Mit den Ergebnissen von Vorbereitungsspielen ist es so eine Sache. Gewinnt das eigene Team, sprechen Trainer oft davon, wie wichtig solche Erfolgserlebnisse für das Zusammenwachsen des Teams und das Selbstvertrauen der Spieler sind. Setzt es Niederlagen, heißt es meist, dass das Resultat eh nebensächlich sei und man viele Erkenntnisse gewonnen habe. Insofern überraschte es kaum, dass Neu-Trainer Torsten Ziegner nach dem 1:2 (1:1) seiner Würzburger Kickers gegen Fußball-Zweitligist SV Sandhausen zu Protokoll gab, er sei "100 Prozent zufrieden".
Herrmann überwindet Drewes
Nun war an diesem Samstag in Bad Mergentheim der Gegner eine ganz andere Kragenweite als am Mittwoch beim 1:3 gegen Regionalligist TSV Aubstadt. Und auch die Kickers-Leistung hatte eine andere Güteklasse. "Wir haben gesehen, dass die Jungs aus den Spielen gelernt haben", stellte Ziegner fest. Das lag weniger daran, dass Robert Herrmann mit einem Freistoß vorbei an Freund und Feind Ex-Kickers-Keeper Patrick Drewes zum zwischenzeitlichen 1:1 bezwungen hatte (40.), und sein Team am Ende nur knapp unterlegen war. "Wie wir im Block verteidigt haben", gefiel Ziegner. Erst mit den Auswechslungen in der zweiten Halbzeit sei etwas Ordnung verloren gegangen.
Es war kein Zufall, dass als Neuzugang Fanol Perdedaj den Platz verließ, die Struktur im Kickers-Spiel Risse bekam. Der Ex-Saarbrücker, der unter der Woche verpflichtet wurde und aufgrund der erforderlichen Corona-Testungen erst einmal mit dem Team trainieren konnte, zeigte gleich bei seinem ersten Auftritt im Würzburger Dress, dass er der zentrale Mann in dieser Mannschaft werden könnte. "Seine Mentalität tut uns gut", so Ziegner. Das sei einer der Spieler, die er sich gut in der Achse vorstellen kann, die das Rückgrat seiner Mannschaft bilden soll. "Spieler, die immer spielen, egal welche Taktik wir wählen", sollen das sein, so der Coach. David Kopacz könne ein weiterer dieser Achsen-Spieler sein, wie Ziegner sagt: "Er ist für die Mannschaft unendlich wertvoll."
Dass Christian Strohdiek und Lars Dietz gute Chancen haben in der Abwehr zu Stützfeilern zu werden, daraus macht der Chefcoach auch kein Geheimnis. "Aber natürlich muss die Leistung stimmen." Die Kapitänsfrage sei zum Beispiel mitnichten bereits entschieden. "Das soll ja auch ein Spieler sein, der nicht ständig auf der Bank sitzt", stellt Ziegner fest.
Die Bank dürfte Hendrik Bonmann, obgleich er noch immer an einer Muskelverletzung aus den ersten Trainingstagen leidet, zunächst nicht drohen. Der 27-jährige Keeper ist die Nummer eins. Marc Richter sein Herausforderer. Der 21-Jährige, der vom englischen Erstligisten FC Burnsley an den Dallenberg wechselte, stand am Samstag bei seiner Premiere 90 Minuten im Kasten und war bei den Gegentoren durch Sandhausens Gastspieler José del Valle (13.) und Anas Ouahim (58.) chancenlos. "Er ist für sein Alter sehr weit", sagte Ziegner zu den Gründen für seine Verpflichtung.
Breunig mit "extrem viel Potenzial"
Teil seiner Achse soll auch ein Stürmer sein. Und in der vordersten Linie hoffen die Kickers auf Maximilian Breunig. "Er hat noch extrem viel Potenzial", findet Ziegner, der gegen Sandhausen mit Ryan Adigo und Kilian Senkbeil zwei Gastspieler einwechselte. Eine Chance auf einen Vertrag hat aber offenbar keiner der Beiden. Senkbeil, zuletzt beim FC Bayern II, galt vom Start weg als Akteur, der sich bei den Kickers fit hält. An diesem Status hat sich nicht geändert. Adigo wird zwar wohl zum Tross der Kickers gehören, wenn es an diesem Montag zum siebentägigen Trainingslager nach Ampflwang in Österreich geht. "Eigentlich suchen wir für diese Position aber einen Mann mit Stammplatz-Potenzial", so Ziegner mit Blick auf Adigos Stammposition auf der rechten Außenbahn.