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München
Glosse am Morgen: Streit in Bayerns Spezi-Koalition als Szenen einer politischen Ehe
Wer eine Partnerschaft mit einem Therapie-Gespräch beginnt, hat ein Problem, findet unser Autor. Dies gilt auch für die Neuvermählung von CSU und Freien Wählern.
Neue Regierungsvermählung erst nach mehrstündigem Therapie-Gespräch: In der politischen Partnerschaft zwischen Markus Söder (CSU) und Hubert Aiwanger (Freie Wähler) kriselt es gewaltig.
Foto: Sven Hoppe, dpa | Neue Regierungsvermählung erst nach mehrstündigem Therapie-Gespräch: In der politischen Partnerschaft zwischen Markus Söder (CSU) und Hubert Aiwanger (Freie Wähler) kriselt es gewaltig.
Henry Stern       -  Obermeier/ Henry Stern
Henry Stern
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:00 Uhr

Eine Koalition ist keine Liebesheirat, hört man immer wieder von den zum Bündnis auf Zeit gezwungenen politischen Partnern. Doch selbst in Bayern scheint das bequeme Single-Regieren der CSU endgültig der Vergangenheit anzugehören.

Lange hatten sich die Christsozialen deshalb die erzwungene Regierungsvermählung mit den Freien Wählern schöngeredet: Von der "Spezi-Koalition" war etwa die Rede – weil Schwarz (Cola beziehungsweise CSU) und Orange (Limo beziehungsweise Freie Wähler) doch auch zusammen recht gut schmecken.

Dafür und gleichzeitig dagegen: Freie Wähler kapern CSU-Erfolgsrezept

Doch die Zeit des Schönredens ist vorbei: Die Freien Wähler hätten im Wahlkampf oft das Gegenteil dessen erzählt, was sie in fünf Jahren Regierungsehe in München mit beschlossen hatten, jammert man nun bei der CSU. Der Ärger ist verständlich: In Berlin dafür, in München dagegen, war schließlich unter dem Fachbegriff "bayerische Dialektik" lange Jahre ein CSU-Erfolgsrezept.

So verfahren ist die Beziehungskiste, dass die Fortsetzung der Partnerschaft sogar mit einem mehrstündigen Therapie-Gespräch hinter verschlossenen Türen beginnen musste. Kurz zuvor hatte man sich noch in aller Öffentlichkeit gegenseitig als "mädchenhaft" beziehungsweise "pubertär" beschimpft.

"Die Ehe ist gegenseitige Freiheitsberaubung im beiderseitigen Einvernehmen", schrieb einst der Schriftsteller Oscar Wilde. Die zerrüttete Polit-Partnerschaft zwischen CSU und Freien Wählern wird mangels attraktiver Alternativen weitergehen. Bleibt abzuwarten, ob das mühsam gesuchte Einvernehmen tatsächlich noch für fünf weitere Jahre reicht.

 
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  • Ralf Eberhardt
    Sehr geehrter Herr Stern, Ihre Sympathie für Spezi ist offensichtlich begrenzt. Diese Glosse - ist es wirklich eine? - besteht aus sehr vielen negativ aufgeladenen Begriffen, die aus meiner Sicht vor allem an einer Stelle falsch aufsetzen, und das ist beim Therapie-Gespräch. Therapie-Gespräche sind oft die einzig sinnvolle Möglichkeit, eine Partnerschaft auf Dauer zu erhalten. Fragen Sie da mal Experten aus dem Psychologie-/Psychotherapiesektor. Oder gleich Herrn Söder und Herrn Aiwanger.
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  • Nicht die 4,2 % mehr für die Freien Wähler haben den Preis für eine Fortsetzung der Regierungskoalition nach oben getrieben. Dafür hat Söder schon selbst gesorgt, indem er populistisch ein Bündnis mit den Grünen geradezu als den Untergang Bayerns heraufbeschworen hat. Diesen Preis muss er nun bezahlen.
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  • Hiltrud Erhard
    Das hat nicht Söder zu verantworten, dass die freien Wähler diesen Zuwachs haben!
    Das ist ganz allein der Verdienst der Süddeutschen Zeitung und der Presse, die mit der Flugblatt Affäre ursprünglich andere Ziele verfolgt hat.

    Und mal ehrlich, wer würde denn mit diesen Grünen freiwillig eine Koalition eingehen wollen oder können?
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  • Elisabeth Hofmann
    Söder hat sich doch von vorneherein von den FW abhängig gemacht, indem er vor der Wahl alles andere ausgeschlossen hat. Er kann doch gar nicht anders als den 4. Ministerposten an die FW zu geben.
    Wer vor der Wahl in Hessen und Bayern die Losung ausgibt die Grünen sind die größten Gegner - also schlimmer wie die AFD - muss hinterher die Konsequenzen tragen.
    Erst werden die Bäume und Bienen umarmt - dann ist es der Asyltourismus - dann legt man sich auf die FW fest. Früher nannte man so jemand Drehhofer.
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  • Vielen Dank für Ihre Antwort, die aber leider am Thema vorbei geht.

    Ich habe nichts über die Gründe für den Zuwachs an Stimmen geschrieben.

    Aber weil Sie es gerade erwähnten: Söder hat sich mit Aiwanger ein Ei ins Nest gelegt, das ihm noch auf die Füße fallen wird.

    Übrigens, von der Ampel im Bund abgesehen, sind in SH und NRW sind Schwarz-Grüne Regierungen erfolgreich im Amt. In Hessen war sie es in den letzten zehn Jahren und wird möglicherweise fortgesetzt. In BW regiert Grün-Schwarz, in Brandenburg Rot-Schwarz-Grün und in Sachsen Schwarz-Grün-Rot.
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  • Dietmar Eberth
    Man könnte auch einfacher schreiben, bei der CDU geht es in den Landesregierungen - ausser in Berlin und Sachsen-Anhalt - nur zusammen mit den Grünen.
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