„Ich habe Air Berlin ersteigert!“: Diese Bild-Schlagzeile dürfte mal kaum übertrieben sein. Denn in diesen Tagen rollen 120 Lastwagen in den Kreis Aschaffenburg, vollgepackt mit Inventar der Pleite-Fluglinie Air Berlin. Millionen Artikel vom Trolley über Flugzeugsitze bis Geschirr hat die Firma Private Wing in Bessenbach nach den Worten ihrer Chefin Sabine Geis kürzlich ersteigert.
Nachfrage ist riesig
Das könnte für die 49-Jährige der ganz große Wurf werden. Denn schon vor wenigen Tagen zeigte sich bei der Versteigerung der Air-Berlin-Hinterlassenschaften, dass die Nachfrage riesig ist. Wie die „Berliner Zeitung“ berichtete, brach am Montag zu Beginn der Online-Versteigerung gleich mal der Server des Hamburger Auktionshauses Wilhelm Dechow zusammen. Die Preise für Steppdecken, Kaffeebecher oder die knallroten Schokoherzen von Air Berlin schossen in die Höhe.
Sabine Geis hatte nach eigener Schilderung zunächst gar nicht gewusst, dass das Air-Berlin-Inventar zu haben sein wird. Als sie es erfuhr, hängte sie sich dran – und ergatterte ein großes Stück vom Kuchen. Jetzt muss sie schauen, wo sie die Sachen unterbringt. Dafür habe sie neun Hallen in der Umgebung von Aschaffenburg angemietet, sagte Geis auf Anfrage. Wie viel ihr Unternehmen für die Sachen von Air Berlin bezahlt hat, verriet sie nicht.
120 Lastwagen bringen die Sachen nach Bessenbach
Bis zu diesem Mittwoch sei nur ein Bruchteil der Ware bei ihr angekommen, sagte Geis. Der Großteil der 120 Lastwagen treffe erst in den nächsten Tagen ein. Aus diesem Grund seien im Moment auch noch kaum Air-Berlin-Waren im Online-Shop von Private Wing zu finden. Die 10 000 Air-Berlin-Gegenstände, die im Rahmen der Auktion zu haben sind, werden in Berlin, Hamburg und Essen zwischengelagert.
Die knallroten Schokoherzen als eines der Markenzeichen von Air Berlin hat Geis im Rahmen der Auktion nicht ergattert. „Ich wollte hier keine Schokolade haben.“ Medienberichten zufolge waren nach der Pleite der Fluggesellschaft 1000 Kilo dieser Herzen übrig, die einst immer an Passagiere verschenkt worden waren.
Was Private Wing sonst so macht
Das gut zehn Jahre alte Unternehmen von Sabine Geis und ihrem Mann Alexander hat sich darauf spezialisiert, aus ausrangierten Flugzeugteilen Designermöbel zu bauen. So gibt es Tragflächen, die zu Tischen wurden und Triebwerk-Teile, die jetzt Bars sind. Der Verkauf gebrauchter Rollwägen (Trolleys) ist ein weiteres Standbein von Private Wing. In den vergangenen Tagen hätten schon eine Reihe von Interessenten bei ihr angerufen, um sich nach dem Air-Berlin-Inventar zu erkundigen, sagte Geis am Mittwoch.