zurück
UNTERFRANKEN
Droht vielen Schwimmbädern in Unterfranken das Aus?
Freibäder wegen kaltem Wetter vorübergehend geschlossen       -  Der Sanierungsbedarf unterfränkischer Schwimmbäder ist enorm. Vielen Einrichtungen droht die Schließung. Symbolfoto: Daniel Karmann
Foto: Daniel Karmann (dpa) | Der Sanierungsbedarf unterfränkischer Schwimmbäder ist enorm. Vielen Einrichtungen droht die Schließung. Symbolfoto: Daniel Karmann
Jonas Keck
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:56 Uhr

Viele Schwimmbäder in Unterfranken müssen dringend saniert werden. Insgesamt benötigen die Einrichtungen rund 150 Millionen Euro, um den Betrieb langfristig aufrecht zu erhalten. Das geht aus der Antwort des bayerischen Innenministeriums auf eine Anfrage der SPD hervor. In über 60 Bädern besteht Sanierungsbedarf. Sechs Schwimmbädern in Unterfranken droht langfristig sogar die Schließung. Bayernweit schätzen Städte und Gemeinden die voraussichtlichen Sanierungskosten ihrer Hallen- und Freibäder auf insgesamt über eine Milliarde Euro.

Für Bischofsheim an der Rhön (Lkr. Rhön-Grabfeld) ergab die Abfrage voraussichtliche Sanierungskosten in Höhe von sieben Millionen Euro. Das Hallenbad der Stadt ist ungefähr vierzig Jahre alt. Nun sei dem Bürgermeister Georg Seiffert (CSU) zufolge eine Generalsanierung nötig. „Solange die Technik funktioniert, können wir den Betrieb aufrecht erhalten“, sagt er. Sollte es zu schwerwiegenden Störungen kommen, sei das Hallenbad auf Fördermittel des Freistaats angewiesen. Eine Schließung könne ansonsten nicht ausgeschlossen werden.

  • Diesen Schwimmbädern in Unterfranken droht das Aus

 

Ohne Ehrenamtliche geht es nicht

Im Waldbad in Triefenstein (Lkr. Main-Spessart) erhält ein ehrenamtlicher Förderverein den Badebetrieb aufrecht. Als Verstärkung der Bademeister bei der Aufsicht, bei Reinigungsarbeiten oder an der Kasse ist das Schwimmbad auf Hilfe angewiesen. „Auch langfristig wird die Gemeinde auf das Engagement des Vereins angewiesen sein“, sagt Bürgermeister Norbert Endres (CSU). Aktuell sei das Waldbad ihm zufolge nicht von einer Schließung bedroht. „Doch in absehbarer Zeit wird eine Sanierung kommen müssen“. Er richtet seinen Appell an die bayerische Landesregierung und die Bundesregierung. Der Bürgermeister geht von Kosten in Höhe von 2,6 Millionen Euro aus und fordert Fördermittel für den Erhalt des Bades.

Ähnlich ist die Situation in Schönau an der Brend und Fladungen (beide Lkr. Rhön-Grabfeld). Auch dort ist die Gemeinde auf ehrenamtliche Helfer angewiesen, die kleine Renovierungsarbeiten selbst erledigen. Für eine Sanierung der Technik benötige die Gemeinde rund zwei Millionen Euro, schätzt Agathe Heuser-Panten (WBO) aus Fladungen. „Schwimmbäder spielen eine wichtige Rolle für die öffentliche Grundversorgung“, sagt die Bürgermeisterin. Vor allem für Kinder seien die städtischen Bäder wichtig, um schwimmen zu lernen. Nicht nur die eigenen Bürger, auch der Tourismus würde von Schwimmbädern profitieren.

Ebenfalls dringend sanierungsbedürftig ist das Hallen- und Wellenfreibad Mellrichstadt (Lkr. Rhön-Grabfeld), bestätigt Bademeisterin Kerstin Cabut. Bei einem Ortstermin des Bauausschuss konnten sich auch die Stadträte kurz vor der Sommerpause vom maroden Zustand des Bades überzeugen. Cabut hofft, dass das Bad möglichst bald generalsaniert wird.

Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) in Bayern kritisiert das drohende Schwimmbadsterben. „Wir sind uns bewusst, dass der Betrieb und erst recht die Sanierung oder der Neubau eines Hallenbads echte finanzielle Herausforderungen sind“, sagt Ingo Flechsenhar, Präsident der DLRG Bayern. Mehrere Gemeinden könnten sich zusammentun, um ein modernes Hallenbad zu betreiben, schlägt die Gesellschaft als Lösungsansatz vor.

Rund zehn Prozent des voraussichtlichen Summer zur Sanierung der unterfränkischen Schwimmbäder entfallen auf Bad Neustadt an der Saale. Von einer drohenden Schließung ist das Triamare jedoch nicht betroffen. „Das Erlebnisbad wurde 2002 eröffnet und nun steht eine routinemäßige Generalsanierung an“, sagt der Geschäftsführer Joachim Stöhr. Der Sanierungsbedarf von 15 Millionen Euro sei eine grobe Schätzung. Die Stadtverwaltung hat der Renovierung bislang nicht zugestimmt.

Förderung nur für Bäder mit Schulsport

Die Regierung von Unterfranken bietet Förderungen für die Sanierung von Schwimmbädern im Rahmen des Finanzausgleichs. Unterstütz werden dem Pressesprecher Johannes Hardenacke zufolge nur Hallenbäder, die für den Schulsport genutzt werden. Als Beispiel dafür führt er das Nautiland in Würzburg an. Der Neubau des städtischen Schwimmbads soll rund 25 Millionen Euro kosten. Etwa 3,2 Millionen Euro davon übernimmt der Freistaat. Bei der Generalsanierung des Volkacher Schulschwimmbads trägt er mehr als ein Drittel der Sanierungskosten.

Die Bayerische Staatsregierung hat im Zuge der Verhandlungen zum kommunalen Finanzausgleich eine Arbeitsgruppe zur Schwimmbadförderung gegründet. Diese soll bis zur Aufstellung des Doppelhaushalts 2019/2020 Fördermöglichkeiten für die Sanierung kommunaler Bäder ausloten. Das Ziel sei es, „die kommunalen Bäder als grundlegende Voraussetzung für den Erwerb der Schwimmfähigkeit der Kinder und Jugendlichen zu erhalten“. Die Arbeit der Arbeitsgruppe ist noch nicht abgeschlossen, teil das Bayerische Bauministerium mit.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Bischofsheim
Triefenstein
Zeil
Schönau
Jonas Keck
Agathe Heuser-Panten
CSU
Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft
Generalsanierungen
Hallenbäder
Joachim Stöhr
Johannes Hardenacke
Norbert Endres
Regierung von Unterfranken
SPD
Sanierungskosten
Schließungen
Schulsport
Schwimmbäder
Unterfranken
Weltboxorganisation
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • H. H.
    Deutschland ist so ein reiches Land, die Steuereinnahmen sprudeln wie nie, da sollte doch der Bund ein paar Milliardchen für Freizeitspaß und Gesundheit der Bevölkerung, die das auch noch erarbeiten, übrig haben. Brot und Spiele hält das Volk bei Laune, das wussten schon die alten Römer.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • C. H.
    Einfach den militärhaushalt reduzieren, wer braucht das schon?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. G.
    ...um dann noch abhängiger zu werden von wem ?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • H. M.
    Sehr geehrte Damen und Herren,

    ein Bad das über Jahrzehnte nur rote Zahlen einfährt hat keine Daseinsberechtigung!
    Wieso sehr viel Steuergelder verschwenden für etwas, das man scheinbar nicht braucht. Ich finde, dass man getrost das eine oder andere Freibad schließen kann bzw. muss!
    Oder die Bürgerinitiativen sollten den Kommunen die Bäder für den obligatorischen 1 Euro abkaufen und selbst wirtschaftlich betreiben.

    Das würde die wegen Freibäder überschuldeten Kommunen aus der finanziellen Krise herausführen.

    Beispiel Zeil:
    5594 Einwohner (7.386.000 Euro Schulden = 1320€/Kopf)
    6.000.000 Euro Kosten für Sanierung (1072€/Kopf)
    250.000 Euro jährliches Defizit (44,69 €/Kopf)

    Nur 30% der Zeiler nutzen das Bad!

    => Bad schließen und den Bürgern die das Bad nutzen lieber einen Fahrtkostenzuschuss gewähren.
    => Schwimmen wieder im Lehrplan aufnehmen!

    Die Entfernung zum nächsten Bad nach z.B.
    Haßfurt 6,9 km
    Eltmann 8,9 km
    Bamberg 28,3 km

    Gruß
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • K. K.
    @ricky...Schwimmen im Lehrplan aufnehmen? Achja das Bad ist aber zu, geht nicht:-(
    wo bitte dann?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • H. M.
    Es gibt Busse
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • A. H.
    - und Mütter mit Hausfrauenpanzern.............................
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • K. K.
    Seit wann kann man in Busse schwimmen? Und wieviele Kinder glauben Sie passen in ein Schwimmbad. Halt stimmt, der Tag hat ja 24 Stunden.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • L. W.
    Unser ehemaliger Heimatminister

    und jetzige Ministerpräsident hat ja tolle Pläne mit einer bayrischen Raumstation.
    Sollte er sich nicht eher mit den irdischen Problemen der bayrischen Bürger beschäftigen statt solch hochtrabende Pläne - im wahrsten Sinn des Wortes - zu entwickeln.
    Jedes Kind, das mangels Schwimmbad nicht schwimmen lernt, ist später ein potentielles Todesopfer am Badeweiher oder Baggersee.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • J. S.
    Don´t worry. Wer nicht ins Schwimmbad geht, geht auch nicht zu Badeweiher oder Baggersee. Auch deshalb, wer hat denn noch solche vor der Haustüre?
    Wir sind weniger geworden! Und wir haben/hatten zu viel Schwimmbäder. Jedes "Kuhdorf" wollte eines. Und jetzt. Wer geht denn noch zum Schwimmen? Die paar Senioren. Es ist wie bei: Jeder will einen Mercedes, aber man muss sich ihn auch leisten können. Und was immer vergessen wird, aller muss nach einer gewissen Zeit renoviert werden. Aus einem einfachen Schwimmbad muss ein Erlebnisbad werden. Dazu fehlen definitiv aber die Mittel. Logische Konsequenz: Schließt die unrentablen Schwimmbäder. Wer schwimmen will, dem ist kein Weg dorthin zu weit.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • L. S.
    Den Schwarzen Peter der Regierung zuzuschieben ist mir doch zu einfach.
    Die Eltern sehe ich der Pflicht und Verantwortung ihren Kindern das Schwimmen beizubringen. Dies auch an einem Bagger- oder Badesee.
    Verstehen sie mich nicht falsch. Ich bin für den erhalt von so vielen Bädern wie möglich, ebenso wie für den Schwimmunterricht an Schulen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • A. H.
    Übertreiben Sie da nicht ein Wenig?
    Wer nicht schwimmen kann - ich habs z.B. meinen Kindern selbst beigebracht, da hab ich nach keinem Ministerpräsidenten peplärrt -! - hat IM Baggersee nichts zu suchen....
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • R. A.
    Dieser Kommentar trägt nicht zu Diskussion bei und wurde daher gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten