungssituation je nach Schulart und Fächerkombination zum Teil sehr deutlich.

„So wird es zum Beispiel zum kommenden Schuljahr für Lehrkräfte an Mittelschulen, Grundschulen, Förderschulen und Beruflichen Schulen nahezu eine Volleinstellung geben“, teilt der Ministeriumssprecher mit. Nach wie vor aber meldeten die Gymnasien in den modernen Fremdsprachen und den Gesellschaftswissenschaften einen geringen Bedarf. „Dennoch wird auch zum September 2016 in diesen Bereichen ein Einstellungskorridor gebildet, um wenigstens den besten Bewerbern ein Einstellungsangebot zu unterbreiten“, so der Sprecher.

Ansonsten verweise man Gymnasiallehrer auf die Nachqualifizierung als Lehrkräfte für Mittelschulen.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Gisela Rauch
Sara Sophie Fessner
Arbeitslosigkeit
Arbeitsverträge und Arbeitsvertragsrecht
Bundesagentur für Arbeit
Freie Wähler
Günther Felbinger
Lehrerinnen und Lehrer
Mittelschulen
Sommerferien
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top