Pünktlich um zehn Uhr hatte Trainer Markus Zschiesche am Samstag, dem Tag nach dem ersten Auswärtssieg der Würzburger Kickers in der laufenden Saison in der Fußball-Regionalliga Bayern, zum Training gebeten. Während für die Spieler aus der freitäglichen Startelf, die am Aschaffenburger Schönbusch mit 2:0 obsiegt hatte, lockeres Laufen anstand, ging es für die anderen etwa mit Drei-gegen-drei-Übungsspielen weiter.
Gut geschlafen habe er, sagte Zschiesche später. Kein Wunder, hatte sein Team bei Viktoria Aschaffenburg doch einen wichtigen Dreier eingefahren. "Wir haben es richtig gut gemacht", resümierte der Kickers-Coach, den es auch freute, dass ein Standard zum 1:0 geführt hatte. "Das war genauso einstudiert", sagte hinterher Torschütze Moritz Hannemann, der nach der Ecke von Fabian Wessig und der Kopfballverlängerung von Ebrahim Farahnak die Führung besorgt hatte (45.). "Ehrlich gesagt stand ich einfach richtig und der Ball ist dann ins Tor abgeprallt."
Hannemann erneut der Mann fürs Führungstor
Es war bereits der dritte Liga-Treffer für den 1,88 Meter großen Mittelfeldmann in dieser Saison. "Es läuft grad ganz gut", sagte er. Jedes seiner Tore war eines, dass das Spiel in Richtung der Kickers vorentschied. Gegen Schwaben Augsburg schoss der Neuzugang, der vom SSV Ulm gekommen war, das 2:1, gegen Ansbach und nun gegen Aschaffenburg, übrigens jeweils kurz vor dem Halbzeitpfiff, das 1:0. "Wir wissen um seine Qualitäten, er ist ein wichtiger Spieler für uns", sagte Zschiesche, der den 26-Jährigen aber nicht extra herausheben wollte. "Wir haben es als Mannschaft geduldig und konzentriert gespielt und wenig einfache Fehler gemacht. Das bringt Sicherheit. Das war heute sehr, sehr gut."
Allerdings gilt es für die Kickers auch weiterhin, das eine oder andere zu verbessern, damit in den kommenden Spielen, wenn es gegen – mit Verlaub - wohl deutlich stärkere Gegner als die Viktoria gehen wird, weitere Erfolge eingefahren werden können. Auch wenn Zschiesche betonte, dass sich sein Team gegen sehr tief stehende Gastgeber zahlreiche Chancen herausgespielt habe, entsprach deren Anzahl nicht der, die mit der Menge an Ballbesitz, die die Kickers hatten, hätte herausspringen können. Ja, fast schon müssen.
Wir können aber auch immer das Haar in der Suppe suchen
Und dann gab es da noch eine spezielle Szene, als die Würzburger in der Schlussphase nach einer Ecke für die Viktoria, bei der auch deren Torhüter Max Grün an den Kickers-Strafraum geeilt war, den Ball eroberten und auf das leere Aschaffenburger Tor zuliefen. Doch anstatt die Kugel zum 2:0 ins Tor zu schießen, und damit endgültig den Deckel auf die Partie zu machen, spielten sie noch einen Pass – ins Abseits. Es war die beste von mehreren guten Möglichkeiten zum zweiten Treffer. "Da müssen wir einfach erwachsener und konsequenter sein", sagte Zschiesche und schob nach: "Wir können aber auch immer das Haar in der Suppe suchen."
Könnte man. Braucht man aber nicht. Jedenfalls nicht nach diesem Spiel. Denn es galt schließlich zu liefern, nach der 1:4-Heimniederlage gegen Bayern München II dem Druck standzuhalten, eine Reaktion zu zeigen. Und vor allem zu gewinnen. Und genau das alles haben die Kickers getan. Und zwar in ansehnlicher Manier.
Positiv kann zudem vermerkt werden, dass die Rothosen geduldig agiert haben. Und defensiv, auf schlechtem Geläuf gegen völlig defensive Gastgeber, so gut wie keinen Schuss aufs Tor von Johann Hipper zugelassen und wieder mal "zu Null" gespielt haben. Und dass sie von der Bank durchaus Impulse kommen können. Maximilian Dieter Fesser etwa sorgte nach seiner Einwechslung für frischen Wind auf der rechten Seite. Und Alem Japaur bewies Sekunden vor dem Abpfiff mit seinem 2:0 erneut seinen Torinstinkt.
Am Dienstag kommt Ingolstadt zum Toto-Pokal-Achtelfinale
Allerdings: An der Effektivität zu arbeiten, kann kein Fehler sein. Benjamin Girth, Enes Küc oder Benyas Junge-Aboil etwa ließen gute Möglichkeiten aus. "Wir haben nach der Pause drei, vier gute Chancen und müssen natürlich früher das 2:0 machen. Aber es ist einfach schwer, gegen so tief stehende Mannschaften zu spielen, die im Strafraum mit acht Leuten stehen", sagte Zschiesche. "Man muss sich den Gegner zurechtlegen, auch wenn wir uns deutlich öfter belohnen müssen", befand auch Torschütze Hannemann. Die nächste Chance dazu bietet sich bereits am Dienstag, 3. September, wenn es in der Akon-Arena im Toto-Pokal-Achtelfinale (18.30 Uhr) zu einer Neuauflage des Finales aus der vergangenen Saison mit dem Drittligisten FC Ingolstadt kommt.