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Nürnberg
Der gute Morgen: Adeles Lieder begleiten Dagmar Wöhrl durch die Pandemie
Mutmacher in der Corona-Krise. In dieser Serie geben Menschen aus der Region 18 Antworten in unserem Fragebogen. Diesmal: Die Unternehmerin Dagmar Wöhrl. Sie verrät, wann sie zuletzt geweint hat.
Die Nürnberger Unternehmerin Dagmar Wöhrl schöpft aus der Familie Kraft.
Foto: Jens Kalaene, dpa | Die Nürnberger Unternehmerin Dagmar Wöhrl schöpft aus der Familie Kraft.
Bearbeitet von Achim Muth Bearbeitet von Alice Natter
 |  aktualisiert: 08.02.2024 18:07 Uhr

Im Frühjahr 2020, zu Beginn der Pandemie, herrschte Verunsicherung. Menschen hielten Abstand. Neue Begriffe kursierten: Lockdown, Quarantäne, PCR-Tests. In diesen aufgeregten Tagen entstand die Rubrik "Der gute Morgen": Leserinnen und Leser hatten sich angesichts der sich überschlagenden Nachrichten mit dramatischen Häufungen von Todesfällen in Seniorenheimen, rasant steigenden Infizierungen und immer neuen Beschränkungen des öffentlichen Lebens auch Mut machende Nachrichten gewünscht. So baten wir Menschen aus allen gesellschaftlichen Bereichen der Region, uns positive Impulse zu schreiben. Die Serie wurde ein Erfolg und gab knapp zwei Monate lang täglich kleine Denkanstöße.

Eineinhalb Jahre später, in der vierten Welle, ist Corona massiv zurück in unserem Bewusstsein. Die Infektionszahlen sind rasant gestiegen, Krankenhäuser behandeln immer mehr Covid-Patientinnen und -Patienten, wieder gibt es Beschränkungen des öffentlichen Lebens – und das alles, obwohl es einen Impfstoff gibt.

Gerne hat diese Redaktion deshalb den Wunsch zahlreicher Leserinnen und Leser aufgegriffen und eine Neuauflage der Rubrik gestartet. "Der gute Morgen" ist wieder da – nun in Form eines Fragebogens.

Diesmal stellt sich die Nürnberger Unternehmerin Dagmar Wöhrl unseren 18 Fragen. Die 67-Jährige saß von 1994 bis 2017 für die CSU im Deutschen Bundestag. Seit vier Jahren wirkt die frühere "Miss Germany" als Investorin in der TV-Show "Die Höhle der Löwen" mit.

Was war Ihr schönster Moment 2021?

Als ich das Emanuel-Center in Kenia nach langer Zeit wieder besuchen konnte. Zu sehen, wie viele ehemalige Waisenkinder mittlerweile zu jungen Erwachsenen herangewachsen sind und eine Ausbildung bereits abgeschlossen oder begonnen haben – das war ein wunderbarer und sehr emotionaler Moment. Ich konnte direkt sehen, dass unsere Arbeit erfolgreich war.

Was wird nach der Pandemie besser sein als vorher?

Ich wünsche mir, dass wir aus den Kontaktbeschränkungen gelernt haben und respektvoller mit unseren Mitmenschen umgehen. Wir merken erst, was sie uns bedeuten, wenn wir sie nicht mehr um uns haben.

Was macht Ihnen Mut?

Was mich besonders positiv stimmt, ist die Tatsache, dass sich immer mehr Frauen in die Selbständigkeit wagen. Ich freue mich, dass dies gänzlich ohne Quote passiert. Die Frauen können auf große Vorbilder blicken und sich immer besser vernetzen. Wenn wir es jetzt noch schaffen, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf besser zu fördern, sind die Frauen auf dem besten Weg, die Welt zu erobern.

Was haben Sie, was haben wir durch die Pandemie gelernt?

Dass man zur Begrüßung nicht unbedingt die Hand geben muss, um freundlich dem Gegenüber "Hallo" zu sagen. Ich bin ein großer Fan des Kopfnickens.

Was hat Sie zuletzt überrascht?

Ich hätte nicht mit einer so großen Impfskepsis in Deutschland gerechnet. Nachdem die Impfung der einzige Weg aus der Pandemie ist – neben ungewollten Lockdowns und Kontaktbeschränkungen – hatte ich erwartet, dass zumindest in Bezug auf Biontech Vertrauen in den Impfstoff herrscht, da dieser in Deutschland entwickelt wurde. Dass wir nun so weit weg vom eigentlichen Durchimpfen sind, hat mich überrascht.

Was hat Sie zuletzt gefreut?

Die Belegschaft der Hotelgruppe meines Sohnes ist zu fast 100 Prozent geimpft. Das gibt den Gästen, aber auch den Mitarbeitern ein sicheres Gefühl und es zeigt mir, dass die hauptsächlich jungen Mitarbeiter alle sehr verantwortungsbewusst sind.

Wer ist Ihr Vorbild?

Ein direktes Vorbild habe ich nicht. Ich halte mich eher an die Lebensweisheiten meiner Großmutter und meiner Mutti. Damit bin ich in meinem Leben bisher hervorragend gefahren.

Woraus schöpfen Sie Kraft?

Aus Gesprächen mit meinen Freundinnen und Freunden und natürlich aus meiner Familie. Egal was passiert: ich weiß, dass ich meine Familie immer im Rücken haben werde und sie für mich da ist. Allein dieses Gefühl vermittelt mir eine enorme Sicherheit.

Dagmar Wöhrl (Dritte von rechts) als Mitglied der Investorengruppe in der VOX-Show 'Die Höhle der Löwen'
Foto: ArchivChristian Charisius, dpa | Dagmar Wöhrl (Dritte von rechts) als Mitglied der Investorengruppe in der VOX-Show "Die Höhle der Löwen"
Eine Sorge, die sich 2021 als unbegründet erwies?

Nach den Lockdowns 2020 und 2021 war ich durchaus in Sorge, ob unsere Start-ups mit der Situation zurechtkommen und etwa den Wegfall des stationären Handels kompensieren können. Für die meisten meiner Start-ups verliefen die letzten zwei Jahre dann doch erfolgreicher als erwartet und somit muss keines der Gründerteams Insolvenz anmelden.

Haben Sie aufgrund der Pandemie etwas Grundsätzliches an Ihrem Leben verändert?

Viele Meetings finden digital statt. Damit spare ich nicht nur enorm viel Zeit, sondern auch einiges an Reisekosten. Allerdings würde ich nie auf persönliche Treffen verzichten wollen. Bei Vertragsverhandlungen zum Beispiel lege ich schon Wert auf das zwischenmenschliche Miteinander. Das kann man digital nur schlecht vermitteln. 

Was haben Sie zuletzt falsch gemacht?

Ich habe mir den falschen Zug gebucht. Statt von Nürnberg nach Berlin, hatte ich eine Buchung von Berlin nach Nürnberg. Am Ende bin ich doch in Berlin gelandet. Fehler passieren immer wieder. Die gehören doch zum Leben dazu?! Nur aus ihnen können wir lernen und uns ständig weiterentwickeln.

Haben Sie in den vergangenen Monaten geweint? Warum?

Leider habe ich im letzten September meine Mutti verloren. Sie war mein treuester Wegbegleiter und ist mit 96 Jahren friedlich eingeschlafen. Der Verlust hat trotz ihres hohen Alters ungemein geschmerzt und reichlich Tränen hervorgerufen.

Mit welcher Überzeugung gehen Sie ins Jahr 2022?

Dass wir es schaffen, zu einem halbwegs normalen Leben zurückzufinden. Darauf hoffe und baue ich.

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?

Keines. Ich bin froh, wenn ich meinen Aktenberg schaffe.

Was darf trotz Pandemie nie im Kühlschrank fehlen?

Ich bin voll und ganz zufrieden, wenn mein Kühlschrank Käse, Salami, saure Gurken und Senf enthält. Nicht gerade gesund, aber mir schmeckt´s.

Wo waren Sie 2021 im Urlaub?

Meine freie Zeit habe ich genutzt, um nach langer Zeit endlich wieder meine sozialen Projekte zu besuchen. In Sri Lanka hatte ich vor der Pandemie einige angestoßen, die 2020 ins Stocken geraten sind. Deshalb war es wichtig, dass ich vor Ort sein und entscheidende Weichen stellen konnte.

Welches Lied begleitet Sie durch die Pandemie?

Adele mit "Easy on me". Adele hat mich schon bei meiner Entscheidung, nicht mehr für den Bundestag zu kandidieren begleitet – ihr fühle ich mich musikalisch verbunden.

Bei wem würden Sie sich gerne einmal öffentlich bedanken?

Natürlich geht mein Dank an alle Pflegerinnen und Pfleger in den Krankenhäusern und Pflegeheimen. Was sie in den letzten Monaten geleistet haben und immer noch leisten, ist einfach bewundernswert. Ganz persönlich möchte ich mich bei meiner Freundin Sandra bedanken. Sie ist in den letzten Jahren ein wahrer Fels in meinem Leben geworden und eine großartige Stütze bei der Durchführung meiner sozialen Projekte. Danke!

 
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