
Mehr finanzieller Schaden, mehr Verfahren, mehr Tatverdächtige: Die Organisierte Kriminalität (OK) bleibt in Bayern eine Herausforderung für Polizei und Justiz. Dass der Freistaat bundesweit bei den OK-Verfahren weit vorne liegt, heißt allerdings noch nicht, dass die Kriminalitätsbelastung hier höher ist. Denn richtig ist wohl auch, dass Bayern mit eigenen OK-Einheiten bei der Polizei und dem Einsatz des Verfassungsschutzes auch gegen Mafia-Banden den Ermittlungsdruck besonders hoch hält.
Auffällig im nun präsentierten bayerischen "Lagebild" ist aber, dass sich die Organisierte Kriminalität verändert: Zwar dominieren noch immer Drogenhandel oder Schleuser-Kriminalität. Doch der Bereich professionell organisierter Wirtschaftsverbrechen nimmt an Bedeutung zu. Eine Verschiebung gibt es deshalb auch bei den Heimatländern der Tatverdächtigen: Dort finden sich neben Türken, Irakern, Rumänen oder Bulgaren inzwischen auch viele Briten oder Niederländer. Auch fällt die italienische Mafia offenbar hinter den Einfluss von Mafia-Banden aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion zurück.
Organisierte Kriminalität ist deshalb so gefährlich, weil sie mit professionellen Strukturen auch mit Hilfe von Gewalt oder Einschüchterung Einfluss auf Politik, Justiz oder Wirtschaft nehmen will. Im Kampf dagegen auch auf den Verfassungsschutz zu setzen, ist deshalb ebenso gerechtfertigt, wie die bayerische Forderung einer rechtlichen Erleichterung des Zugriff der Ermittler auf die digitale Kommunikation der Täter. Die Mafia geht ohne Zweifel mit der Zeit. Der Staat sollte dies deshalb auch tun dürfen.