Die Gewerkschaft IG Metall will nach dem erfolgreichen Arbeitskampf in der Metall- und Elektroindustrie im Herbst 2022 auch in den Tarifrunden 2023 deutliche Lohn- und Gehaltssteigerungen durchsetzen. Schon im März könnte es deshalb zu Warnstreiks in der in Unterfranken wichtigen Textil- und Bekleidungsindustrie kommen, warnte Bezirksleiter Johann Horn in München. Diese Streiks könnten als Zulieferer erneut auch die Produktion der Automobilhersteller beeinträchtigen.
Lohnabschluss in der Metallindustrie könnte Vorbild für andere Branchen sein
Im November 2022 hatte die IG Metall mit Hilfe von Warnstreiks auch in Unterfranken in der Metall- und Elektroindustrie deutliche Lohnsteigerungen von insgesamt 8,5 Prozent sowie eine "Inflationsausgleichsprämie" von zweimal 1500 Euro erstritten. Aber auch in Textilbetrieben sowie im Kfz-Handwerk, für das im Frühjahr Tarifverhandlungen anstehen, "brauchen die Beschäftigten dringend mehr Geld, um ihre Lebenshaltungskosten zu meistern", forderte Horn. Die Beschäftigten seien in jedem Fall kampfbereit, kündigte der Gewerkschafter an: "Wir werden gemeinsam mit unseren Mitgliedern in den Betrieben in diesen Tarifrunden mächtig Druck machen."
Warnungen der Arbeitgeber, hohe Tarifabschlüsse könnten zu Personalabbau oder gar zur Verlagerung der Produktion ins Ausland führen, kann Horn nicht nachvollziehen: "Ich sehe aktuell keine Deindustrialisierung in Bayern", sagte er. In der Metall- und Elektroindustrie werde auch nach dem aus Sicht der Gewerkschaft guten Tarifabschluss vom letzten Jahr "aktuell sehr gutes Geld verdient".
Natürlich seien die stark gestiegenen Energiekosten und die hohe Inflation auch für viele Unternehmen eine Belastung, räumte er ein: "Aber dieses von den Arbeitgebern an die Wand gemalte Gespenst, dass jetzt alles abwandert, das sehe ich nicht."
Mainfranken soll Modellregion für tiefgreifenden Wandel vieler Unternehmen werden
Notwendig sei jedoch in vielen Betrieben ein tiefgreifender Wandel, nicht zuletzt in der Automobil- und Zulieferindustrie. Bei dieser technischen und strukturellen Neuausrichtung setzt die IG Metall auch auf den Schulterschluss mit den Arbeitgebern und der Politik in Bayern.
Unter anderem in Mainfranken soll ein "regionales Transformationsnetzwerk" vor allem mittelständische Unternehmen bei der Neuausrichtung ihres Geschäfts und der dafür notwendigen Weiterqualifizierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterstützen: "Wir hoffen auf diese Weise neue Zukunftschancen für die Arbeitnehmer organisieren zu können", erklärte Horn.
IG Metall-Kritik an Wirtschaftsminister Aiwanger: Lässt Worten keine Taten folgen
Von der bayerischen Politik erhofft sich die Gewerkschaft dabei jedoch deutlich mehr Unterstützung: So fordert die IG Metall nach der Landtagswahl im Herbst von der neuen Staatsregierung einen "bayerischen Transformationsfonds in Milliardenhöhe". Damit sollen kleine und mittlere Unternehmen bei der Entwicklung neuer Produkte und Produktionsprozesse unterstützt werden, sofern sie sich zur Sicherung von Standorten und Beschäftigung in Bayern verpflichten.
Insgesamt müsse die CSU/Freie-Wähler-Koalition in München deutlich mehr für Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in Bayern tun, forderte Horn. So lasse Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) seinen Worten meist keine Taten folgen, kritisierte Horn: "Aiwanger hat hier bisher keine großen Spuren hinterlassen."