Das war am Sonntag ein Unwetter in einem Ausmaß, wie es nur alle paar Jahre vorkommt. Das sagt Experte Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach. Und er sagt auch: Ein Ende der zerstörerischen Wetterlage ist vorerst nicht in Sicht.
Vor allem den Süden Deutschlands hatte es hart getroffen. In Baden-Württemberg starben vier Menschen in Folge der schweren Gewitter und rekordverdächtiger Regenfälle. Bis zu 124 Liter pro Quadratmeter fielen stellenweise innerhalb nur weniger Stunden vom Himmel. Sonst sind es dort im ganzen Monat 80. Die Schäden sollen nach Schätzungen von Versicherungen mindestens im zweistelligen Millionenbereich liegen. Am Montag zogen die Unwetter dann in den Westen und Nordosten Deutschlands.
Verantwortlich für das chaotische Wetter ist Sturmtief „Elvira“, das sich über Mitteleuropa festgesetzt hat. Am Sonntag hing es direkt über Deutschland. „Das war wie in einem großen Kochtopf. Die heiße Sonne knallte den ganzen Tag auf die dicken, feuchten Wolken“, erklärt Wetterexperte Friedrich. Dort habe es dann förmlich gebrodelt und erste Gewitterzellen seien entstanden. Wegen des nur schwachen Südost-Winds konnten sich zahlreiche kleine Gewitter in aller Ruhe entwickeln und zu einem „gewaltigen Komplex“ zusammenschließen, der schließlich von Heilbronn bis München reichte.
In der Folge des Klimawandels hat sich die Niederschlagsmenge bei derartigen Ereignissen nach DWD-Erkenntnissen erhöht. „Wärmere Luft kann mehr Wasser aufnehmen“, erläutert Friedrich. Dennoch würden sich diese extremen Wetter-Konstellationen nicht häufen.
In den vergangenen Tagen hatten Meteorologen immer wieder vor Unwettern gewarnt. Welche Gebiete es genau treffen werde, war unklar. „Man kann im Voraus nie genau bestimmen, wo eine Gewitterzelle entsteht und wie sie sich entwickelt“, sagt Friedrich. In einem Kochtopf sei es auch unmöglich zu sagen, wo die nächste Blase aufsteigt. Die Entstehung von Gewittern sei ein chaotisches System. Deshalb seien exakte Vorhersagen für Unwetter nur weniger als zwei Stunden im Voraus möglich.
Für die kommenden Tage erwartet der DWD erneut starke Regenfälle und Gewitter. „Es wird bis zum Wochenende in Deutschland zu Unwettern kommen“, sagt Friedrich. Es sei nicht unwahrscheinlich, dass das schlechte Wetter aus dem Norden wieder zurück in den Süden zieht. Das könnte dazu führen, dass auch in Bayern die Flüsse über die Ufer treten. Bisher sei das nur bei kleineren Bächen der Fall gewesen.
Unwetterwarnung
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) ist für amtliche Unwetterwarnungen zuständig. Adressaten sind Technisches Hilfswerk, Feuerwehr-Leitstellen, Rotes Kreuz sowie das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Die amtlichen Warnungen können auch im Internet direkt über die Warnseite abgerufen werden. Seit 2011 informiert der DWD außerdem auf Facebook über drohende Gefahren. Gewarnt wird etwa vor Hitze oder Sturm, Stark- oder Dauerregen, Schneefall, Schneeverwehungen, Glätte, Tauwetter, Nebel oder Frost. Auf gefährliche Wetterlagen wird in mehreren Stufen aufmerksam gemacht: Von der „Wetterwarnung“ (gelb) über die „Warnung vor markantem Wetter“ (orange) bis zur „Unwetterwarnung“ (rot) und „Warnung vor extremem Unwetter“ (dunkelviolett).