100 Jahre BMW: Am 7. März stellt BMW die Bänder in den Werken ab. Dann feiert der Konzern weltweit seine Gründung vor 100 Jahren. Die spannendsten Fragen will Vorstandschef Krüger wenig später beantworten.
Das weiß-blaue Logo auf jedem BMW erinnert noch heute an die Anfänge. Vor 100 Jahren, am 7. März 1916, wurden die Bayerischen Flugzeugwerke gegründet. Später benannte man sie in Bayerische Motorenwerke um – mit dem Propeller als Firmensymbol.
Heute ist BMW mit 116 000 Mitarbeitern und über 80 Milliarden Euro Umsatz einer der größten deutschen Konzerne. Mitte März will Vorstandschef Harald Krüger mit der Bilanz die neue Strategie vorstellen und erklären, wohin die Reise in den nächsten zehn Jahren geht. Zuvor aber ist erst einmal Feiern angesagt.
Jubiläumsfeier in der Münchener Olympiahalle
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die beiden Großaktionäre Susanne Klatten und Stefan Quandt sowie 2000 Mitarbeiter, Autohändler und Partner sind am heutigen Montag zur Jubiläumsfeier in der Münchner Olympiahalle eingeladen.

Als BMW 1928 in Eisenach sein erstes Automobil fertigte – einen mit Lizenz des englischen Herstellers Austin gebauten Kleinwagen namens Dixi –, da standen die Limousinen und Sportwagen von Daimler-Benz schon für automobilen Luxus. Angefangen hatte BMW als Rüstungsfirma. Im Ersten wie im Zweiten Weltkrieg baute das Unternehmen vor allem Motoren für Militärflugzeuge.
Die Meilensteine der BMW-Innovationen:
Im Zweiten Weltkrieg wurden etwa 25 000 Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge beschäftigt, wie BMW-Historiker Manfred Grunert sagt. Noch heute steht eine Baracke aus dieser Zeit auf dem Gelände in Allach. Inzwischen hat sich der Konzern diesem Teil seiner Geschichte gestellt und auch entsprechende Entschädigungen gezahlt.
Nach dem Krieg nahm BMW die Fertigung von Autos und Motorrädern wieder auf, brachte 1952 den teuren BMW 501 „Barockengel“ auf den Markt und kurz darauf die winzige BMW Isetta. Aber Geld verdiente man damit nicht – es fehlte ein Mittelklasse-Modell. 1959 stand das Münchner Unternehmen vor der Pleite und der Übernahme durch Daimler.

BMW übernahm Autobauer Rover
Um im Wettbewerb mit Rivalen wie Daimler oder Volkswagen mithalten und auf größere Stückzahlen kommen zu können, übernahm BMW 1994 den britischen Autobauer Rover. Die versuchte Erweiterung vom Premium- zum Massenhersteller wurde jedoch zum Fiasko. Nach Milliardenverlusten folgte sechs Jahre später der Rückzieher. Nur die Marke Mini behielt BMW – und machte sie ebenfalls erfolgreich.
Die bis 2020 ausgelegte Strategie „Number One“, die der damalige BMW-Chef Norbert Reithofer 2007 verkündet hatte, ist bisher voll aufgegangen. Das Unternehmen hat mit Kooperationen und flexibler Produktion Kosten gesenkt, mit Kompaktwagen neue Kunden gewonnen, sich früh in China engagiert. Die Kasse ist voll. Bei Elektroautos ist BMW mit dem i3 und seiner Karbon-Karosserie technisch Vorreiter.

Der nächste fundamentale Wandel
Vor allem die Digitalisierung und die Entwicklung hin zum vernetzten und autonomen Fahren erfordern jetzt neue Antworten. „Nach dem technologischen Umbruch zur nachhaltigen Mobilität ist dies für uns der nächste fundamentale Wandel“, sagt Konzernchef Krüger. Jetzt hat er die Strategie nachjustiert und an die neuen Trends angepasst.
Der soeben zusammen mit Daimler und Audi für 2,8 Milliarden Euro gekaufte Kartendienst Here soll zur Plattform zum Datenaustausch zwischen Autos werden. Aber Elektromobilität und autonomes Fahren erfordern erst einmal hohe Investitionen. Wegen der Abgasvorschriften der EU müssen zugleich Benzin- und Dieselmotoren effizienter werden.
Und „die Modellpalette kommt in die Jahre“, bemängelt Ute Haibach von der Bank J. Safra Sarasin. Nur 30 Prozent des Umsatzes, aber 80 Prozent des Gewinns stammten aus dem Verkauf der 5er, 6er und 7er-Serie. BMW habe „weniger Oberklasse-Autos und große SUVs“ als Daimler. Die Münchner verdienten im Luxussegment weniger als Daimler, kritisiert auch Holger Schmidt von der Investmentbank Equinet.
BMW immer noch ein Familienunternehmen
Von den Erwartungen und Stimmungen der Börse ist BMW allerdings wenig abhängig, denn im Unterschied zu den Konkurrenten ist es im Kern ein Familienunternehmen. 47 Prozent der Anteile gehören der Familie Quandt. Dank ihnen kann BMW langfristig agieren, betont Haibach. Das US-Analysehaus Bernstein Research lobt, kein anderer europäischer Autokonzern habe in den vergangenen Jahren so beständig agiert. Die spannende Frage sei jetzt nur: Wie will BMW weiter vorankommen?
BMW in Daten:
7. März 1916: Gründung der Bayerischen Flugzeugwerke in München
1922: Umbenennung in Bayerische Motorenwerke (BMW)
1923: Bau des ersten Motorrads, des R32
1928/1929: Übernahme der Fahrzeugwerke in Eisenach und Bau des ersten BMW-Autos Dixi, mit Lizenz des englischen Autobauers Austin
1932: BMW entwickelt den 303 – mit der seither charakteristischen Niere als Kühlergrill.
1944: BMW baut Motoren für die Luftwaffe und beschäftigt rund 25 000 Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge. Nach Kriegsende verliert das Unternehmen das Werk Eisenach.
1952: Erstes Nachkriegsauto ist
1952 der große „Barockengel“ 501
1955 folgt die winzige Isetta.
1959: BMW steckt tief in den roten Zahlen, die 6500 Mitarbeiter fürchten um ihre Arbeitsplätze, Daimler will BMW übernehmen. Batteriefabrikant Herbert Quandt steigt als Sanierer ein.
1961: Das Mittelklasse-Auto BMW 1500 bringt den Durchbruch.
1967: Übernahme des Autoherstellers Glas im niederbayerischen Dingolfing
1975: Start der 3er-Reihe – bis heute das meistverkaufte BMW-Modell
1994: Das US-Werk Spartanburg wird eröffnet, der englische Autohersteller Rover gekauft.
2000: Nach Milliardenverlusten mit Rover zieht BMW die Reißleine, nur der Mini bleibt im Konzern.
2005: BMW verkauft mehr Autos als der bisherige Marktführer Mercedes.
2013: Im BMW-Werk Leipzig läuft das Elektroauto i3 vom Band.