Technik ist gleich Mathematik ist gleich Männer? Geht es nach Bayerns Digitalministerin Judith Gerlach (CSU) soll dieses alte Rollenbild endlich raus aus den Köpfen der Frauen wie der Männer in Bayern. Denn nur rund 20 Prozent der deutschen IT-Studenten sind derzeit Frauen – und nur sieben Prozent der Fachinformatik-Auszubildenden. Dabei gibt es deutschlandweit fast eine halbe Million offene Stellen in technischen Berufen.
Der Frauen-Anteil in Digital-Berufen müsse wachsen, fordert Gerlach: "Da geht uns noch immer viel zu viel digitale Frauenpower verloren." Doch ein Hauptgrund für den Frauenmangel in der Tech-Branche sei fehlender Mut: "Dabei ist Digitalisierung keine Männerdomäne", findet die Ministerin: "Es gibt genug weibliche Talente, die wir nur ermutigen müssen, dort durchzustarten."
Dabei helfen soll Gerlachs kürzlich aus der Taufe gehobenes "Herzensprojekt" BayFiD – "Bayerns Frauen in Digitalberufen". 50 junge Frauen zwischen 18 und 30 Jahren – davon sechs aus Unterfranken – sollen in den nächsten zwei Jahren neben Ausbildung oder Job praxisnahe Einblicke in digitale Berufe bekommen und Kontakte in der Tech-Branche knüpfen. Dabei helfen sollen namhafte Paten aus den Chef-Etagen in Bayern ansässiger High-Tech-Firmen wie Microsoft, Intel, IBM, Siemens oder BMW. Ein spannendes Talent-Programm, das der Münchner Autobauer gerne unterstütze, sagt etwa BMW-Personalvorstand Milagros Caina-Andree: "Wir brauchen die besten Mitarbeiter, da dürfen Frauen nicht fehlen."
Weibliche Vorbilder sollen die Lust auf eine digitale Karriere wecken
"Die Gesellschaft sollte nicht 50 Prozent ihres Potenzials und ihrer Ideen verschenken", findet auch Lisa Unkelhäußer von IBM-Deutschland: "Egal, ob analog oder digital – es braucht Männer und Frauen, um Zukunft zu gestalten." Unkelhäußer soll wie weitere junge Frauen, die in der Technik-Branche bereits Fuß gefasst haben, den "BayFiD"-Teilnehmerinnen als "Rollenmodel" mit konkreten Ratschlägen und Karriere-Tipps zur Seite stehen.
"Wir müssen bei jungen Frauen die Lust auf eine digitale Karriere wecken und ihnen Mut machen, ihre Chancen zur ergreifen", erklärt Ministerin Gerlach: "Dies gelingt am besten durch weibliche Vorbilder, die ihren Weg in der digitalen Welt bereits erfolgreich beschreiten."
So sieht dies auch Dorothee Bär (CSU), Digital-Ministerin in Berlin und ebenfalls "BayFiD"-Patin: "Ich hoffe, dass wir sehr viele weibliche Vorbilder bekommen, die bayerischen Mädchen zeigen, dass es keinen Bereich gibt, in dem sie später mal nicht beruflich reüssieren können", erklärte sie kürzlich. Denn Bayern brauche nicht nur "Laptop und Lederhose", sondern auch "Dirndl und Digitalisierung", findet Bär: Mehr Frauen in Digital-Berufen, das sei fast wie "Blutdoping fürs Hirn."