"Uns glangt's! Mieten-Stopp in Bayern!" Unter diesem Titel wollen Bayerns Mietervereine mit Unterstützung der SPD voraussichtlich im Oktober ein neues Volksbegehren auf den Weg bringen, das den Anstieg der Wohnkosten in vielen bayerischen Kommunen bremsen soll. "Wir betreten damit Neuland", räumt Beatrix Zurek, Vorsitzende beim federführenden Mieterverein München unumwunden ein. Doch die Zeit sei reif für ungewöhnliche Maßnahmen: "Es muss in Bayern endlich was passieren, damit der außer Kontrolle geratene Mietmarkt wieder in geregelte Bahnen gelenkt wird."
Notwendig ist dafür aus Sicht der Mieter-Lobby nicht zuletzt eine aktivere Rolle der Söder-Regierung: Dort regiere bislang der Reflex, entschuldigend nach Berlin zu deuten, wenn es um den Mieterschutz gehe. Dabei habe der Freistaat sowohl eigene Kompetenzen als auch eine "moralische Verantwortung", für bezahlbaren Wohnraum zu sorgen, findet Zurek.
Rechtsprofessor: Eigener bayerischer "Mieten-Deckel" möglich
So sieht dies auch der Bielefelder Rechtsprofessor Franz Mayer, der nun zusammen mit seinem Kollegen Professor Markus Artz den Gesetzentwurf für das Volksbegehren ausarbeiten soll: Grundsätzlich sei im Wohnungswesen "eine Zuständigkeit auf Landesebene gegeben", so der Verfassungsrechtler. Diese sei durch den Artikel 106 der Bayerischen Verfassung sogar noch untermauert: "Jeder Bewohner Bayerns hat Anspruch auf eine angemessene Wohnung", heißt es dort. "Das ist kein Verfassungslametta", findet Mayer. "Das ist ein Verfassungsauftrag." Bayern könne zudem sehr wohl unabhängig vom Bund einen eigenen "Mieten-Deckel" erlassen – oder per Volksgesetzgebung dazu gezwungen werden.
Konkret will das Volksbegehren Bestandsmieten für zunächst fünf Jahre einfrieren. Bei einem Mieterwechsel dürfe die Neu-Miete zudem "nicht höher als der örtliche Mietspiegel liegen". Bei Modernisierungen sollen maximal zwei Euro pro Quadratmeter auf die Monatsmiete umgelegt werden dürfen. Neubauten sollen von Einschränkungen ausgenommen bleiben, "um nötige Investitionen zu ermöglichen". Gelten soll der Mieten-Stopp mindestens in den 137 bayerischen Kommunen, in denen heute schon verschärfte Kappungsgrenzen gelten – in Unterfranken etwa in Würzburg und Aschaffenburg.
Dieser staatliche Eingriff in das Eigentumsrecht der Vermieter sei gerechtfertigt "weil der Miet-Markt nicht funktioniert", erklärt Professor Artz. "Die Wohnungsnot hat doch längst die Mitte der Gesellschaft erreicht." Ein Mieten-Stopp könne den Preisauftrieb zumindest dämpfen. Und Zeit verschaffen, um neue Wohnungen zu bauen.
"Wer Mieten einfriert, friert den Neubau ein", warnt dagegen der FDP-Bauexperte Sebastian Körber. Dies träfe aber vor allem sozial Schwächere hart. Der Grundbesitzerverein "Haus & Grund" bezweifelte zudem bereits bei einem ähnlichen Vorstoß in Berlin die rechtliche Kompetenz der Länder für einen "Mieten-Stopp".
Auch eine Enteignung von Grundstücken, die nicht bebaut werden, obwohl es möglich wäre, ja.
Noch besser finde ich allerdings, wenn der ländliche Raum durch eine vernünftige ÖPNV Anbindung und Ausbau der Nahversorgung so entwickelt wird, dass weniger Menschen in die Stadt ziehen müssen
Zitat "Jeder Bewohner Bayerns hat Anspruch auf eine angemessene Wohnung"
Aber wo steht, daß diese Whnung unbedingt in der Großstadt liegen sollte? In umliegenden kleinen Dörfern, oft nur wenige Kilometer entfernt, stehen Häuser oder ganze Ortskerne leer. Kaufen oder auch Mieten ist dort zu einem Bruchteil der Kosten möglich.
Also wäre es nicht Aufgabe des Staates/Freistaates, den Mietmarkt mit einer Planwirtschaft zu überziehen, sondern die ländlichen Gegenden durch bessere Infrastruktur, medizinische Versorgung, ÖPNV usw. attraktiver zu machen.
Es ist also ein Zweischneidiges Schwert.