Der Freistaat Bayern stockt seine Hilfen für den vom Stellenabbau bei Siemens gebeutelten Wirtschaftsstandort Bad Neustadt (Lkr. Rhön-Grabfeld) auf. Neben der weiteren Förderung des Technologietransferzentrums (TTZ) Elektromobilität ist dort eine Modellfabrik für digitale Anwendungen in der Metallbearbeitung geplant. Zehn Millionen Euro will man dafür investieren, versprachen Ministerpräsident Horst Seehofer und Wirtschaftsministerin Ilse Aigner nach der Kabinettssitzung im unterfränkischen Alzenau (Lkr. Aschaffenburg).
400 Kilometer von der Landeshauptstadt entfernt, betonte Seehofer, es bleibe Ziel seiner Politik, den Menschen in allen „Teilräumen Bayerns“ die gleichen Lebenschancen zu ermöglichen. Nur geringe Unterschiede bei den Arbeitsmarktdaten zwischen den Regierungsbezirken belegten den Erfolg dieser Strategie. Um Beschäftigung zu sichern, engagiere man sich in Bad Neustadt, wo Siemens im Frühjahr die Verlagerung von 370 der rund 2300 Jobs nach Osteuropa angekündigt hatte.
Dass Siemens-Chef Joe Kaeser eine Standortgarantie gegeben habe, sei ein wichtiger Schritt gewesen, unterstrich Seehofer. Ebenso die Ankündigung des Konzerns, dass das neu zu gründende Joint-Venture zwischen Siemens und dem Zulieferer Valeo zur Entwicklung von Elektromotoren für E-Autos seinen Hauptsitz in Bad Neustadt haben werde.
Gute Nachrichten hatten Seehofer und Aigner für die knapp 40 Mitarbeiter des TTZ im Gepäck. Das Hightech-Zentrum, das Hochschulforschung und regionale Wirtschaft zusammenbringt, wird weiterhin mit jährlich 800.000 Euro bezuschusst. „Bis zu 60 zusätzliche qualifizierte Arbeitsplätze“ verspricht sich die Wirtschaftsministerin vom Zentrum für digitale Anwendungen in der Metallbearbeitung. Siemens soll mit ins Boot, „aber auch andere Firmen in der Region“, so Aigner, „ebenso die Hochschule in Schweinfurt“. Innovative, digital gesteuerte Verfahren soll die Modellfabrik erproben. Die versprochenen Millionen seien gut angelegtes Geld.
Weiter fördern wolle der Freistaat auch das Zentrum für Telemedizin in Bad Kissingen, so Seehofer. Außerdem sagte er neben dem digitalen Gründerzentrum für den Raum Würzburg/Schweinfurt ein weiteres für den bayerischen Untermain zu.
Weiterer Schwerpunkt der Beratungen war der Wissenschaftsstandort Unterfranken. Justizminister Winfried Bausback zeigte sich überzeugt, dass es gelingen werde, in Würzburg das erhoffte Helmholtz-Institut für Infektionsforschung zu etablieren. Die Universität habe eine „außergewöhnliche gute Bewerbung“ abgegeben. Am 1. September will die Helmholtz-Gesellschaft endgültig entscheiden.
Ein dann notwendiger Institutsneubau werde „nicht am Geld scheitern“, versprach Seehofer. Sein Wunsch sei es, dass bei der geplanten neuen Exzellenzinitiative neben den beiden Münchner Universitäten auch eine in Nordbayern zum Zuge kommt. Dafür brauche man solche außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Die Frage, ob er die Exzellenz-Uni lieber in Würzburg oder Erlangen sähe, nannte der Ministerpräsident „hinterlistig“. Er beantwortete sie diplomatisch: „Am liebsten an beiden Orten. Und Bamberg wäre auch noch da.“
Gerhard Eck betonte vor der Presse die Bedeutung von Mobilität. Er hoffe, so der Verkehrsstaatssekretär, dass die A 3 zwischen Aschaffenburg und Biebelried bis Ende 2019 „durchgehend sechsstreifig befahrbar ist“. Den Überlegungen für die sogenannte Mottgersspange beim Ausbau der ICE-Strecke Frankfurt-Würzburg erteilte er eine Absage, weil Aschaffenburg sonst abgehängt werde. Der barrierefreie Ausbau der Bahnhöfe Würzburg und Schweinfurt liege im Zeitplan, so Eck. Gleichzeitig kritisierte er, dass die Bahn die Stationen Laufach (Lkr. Aschaffenburg) und Partenstein (Lkr. Main-Spessart) nicht barreirefrei ausbaue, weil dort weniger als 1000 Leute pro Tag ein- und ausstiegen.