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Fußball: 3. Liga
Wie kommen die Kickers aus dem Loch?
Nach dem 0:2 gegen Braunschweig herrscht beim Würzburger Drittligisten Entsetzen über die schwache Leistung. Von Aufbruchstimmung ist keine Spur mehr.
Frust pur: Kickers-Akteur David Kopacz kauert nach seiner Gelb-Roten Karte im Spiel gegen Braunschweig auf der Treppe im Spielertunnel.
Foto: foto2press/Frank Scheuring | Frust pur: Kickers-Akteur David Kopacz kauert nach seiner Gelb-Roten Karte im Spiel gegen Braunschweig auf der Treppe im Spielertunnel.
Frank Kranewitter
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:58 Uhr

Das Flutlicht war schon lange aus. Um viertel vor Elf am Dienstagabend brannte im VIP-Zelt am Dallenberg aber noch das rot-schummrige Licht, obwohl die Besucher nach dem 0:2 der Würzburger Kickers gegen Eintracht Braunschweig längst alle gegangen waren. Trainer Danny Schwarz, Sportdirektor Sebastian Neumann und Vorstandsvorsitzender Christian Jäger saßen noch beisammen, wie von draußen gut zu sehen war. Themen dürfte es nach dieser Partie genug gegeben haben. Es herrschte Entsetzen - nicht über die Niederlage, sondern über die Leistung der Mannschaft, die mit dem Wort blutleer noch annähernd am besten beschrieben ist. "Nicht konkurrenzfähig" nannte Schwarz den Auftritt seines Teams.

Ein hartes, aber zutreffendes Urteil. Am Ende war es nur verwunderlich, dass Braunschweig Würzburgs Horror-Auftritt nicht mit noch mehr Gegentreffern als denen von Sebastian Müller (8.) und Lion Lauberbach (15.) bestrafte. "Saft- und kraftlos" fand Angreifer Marvin Pourié die Leistung und stellte mit Blick auf die Tabelle fußballtypisch deftig fest: "Wir stehen mit dem Arsch an der Wand. Da kann sich keiner verstecken. Es gibt nur noch den Weg nach vorne." Nun müsse die junge Würzburger Mannschaft schnell lernen. Das Durchschnittsalter der in dieser Saison bislang eingesetzten Akteure liegt bei 24,2 Jahren. Nur die U-23-Teams der Bundesligisten aus Freiburg und Dortmund sowie Aufsteiger Verl haben noch jüngere Kicker aufs Feld geschickt. Das mache die Situation nicht leichter, glaubt Pourié: "Es muss in alle Köpfe rein: Wir dürfen nicht absteigen. In der vergangenen Saison in Kaiserslautern standen trotz Corona 5000 Menschen vor dem Trainingsgelände und haben uns das klar gemacht."

Das ist in Würzburg etwas anders. Und es stellt sich die Frage, wie diese Mannschaft nun endlich aus dem tiefen Loch kommt. Noch vor wenigen Wochen schien Neu-Trainer Schwarz das Geheimrezept gefunden zu haben, machte sich nach den unaufhörlichen Leiden der vergangenen Zweitligasaison und der aktuellen Drittligaspielzeit eine zarte Aufbruchstimmung breit. Doch das empfindliche Pflänzlein Hoffnung ist am Dienstagabend wieder kaputt getreten worden.

An der Diagnose der Kickers-Schwächen hat sich kaum etwas geändert. Damit die Kickers überhaupt eine Chance haben können, ein Spiel zu gewinnen, muss die Defensive stehen. Das war diesmal schwierig, nachdem Ersatzkeeper Marc Richter kurzfristig den am Ellbogen verletzten Hendrik Bonmann ersetzen musste und Innenverteidiger Lars Dietz zwar ins Team zurückkehrte, aber wohl noch immer von einer Entzündung im Knie beeinträchtigt wird. "Das war nicht mein stärkstes Spiel", stellte er fest.

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Grundproblem bleibt freilich die mangelnde Offensivstärke. Ernsthaft in Gefahr konnten die Kickers den Braunschweiger Kasten überhaupt nicht bringen. Was auch an einer "Fehlpassquote, die seinesgleichen sucht" (Trainer Schwarz) lag. Dass die Kickers gar nicht erst in Abschlusspositionen kommen, zieht sich schon durch die ganze Saison. Kein anderes Team in der 3. Liga schießt so selten wie die Kickers aufs Tor. 149 Abschlüsse hatten die Kickers in 17 Spielen. Selbst der Tabellenletzte TSV Havelse, in dieser Statistik Vorletzter, hat 173 Mal in Richtung gegnerisches Tor geköpft oder geschossen. Zwölf Treffer sind die logisch mickrige Ausbeute der Kickers. Und nun fehlt am Samstag (14 Uhr) in Halle auch noch der wohl kreativste Kickers-Akteur David Kopacz gelb-rot-gesperrt.

Auch mit Goalgetter Pourié haben die Kickers noch keinen Weg gefunden, wie sie regelmäßig für Torgefahr sorgen können. Das Experiment mit Lokalmatador Maximilian Breunig in zentraler Mittelfeldrolle wirkte zumindest am Dienstag nicht erfolgsversprechend. Im Kader fehlt es an vielen Stellen. Was freilich auch eine Budgetfrage ist. Und so wird es am Dienstagabend beim Treffen im Schummerlicht des VIP-Zeltes auch darum gegangen sein, was noch möglich ist im Winter. Dass sich die Kickers auf dem Transfermarkt umschauen, dürfte klar sein. Alle Lücken werden sich nicht schließen lassen. Die Kickers müssen darauf vertrauen, dass Schwarz aus den vorhandenen Spielern das Maximum herauskitzelt. Am besten schon in den nächsten Wochen.

 
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