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Miltenberg/Frankfurt
Heute hören Protz-Manager von S & K ihr Urteil
S & K-Betrugsprozess  in Frankfurt       -  ARCHIV - Verteidiger halten ihrem Mandanten Marc-Christian S. am 24.09.2015 im Gerichtssaal des Landgerichts in Frankfurt am Main (Hessen) zum Auftakt des S&K-Betrugsprozesses Aktenordner vor den Kopf.
Foto: Arne Dedert dpa (dpa) | ARCHIV - Verteidiger halten ihrem Mandanten Marc-Christian S. am 24.09.2015 im Gerichtssaal des Landgerichts in Frankfurt am Main (Hessen) zum Auftakt des S&K-Betrugsprozesses Aktenordner vor den Kopf.
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 11.12.2019 14:39 Uhr

"Die vier Jahre in Untersuchungshaft nimmt denen keiner mehr" grollt Holger P., einer von Tausenden geprellter S & K-Kunden. Fast 50.000 Euro hatte er bei Jonas K. und Stephan S. investiert, die er aus Jugendtagen in Erlenbach (Lkr. Miltenberg) kannte. Das Geld ist weg - nicht in versprochene Projekte investiert, sondern in Nutten, schnelle Autos, wilde Partys der Protzmanager.

Manche Medien sprechen heute vom "Urteil des Jahres", das in Deutschlands größtem Wirtschaftsprozess um 9 Uhr am Landgericht Frankfurt fallen soll. Am Ende interessiert Tausende geprellter Anleger nur noch eins: Müssen Stephan S. und Jonas K. nach dem Urteil zurück in die Zelle oder kommen sie frei? Die Staatsanwaltschaft beantragte eine Aufhebung der Haftbefehle. Stephan S. und Jonas K. sitzen bereits seit 4 Jahren in U-Haft. Es ist denkbar, dass beide am Mittwoch nach der Urteilsverkündung als freie Männer das Gericht verlassen und den Rest ihrer Strafe später absitzen dürfen.

Zu den Vorzeige-Immobilien, die S&K billig kaufte, gehörte die Sachs-Villa in Schweinfurt: Das Anwesen des verstorbenen Industriellenerben, Fotografen und Playboys Gunter Sachs erwarb die S&K-Gruppe Ende 2011 per Zwangsversteigerung für 1,7 Millionen Euro. In ihren Hochglanz-Prospekten tauchte das Haus des namhaften Vorbesitzers dann aber mit einem Wert von 6,7 Millionen Euro auf, was Kunden täuschte. Ihnen wurde ein völlig überzogener Eindruck vom Wert der S&K-Investitionen in Immobilien vermittelt, um sie dazu zu bringen, ihr Geld hier anzulegen.

Nach einem Deal ihrer Verteidiger mit Gericht und Staatsanwalt steht schon vor dem heutigen Urteil fest: mehr als neun Jahre und drei Monate Haft wird es nicht geben dafür, dass sie von den Millionen ihrer Investoren lebten wie die Maden im Speck. Vielen der 11.000 Anleger mag das zu wenig sein. Doch die Justiz ist froh, dass nach fünfjähriger Ermittlung und eineinhalb Jahren Prozess endlich ein Urteil fällt. Lange trat der Prozess fast auf der Stelle. Am Ende ging es flott: S&K-Gründer Stephan S. (37) ließ nach Vorgesprächen mit Staatsanwaltschaft und Gericht über seinen Verteidiger erklären, dass er „die volle Verantwortung“ für die ihm zur Last gelegten Taten übernehme. Sein Mitbegründer, der 35-jährige Jonas K. (ebenfalls aus Unterfranken) bezeichnete das S&K-Geschäftsmodell als „schäbig und einfallslos“ und sich selbst als „dumm und gierig“ und entschuldigte sich bei den Geschädigten.

Vorausgegangen war ein Deal mit Gericht und Staatsanwaltschaft, um zu einem Urteil zu kommen, statt vielleicht noch weitere zwei Jahre zu verhandeln: Die Staatsanwaltschaft hat sich die Redebereitschaft der Angeklagten dadurch erkauft, dass sie den Vorwurf des Betruges fallen lässt, der in der Beweisaufnahme bisher noch so gut wie gar nicht beleuchtet worden war. Die Schadenssumme wurde von 240 auf 96 Mio Euro herabgesetzt.

Vom Geld ihrer Anleger hatten S. und K. und ihre Freunde in Saus und Braus gelebt: Villen, schnelle Autos, teure Frauen, Pool-Partys mit Elefant oder Badenixe im überdimensionalen Sektkelch, prominente Gäste wie Mark Medlock oder Janine Kunze, Reisen nach Las Vegas oder Gambia – auf Kosten der Anleger. Allein die gemietete Loge im Stadion von Eintracht Frankfurt soll knapp 75.000 Euro gekostet haben. Und sie sollen im Geld gebadet haben wie Dagobert Duck.

Zurück bleiben Tausende von geschädigten Anlegern, die nicht nur ihrer verlorenen Investition hinterher trauern. Viele von ihnen müssen sich vor Zivilgerichten nun mit Forderungen eines Insolvenzverwalters herumstreiten, der von ihnen die Ausschüttungen zurückfordert.

 
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