Der Kontrast hätte viel größer nicht sein können. Am vergangenen Freitag verloren die Würzburger Kickers in der Dritten Liga mit 0:3 in Magdeburg vor einer Kulisse, wie sie es so lautstark im deutschen Fußball nicht allzu oft gibt. Beim Würzburger 4:1-Viertelfinal-Erfolg im Toto-Pokal-Wettbewerb waren es nicht einmal 300 Zuschauer an einem nasskalten Abend im Münchner Vorort Heimstetten. Es mutete an wie eine Pflichtaufgabe. Die Art und Weise, wie die Würzburger die Hürde übersprangen, wollte Trainer Michael Schiele aber keineswegs als Selbstverständlichkeit abtun: "Man muss erst einmal so souverän gegen einen Regionalligisten, der zuvor dreimal in Folge gewonnen hatte, auftreten", sagte Schiele: "Ich bin zufrieden. Das war hochseriös."
Halbfinale im Frühjahr 2020
Im Pokal-Wettbewerb geht es erst im kommenden Jahr mit dem Halbfinale weiter. Dass sich die Kickers für den DFB-Pokal-Wettbewerb über die Liga qualifizieren, dürfte recht unwahrscheinlich bleiben. Nur die vier Erstplatzierten der Dritten Liga sind sicher dabei. Wenn die Würzburger also wieder dabei sein wollen beim auch finanziell lukrativen Wettbewerb, müssen sie also wohl ihren Titel als bayerischer Pokal-Gewinner verteidigen.
Derzeit ist das aber Zukunftsmusik. Auch Doppeltorschütze Luke Hemmerich dachte nach der Partie im Heimstettener Sportheim erst einmal an die nächste Liga-Aufgabe. "Am Montag hauen wir jetzt 1860 weg", sagte er. Ein Sieg im zweiten unterfränkisch-oberbayerichen Vergleich binnen einer Woche wäre für die Rothosen wichtig, denn durch Meppens Sieg im Nachholspiel in Duisburg am Mittwochabend ist das Tabellenbild für die Kickers noch etwas beunruhigender geworden, ist doch Schieles Team dadurch auf Platz 15 abgerutscht.
Was also können Schiele und Co. an Erkenntnissen aus dem Pokalspiel mitnehmen? Allzu viele Experimente hatte der Kickers-Coach nicht unternommen. Drei Veränderungen gab es im Vergleich zum Magdeburg-Spiel in der Startelf: Mit Dominik Widemann schickte der Coach diesmal einen zweiten Stürmer aufs Feld. Dafür blieb mit Patrick Sontheimer ein zentraler Mittelfeld-Mann draußen. "Er hat sehr gut gearbeitet", lobte Schiele Widemann hernach. Viel Torgefahr konnte der Ex-Unterhachinger aber nicht ausstrahlen.
Hemmerichs Doppelpack
Rechtsverteidiger Hemmerich war indes so etwas wie der Gewinner der Partie. Beim Pokal-Achtelfinale in Aubstadt (3:1) hatte noch Frank Ronstadt mit zwei Torvorlagen geglänzt. Danach war Ronstadt in den letzten drei Drittliga-Partien gesetzt, und Hemmerich saß draußen. Nun folgte also Hemmerichs Antwort im Kampf um den Stammplatz. Er brachte die Kickers mit seinen beiden Toren früh auf die Siegerstraße. Ein Beweis mehr, dass Hemmerich im Offensivspiel über besondere Fähigkeiten verfügt. "Sehr wichtig" seien diese Treffer für ihn gewesen: "Ich bin froh, dass ich der Mannschaft helfen konnte." Probleme hatte Hemmerich bei seinen Drittliga-Auftritten freilich vor allem am und im eigenen Strafraum. Und da waren die Kickers in Heimstetten nie gefordert.
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Gleichwohl stand der letzte Mann im Kickers-Team unter ganz besonderer Beobachtung. Keeper Vincent Müller hatte - wie in den vorangegangenen Toto-Pokal-Runden auch - eine Bewährungschance erhalten. Anders als nach den letzten Pokal-Auftritten kann sich der im Sommer aus der U-19-Mannschaft des 1. FC Köln nach Würzburg gewechselte Müller aber Hoffnungen machen, auch in der folgenden Liga-Partie den Kasten zu hüten. Nach 27 Gegentoren an den ersten zehn Drittliga-Spieltagen ist Eric Verstappen nicht mehr die unbestrittene Nummer eins, die er einmal war. Und Müller? Der agierte weitgehend sicher, zeigte auch, dass er speziell im Spiel mit dem Fuß Vorteile gegenüber seinem direkten Kontrahenten hat. Aber die Null stand auch bei ihm nicht. Ein ziemlich unglückliches Eigentor von Kapitän Sebastian Schuppan kurz vor Schluss war dafür verantwortlich, dass die Weste der Kickers auch im 14. Pflichtspiel der Saison nicht sauber blieb. "Ich glaube nicht, dass der Ball drin war", sagte Trainer Schiele. Müller hatte noch versucht, den Ball von der Linie zu kratzen.
Ob nun drin oder nicht: Dieses Gegentor spielte bei der Gesamtbetrachtung der Partie für Schiele eine untergeordnete Rolle: "Wir haben es versäumt, sieben oder acht Treffer zu erzielen", sagte er. Tatsächlich waren durchaus Gelegenheiten da, in der zweiten Halbzeit noch mehr Tore als die von Schuppan und Pfeiffer zu erzielen. Wie Schiele das Aufstellungspuzzle vor dem Heimspiel am Montagabend (19 Uhr) gegen die Münchner Löwen zusammensetzt, dürfte angesichts dieser Umstände interessant werden.