
Handball, Zweite Bundesliga Männer
DJK Rimpar Wölfe – Dessau-Roßlauer HV 23:26 (11:15)
Fünf Spiele hintereinander waren Rimpars Zweitliga-Handballer gegen den Dessau-Roßlauer HV zuletzt unbesiegt geblieben. Am Samstagabend ist diese Serie aber gerissen. Die Grün-Weißen unterlagen den abstiegsbedrohten und kriselnden Anhaltinern in heimischer Halle vor 486 Zuschauern mit 23:26 (11:15).
Avatare im Metaversum sind seit einiger Zeit in aller Munde: Die Rimparer Wölfe zaubern neuerdings auch ohne diese künstlichen Doppelgänger eine echte Show auf die Leinwand. Bei der Spielerpräsentation zu Beginn geben sie sich zunächst ganz locker mit Ball, Trommel, Mimik und Gestik, ehe sie anschließend noch einmal der Reihe nach mit verschränkten Armen und ernster Miene der Position nach vorgestellt werden.
Rimpars Trainer Julian Thomanns muss eine frühe Auszeit nehmen
Auf dem Feld hätten sich die Grün-Weißen vielleicht zunächst Avatare gewünscht, die sie ersetzt hätten: perfekt funktionierende Kunstfiguren, die den Abschluss besser hinbekommen. Denn es dauerte fünf Minuten, ehe die Hausherren beim Stand von 0:3 erstmals durch ihren Linksaußen Dominik Schömig trafen. Die Gäste aus Sachsen-Anhalt boten dagegen zu Beginn eine starke, ganz reale Vorstellung. Jakub Hrstka, der tschechische Nationalspieler auf Linksaußen, verwandelte einen Tempogegenstoß zum 6:2 und zwang Rimpars Trainer Julian Thomann zu einer frühen Auszeit (10.).
Danach lief es für die Wölfe, die im Rückraum auf den verletzten Felix Jaeger verzichten mussten, etwas besser. Sie trafen vorne häufiger, was der eigenen Abwehr mehr Zeit bot, sich zu organisieren. Gleichzeitig konnte sich der diesmal im Tor beginnende Andreas Wieser mit einigen Paraden auszeichnen.
Doch just als die Rimparer wieder aufschließen hätten können, sah ihr Spielmacher Yonatan Dayan im Zuge des Dessauer Treffers zum 8:5 eine Zwei-Minuten-Strafe. Den folgenden Angriff der Wölfe pfiffen die Referees vorzeitig ab und ermöglichten den Gästen so ein Empty Goal, ein Wurf ins leere Tor, dem ein weiterer Konter zum 5:10 (18.) folgen sollte.
Auch im Hinspiel lag Rimpar deutlich zurück und holte noch auf
Zum Saisonauftakt hatten die Rimparer im September schon einmal einen Sechs-Tore-Rückstand gegen den selben Gegner aufgeholt, um mit einem von Patrick Schmidt verwandelten Strafwurf nach dem Ertönen der Schlusssirene sogar noch mit 25:24 zu gewinnen.
Doch eine solche Aufholjagd setzte nach dem 5:11 diesmal zunächst nicht ein, auch wenn Thomann mit Lukas Böhm und Alexander Merk zwei frische Kräfte brachte. Letzterer ersetzte Kreisläufer David Kovacic, der nach seiner Corona-Infektion wieder mitwirken konnte. Die Dessauer nutzten weiter die sich bietenden Lücken zum 15:7 (25.), ehe den Wölfen kurz vor der Pause immerhin noch einen 4:0-Lauf gelang. Allen voran der erst 18-jährige Merk zeigte sich in dieser Phase sowohl in der Abwehr als auch im Angriff als Aktivposten.
Nach dem Seitenwechsel ging die Aufholjagd weiter, obgleich die Rimparer mit der einen oder anderen Entscheidung der Schiedsrichter haderten und ein Wurfversuch von Philipp Meyer den verwaisten Dessauer Kasten verfehlte. Kovacic hielt seine Farben in dieser Phase im Spiel, und der eingewechselte Julian Sauer konnte in der 39. Minute schließlich auf 16:17 verkürzen.
Die Wölfe gleichen zwar aus, doch verpassen diesmal die Wende
Nach einem gehaltenen Siebenmeter von DJK-Keeper Marino Mallwitz, der in der zweiten Halbzeit im Tor stand, war es schließlich Schömig, der mit sauber abgefangenen und verwandelten Bällen den Ausgleich zum 18:18 (45.) erzielte. Das Match war nun wieder völlig offen.
Im Hinspiel hatten die Wölfe bereits gezeigt, dass sie keine einzige Führung in der regulären Spielzeit brauchten, um letztlich zwei Punkte zu holen. Doch dieses Kunststück gelang ihnen diesmal nicht, auch wenn Steffen Kaufmann einen lehrbuchmäßigen Kempa-Trick zum 20:20 verwandelte und sich Dayan als "Kreisabschließer" hervortat (21:21). Immer wieder glückte den Gästen die Führung. In der Schlussphase wurde die Abwehrarbeit noch etwas körperbetonter – mit dem besseren und verdienten Ende für die Gäste.
"Wir sind nicht gut reingekommen und haben das Spiel vorne in der ersten Halbzeit verloren", befand Julian Thomann und zeigte sich von der darauf folgenden Aufholjagd seiner Mannschaft wenig beeindruckt. "Es ist sehr ärgerlich, dass wir nicht mehr daraus gemacht haben."
Fehler aufarbeiten, denn es folgen drei Spiele in einer Woche
Jetzt gelte es, vor der Englischen Woche, die Fehler aufzuarbeiten. Uwe Jungandreas, der erfahrenste Trainer der Liga im Dienst von Dessau-Roßlau, atmete hingegen auf: "Wir sind sehr froh, dass wir heute gepunktet haben und ruhig geblieben sind. Acht der letzten neun Spiele haben wir verloren – und nun ein schweres Programm vor der Brust."
Die Wölfe haben am kommenden Samstagabend, 19. Februar, an Ort und Stelle die Chance auf eine Wiedergutmachung. Dann kommt der VfL Eintracht Hagen in die tectake Arena. Am Freitag verlor der Tabellenvierte daheim überraschend deutlich mit 19:29 gegen das bisherige Schlusslicht TuS Ferndorf. Vier Tage danach treten die Wölfe auswärts bei Empor Rostock an, ehe am darauf folgenden Samstag, 26. Februar der auf den letzten Platz abgerutsche TSV Bayer Dormagen in Würzburg gastiert.