
Verloren haben die Würzburger Kickers in den drei Spielen nach der Winterpause noch nicht und trotzdem gerät die Tabellenspitze immer weiter aus dem Blickfeld. Während der FC Schweinfurt 05 als Tabellenführer der Fußball-Regionalliga Bayern an diesem Wochenende womöglich drei Punkte einsackt, spielten die Rothosen am Freitagabend im Verfolgerduell beim nun seit zehn Spielen daheim unbesiegten Tabellenzweiten SpVgg Bayreuth 1:1 (1:1).
Auf zwei Positionen hatte Kickers-Trainer Martin Lanig seine Startelf im Vergleich zum torlosen Heim-Unentschieden gegen Viktoria Aschaffenburg am vergangenen Wochenende verändert. Theo Harz rückte anstelle von Benyas Junge-Abiol in die Anfangsformation. Er besetzte die linke Position in der Würzburger Mittelfeldraute. Moritz Hannemann rückte nach vorne und bildete mit Winter-Neuzugang Lado Akhalaia eine neue Doppelspitze. Erst zum zweiten Mal unter Lanig durfte der im Sommer aus der zweiten Mannschaft des Hamburger SV nach Würzburg gewechselte Harz von Beginn an ran. Eine feste Größe ist indes Maximilian Zaiser, der nach abgelaufener Gelbsperre zurückkehrte. Für ihn musste Tim Kraus zunächst auf der Bank Platz nehmen.
Am auffälligsten war freilich, mit welcher Vehemenz und Zweikampfstärke die Kickers an diesem frisch-kalten Freitag in der Startphase der Partie zu Werke gingen. "Energie" fordert Lanig seit der Winterpause regelmäßig von seiner Mannschaft ein und in den ersten Minuten im Hans-Walter-Wild-Stadion bekam man dann auch einen Eindruck davon, was er damit meint. Die Gäste schnürten die SpVgg regelrecht in deren Hälfte ein und zeigten, anders als noch beim Remis gegen Aschaffenburg, dass sie durchaus wissen, wo das gegnerische Tor steht. Neun Minuten waren gerade einmal gespielt, da brachte ein Eckball die Gästeführung. Zuletzt waren speziell die Standardsituationen der Rothosen meist recht wirkungslos verpufft. In Bayreuth fand Fabian Wessig mit seiner Hereingabe Marius Uhl am kurzen Pfosten, der zum 1:0 für die Rothosen einköpfe. Es war das erste Saisontor für den kopfballstarken Linksverteidiger.
Acht Minuten nach der Führung folgt der Ausgleich
Doch die Kickers-Freude währte nur acht Minuten. Denn auf der anderen Seite schlief die Kickers-Defensive bei einer Standardsituation. Und so führte die erste Bayreuther Ecke zum 1:1, als SpVgg-Kapitän Edwin Schwarz am langen Pfosten erstaunlich freistehend einköpfen konnte (17.). Für Torhüter Johann Hipper, der auch im dritten Spiel nach der Winterpause den Vorzug vor Vincent Friedsam erhalten hatte, war es im dritten Ligaspiel 2025 der erste Gegentreffer. Die Bayreuther, die anfangs durchaus beeindruckt vom Würzburger Schwung wirkten, hatten den Kickers damit ein bisschen den Stecker gezogen.

Das Aufeinandertreffen der beiden vermeintlichen Aufstiegsanwärter und Schweinfurt-Verfolger war fortan ein Spiel mit viel Kampf, aber wenig Struktur und Torraumszenen. Beide Teams verhakten sich förmlich ineinander. Echte Torchancen gab es im Flutlichtschein fortan kaum noch zu sehen. Immer wieder brachte irgendein Gegenspieler meist schon früh im Spielaufbau ein Bein dazwischen. Wenn sich eine der beiden Parteien dann doch einmal ein bisschen durchgespielt hatte, folgte meist im entscheidenden Moment eine Ungenauigkeit. Und so ging es dann auch mit dem 1:1-Zwischenstand in die Pause.
Nur Standardsituationen sorgen für Aufregung
Die Kickers hatten wie zuvor schon gegen Aschaffenburg nicht alle Kader-Plätze gefüllt. Ein Platz auf der Bank, auf der mit Elija Portnoy auch ein U19-Akteur Platz genommen hatte, blieb frei. Weiterhin nicht dabei ist der bisherige Kickers-Toptorjäger Benjamin Girth, der laut Trainer Lanig nach seinem Muskelfaserriss im Januar noch nicht fit genug für einen Einsatz ist.
Nach dem Seitenwechsel waren es weiterhin in erster Linie Standardsituationen, die für ein bisschen Aufregung sorgten - und zwar vor allem vor dem Bayreuther Tor. Zunächst setzte der freistehende Kickers-Kapitän einen Kopfball nach einer Freistoßflanke deutlich zu hoch an. Dann erarbeiteten sich die nun deutlich aktiver wirkenden Würzburger eine ganze Reihe von Eckbällen. Einen davon ließ SpVgg-Keeper Lucas Zahaczewski durch die Finger gleiten. Aber auch in dieser Szene war kein Kickers-Stürmer zur Stelle, um den Ball über die Linie zu drücken.
In den letzten Minuten wurde es dramatisch
Aus dem Spiel heraus fanden die Kickers kaum einmal den Weg in Richtung Tor. Die offensiven Außenpositionen sind in Lanigs neuem Spielsystem nicht besetzt. In der Mitte gab es für die Würzburger kein Durchkommen und so schleppte sich das Spiel eher zäh der Endphase entgegen. Auch die Oberfranken hatten in der Offensive arg wenig zu bieten. Die Abwehrroutiniers in der Zentrale der Kickers-Viererkette, Hägele und Alexander Winkler, ließen aber auch alles, was die Bayreuther an Aktionen zustande brachten, an sich abprallen.

Ehe es in den Schlussminuten noch einmal dramatisch wurde: Zunächst hatten die Kickers die dicke Chance, drei Punkte einzusacken, als der gerade eingewechselte Benyas Junge-Abiol in der 85. Minute urplötzlich völlig alleine vor dem Heimtor auftauchte, den Ball aber knapp am langen Pfosten vorbeilegte. Aber auch auf der Gegenseite wurde es anschließend gefährlich, als Marcel Götz für Bayreuth die Latte traf (88.). Dann jubelten die Kickers bereits, doch der Kopfball von Hägele wurde nach Ansicht von Schiedsrichter Tobias Wittmann noch vor Überschreiten der Torlinie geklärt (90.). "Selbst der Bayreuther Torhüter hat zugegeben, dass der Ball drin war", so Lanig.
Fußball: Regionalliga Bayern, Männer
SpVgg Bayreuth - FC Würzburger Kickers 1:1 (1:1)
Bayreuth: Zahaczewski - Kehl, Schwarz, Erberle, Lippert - Stefandl (57. Heim), Andermatt (72. Nischalke), Zejnullahu, Graf (77. Götz) - Weber, Fenninger (George).
Würzburg: Hipper - Wieselsberger, Hägele, Winkler, Uhl - Wessig (83. Junge-Abiol), Zaiser, Meisel, Harz (72. Kraus) - Hannemann, Akhalaia (90. Japaur).
Schiedsrichter: Tobias Wittmann (Wendelskirchen).
Zuschauende: 2176.
Tore: 0:1 Marius Uhl (9.), 1:1 Edwin Schwarz (17.)