Die Digitalisierung, eine Männersache? Viele neue Digitalberufe sind jedenfalls fest in Männerhand – was sich bereits in der Ausbildung widerspiegelt: Nur jeder fünfte IT-Student in Deutschland ist eine Frau – und nur sieben Prozent der Fachinformatik-Azubis.
Doch woran liegt diese Männer-Lastigkeit? "Frauen sind oft selbstkritischer als Männer", glaubt etwa Rebecca Zeller. Die junge Würzburgerin arbeitet beim Polizeipräsidium Unterfranken in der zunehmend digitalen Verwaltung – und ist eine der unterfränkischen Teilnehmerinnen an "BayFiD – Bayerns Frauen in Digital-Berufen", einem berufsbegleitenden Förderprogramm von Digitalministerin Judith Gerlach (CSU).
Während Männer sich auch auf Jobs bewerben, für die sie längst nicht alle geforderten Qualifikationen mitbringen, würden sich Frauen oft vorschnell abschrecken lassen, hat Zeller beobachtet: "Frauen müssen lernen, dass nicht alles passen muss, um einen interessanten Job zu bekommen", findet sie deshalb.
"Mehr Selbstbewusstsein und mehr weibliche Vorbilder" seien der Schlüssel für mehr Frauen in IT-Jobs, glaubt auch Isabell Wagenhäuser aus Marktsteinach (Lkr. Schweinfurt). Das Förderprogramm biete hier dank erfolgreicher Frauen, die etwa als "Paten" die Teilnehmer begleiten, wichtige Impulse. Für sie als Medizinstudentin sei es zudem "sehr spannend zu sehen, wie viele Berufsmöglichkeiten es in der digitalen Welt gibt", erklärt Wagenhäuser – auch jenseits einer Informatikausbildung.
"Die Berufswege erfolgreicher Frauen sind sehr inspirierend", loben auch Ellena Rüb aus Rohrbach (Lkr. Main-Spessart), die bei einem Logistikunternehmen arbeitet, und die angehende Lebensmitteltechnikerin Franziska Doll aus Aschaffenburg. Der enge Kontakt zu den "Paten" öffne zudem viele neue Türen in die Hightech-Branche.
Expertin sieht "goldenes Zeitalter" für Frauen in digitalen Berufen
"Für Frauen ist es beruflich eigentlich ein goldenes Zeitalter, weil viele Firmen gar nicht genug Talente bekommen können", erklärt die Personalmanagerin und BayFiD-Patin Yasmin Weiß. Viele Frauen hielten Digitalberufe aber immer noch für etwas für eher verschrobene und vor allem männliche Computer-Freaks: "Dabei sind digitale Berufe viel mehr als nur IT-Programmierer", erklärt Weiß, die an der Technischen Hochschule Nürnberg auch Betriebswirtschaft unterrichtet: "Digitale Berufschancen gibt es längst in vielen Bereichen."
Eine Vielfalt, die die 50 jungen Teilnehmerinnen an Judith Gerlachs Programm für mehr "digitale Frauenpower" bei Branchen-Riesen wie Microsoft, IBM oder Google auch hautnah erleben können: In der schicken Google-Zentrale in München ging es kürzlich etwa um Zukunftsprojekte des Internet-Riesen oder um Datensicherheit. "Wir unterstützen dieses Programm aus voller Überzeugung", beteuert Google-Entwicklungschef Wieland Holfelder, der gerne mehr Frauen als die derzeit gut 20 Prozent im technischen Bereich einstellen würde: "Schließlich bauen wir Produkte für alle Menschen. Und alle Menschen sind nicht 80 Prozent Männer."
Die vier jungen Frauen aus Unterfranken sind von ihrem Förderprogramm jedenfalls begeistert: "Es öffnet uns den Zugang in viele Unternehmen", lobt etwa Isabell Wagenhäuser. Digitalisierung müsse jedenfalls keine Männerdomäne bleiben, hofft Ministerin Gerlach: "Es gibt schließlich genug weibliche Talente, die wir nur ermutigen müssen, auch dort durchzustarten."