
2. Bundesliga, Männer
DJK Rimpar Wölfe - TuS Ferndorf 23:23 (12:12)
Samstagabend, s.Oliver Arena. Im Handball-Zweitligaspiel der DJK Rimpar Wölfe gegen den TuS Ferndorf läuft die 57. Minute. Die Gastgeber führen zum zweiten Mal in dieser packenden Partie mit drei Toren. Beim ersten Mal hatte Linksaußen Dominik Schömig zwei Konter zum 8:5 (18.) verwandelt. Nun gelingt Steffen Kaufmann sein viertes Tor. 23:20.
Kurz davor haben die Siegerländer erst ihren Abwehrchef Branimir Koloper mit Rot nach seiner dritten Zeitstrafe verloren und dann auch ihren letzten gelernten Flügelspieler Jan Wicklein mit einer Oberschenkelverletzung. Solche Rückschläge in einem engen Duell können eine Mannschaft demoralisieren. In dieser 57. Minute sieht es genau danach aus. Die Unterfranken scheinen wie der sichere Sieger. Denkste!

Ferndorfs Linksaußen Julian Schneider stellt den Anschluss wieder her. Im Gegenzug scheitert Rimpars Kapitän Patrick Schmidt am starken gegnerischen Torwart Lucas Puhl - seine 16. Parade. Tempogegenstoß TuS. Kreisläufer Thomas Rink legt DJK-Keeper Max Brustmann (neun Paraden) einen Dreher ins Netz. Noch 1:17 Minuten. Die Wölfe im Angriff.
Fehlentscheidung mit Folgen
Dann das: Nach einem Foul an Benedikt Brielmeier pfeifen die Schiedsrichter keinen Freiwurf. Eine eindeutige Fehlentscheidung der durchweg und beiderseits unsouveränen Unparteiischen. "Sie haben sich dafür entschuldigt", wird Trainer Ceven Klatt später erzählen, die beiden "überfordert" nennen und sich ärgern: "Aber davon kann ich mir auch nix kaufen."
Es ist eine Fehlentscheidung mit Folgen. Ferndorf ist dadurch wieder in Ballbesitz. Mattis Michel bekommt am Kreis die Kugel. Und trifft. Sein erstes Tor. Und sein letztes. 23:23. 22 Sekunden reichen Rimpar nicht zum Sieg. Freude bei den Gästen, Frust bei den Gastgebern.

"Ein verlorener Punkt", sagte Klatt, wenngleich er relativiert: "Wir hatten in dieser Saison schon öfter am Ende das Quäntchen Glück auf unserer Seite und konnten meist mit einem Tor gewinnen, heute hat es uns mal erwischt." Gegen seinen früheren Verein bleibt sein aktueller zwar auch im achten Vergleich ungeschlagen, doch bei sechs Siegen war es erst das zweite Remis. Eines, das sich auch für Kreisläufer Patrick Gempp "eindeutig wie eine Niederlage" anfühlt.
Bemerkenswerte Moral
"Wir wollten diese Halle unbedingt mal nicht als Verlierer verlassen", bekundete Klatts ehemaliger Team- und heutiger TuS-Trainerkollege Michael Lerscht. "Daher freuen wir uns extrem über diesen Punkt." Der Wiederaufsteiger erzwang ihn mit bemerkenswerter Moral. "Dass meine Jungs bei minus drei so eine kämpferische Geschichte auf die Platte bringen - Respekt davor!"
Der DJK-Coach hätte sich von seinen Schützlingen gerade am Schluss "etwas mehr gewünscht": Bei 23:20 "muss ich erwarten, dass wir zielstrebiger agieren, die Würfe verwandeln und hinten noch aggressiver spielen". Im Abwehrzentrum hatte der Tabellensiebte zu viele Zweikämpfe verloren. "Wir waren teilweise zu inkonsequent", räumte Innenverteidiger Gempp ein.
Gempp checkt kurzzeitig nichts mehr
Dass der Koloss am Kreis in der zweiten Halbzeit noch mitwirkte und vier Tore erzielte, verdankte er dem Adrenalin in seinem Körper. In der 21. Minute nämlich hatte Gempp im Angriff einen Schlag gegen den Kopf bekommen und musste behandelt werden: "Ich hab erst mal nicht mehr so viel gecheckt." Der 23-Jährige lag am Boden und sah Sternchen. Die schmerzende linke Schläfe kühlte er dann auf der Bank. Nach dem 12:12 zur Pause machte er weiter.

Wie schon in der ersten Halbzeit narrte auch in der zweiten Ferndorfs agiler Mittelmann Julius Lindskog Andersson die DJK-Deckung mit seiner spritzigen Spielweise und seinen teils ansatzlosen Würfen. Erneut war der Schwede Toptorschütze des TuS. "Wir haben es nicht geschafft, ihn so in den Griff zu kriegen, wie wir uns das vorgestellt haben", haderte Klatt.
Nach Fasching war dem langjährigen Rheinländer nicht. "Aber ich lade dich zu einer Currywurst ein", sagte er versönlich zu Kumpel Lerscht. In Kreuztal ist die Currywurst das, was der Krapfen für Karneval ist: nicht wegzudenken.
Die Statistik des Spiels
Rimpar: Brustmann (1.- 60.), Wieser (n.e.) - Schömig 5, Böhm 1, Karle 1, Gempp 4, Schmidt 4/1, Kaufmann 4, Siegler, Schulz, Backs (n.e.), Brielmeier 2, Herth, Sauer 2.
Ferndorf: Durica (n.e.), Puhl (1.-60.), Hottengroth (n.e.) - Sario (n.e.), Faulenbach 3, Basic, F. Schneider, Michel 1/1, M. Wicklein 1, L. Michel, J. Schneider 4, Bornemann 2, Andersson 7/1, Koloper, Rink 5.
Spielfilm: 2:2 (7.), 4:2 (9.), 6:5 (16.), 8:5 (18.), 8:9 (22.), 10:9 (25.), 12:12 (Halbzeit), 14:12 (33.), 16:16 (41.), 18:16 (43.)., 20:20 (53.), 23:20 (57.), 23:23 (60.).
Siebenmeter: 1/1 : 1/1.
Zeitstrafen: 4:4.
Rot: Koloper (Ferndorf, 52., dritte Zeitstrafe).
Schiedsrichter: Fabian Friedel/Rick Herrmann (Aue/Zschorlau).
Zuschauer: 1526.