Die Kulisse ist neu: Statt lediglich mit Badehose vor einem blühenden Baum posierend auf dem Freigelände oder in Teamkleidung und kurzer Trainingshose am Beckenrand im Wolfgang-Adami-Bad stehend, setzten sich die Wasserballer des SV Würzburg 05 für ihr Mannschaftsfoto der Saison 2023/24 in Kapuzenpulli und Jeans auf die Treppe am Alten Hafen.
Dieser Tapetenwechsel geht einher mit einem großen personellen Umbruch bei den Nullfünfern. Vieles ist bei ihnen neu, eben nicht nur das Motiv auf dem Foto: Matthias Försch folgte auf Jochen Fritz als Abteilungsleiter, George Mihalache beerbte Raúl de la Peña als Trainer und auch im Kader sind viele Gesichter neu. Gleich geblieben ist die Liga.
Trainer wechselt nach Ludwigsburg, acht Spieler verlassen den Klub
Die Würzburger Wasserballer treten aufgrund ihrer Vorjahresplatzierung in Gruppe B der zweigeteilten, höchsten nationalen Spielklasse an. Beide Gruppen – A (mit den besten acht Mannschaften der vergangenen Saison) und B (mit den folgenden sechs und zwei Aufsteigern) – bilden zusammen die Bundesliga, weil sie während der Saison durchlässig sind und somit theoretisch auch ein Team der B-Gruppe Meister werden könnte.
Praktisch ist das in den vergangenen 45 Jahren – nach der letzten der insgesamt fünf Meisterschaften des SV 05 – aber nur vier Mannschaften gelungen, wobei sich Waspo Hannover in der jüngsten Zeit mit dem 38-fachen Meister Spandau 04 zumindest mal einen Zweikampf liefert.
Mit dem SV Ludwigsburg 08 trainiert Raúl de la Peña seit dieser Saison auch eine der ambitionierteren Mannschaften in Gruppe A. Der ehemalige Weltklasse-Wasserballer war im September 2021 als Trainer nach Würzburg zurückgekommen und für zwei Jahre geblieben. "Wir hätten ihn gerne gehalten", sagt Iñaki Urkiaga, macht aber keinen Hehl daraus, was den Ausschlag für den 57-Jährigen zum Wechseln gab: "Raúl hat dort ein Angebot bekommen, bei dem wir nicht mithalten konnten."
Mit de la Peña ging Robert Seifert nach Ludwigsburg. Ihre Wasserballer-Karriere beendet haben Christian Saggau, Michael Hanft und Luka Vuckovic. Und Marc Weber, Neil Arnett, Gabor Kiss und Elijah Neesham haben den Verein nach einer Saison wieder verlassen. In der Summe acht Akteure – bei einer Wasserball-Mannschaft mit maximal 13 Spielern ist es mehr als die Hälfte.
Mehr Potenzial und vier Linkshänder im Kader der Würzburger Wasserballer
Was von den Verantwortlichen einen Kraftakt einforderte, um den Kader wieder aufzufüllen. "Wir haben prinzipiell ein ähnliches Niveau wie in der vergangenen Saison, aber viel mehr Potenzial. Und wir haben statt null jetzt vier Linkshänder", sagt Urkiaga. Während vor allem ältere und erfahrene Spieler den Klub verließen, rückten junge und talentierte nach.
Andrija Fotak, Nnamdi Gamisch, Erik Ivlev und Paul Eidenmüller stiegen aus dem eigenen Nachwuchs, Tuna Kara aus der zweiten Mannschaft auf. Zsombor Lendvai, Szilviusz Tapasztó und Máté Drávucz, drei Ungarn, sowie Cayden Down aus Großbritannien schlossen sich dem Klub an. Mit einem Zweispielrecht können Constantin Möller, Michail Wolgin (beide Fulda) und Daniel Vasilev (Nürnberg) auch für den SV 05 antreten. Keiner der zwölf Neuen ist älter als 22 Jahre.
Doch nicht nur ein Gros der Mannschaft, sondern auch ihr Trainer ist neu. Der Rumäne George Mihalache war zuletzt beim SC Neustadt tätig. Der 41-Jährige durchlief alle Jugend-Mannschaften beim rumänischen Topklub Steaua Bukarest, spielte in der ersten rumänischen Liga, am längsten beim SV Sportul Studentesc in Bukarest. Nach seiner aktiven Zeit coachte er über zehn Jahre die Wasserballer von Corona Brasov. Seit 2020 lebt und arbeitet der Familienvater in Deutschland.
"Er ist der richtige Mann, um dieses große Potenzial zu heben", sagt Urkiaga. "Er nimmt uns im Training richtig hart an, fordert viel, körperlich und geistig." Für das Saisonziel sei es aber "schwierig, eine Platzierung festzulegen", weil man nicht wisse, wie sich die anderen Mannschaften über den Sommer verändert hätten. Doch wollen die Nullfünfer "nichts mit dem Abstieg zu tun haben" und unter den vier besten Teams ihrer Gruppe landen.
Sieben Heimspiele in Folge zwischen Anfang November und Mitte Februar
Denn auch der in den vergangenen Jahren oft veränderte Modus ist gleich geblieben. Nachdem innerhalb der Gruppe jeder gegen jeden gespielt hat, können sich der Erste und Zweite aus Gruppe B in einer Zwischenrunde gegen den Siebten und Achten aus Gruppe A für die Play-offs um die Meisterschaft qualifizieren. Die Teams auf den Plätzen drei bis acht in Gruppe B ringen mit den beiden Verlierern der Zwischenrunde in einer Play-down-Runde um den Klassenerhalt, wobei der Dritte und Vierte als besser platzierte Teams in der ersten Runde (Best-of-three) ein Heimspiel mehr haben.
Die Saison beginnt für die Würzburger an diesem Samstag, 28. Oktober, auswärts beim SVV Plauen (19 Uhr). Danach folgen im Spielplan sieben Heimspiele in Folge von Anfang November bis Mitte Februar sowie noch sechs weitere Auswärtsspiele bis zum Rundenende im April. Nach Platz fünf in der vergangenen Saison wollen sie sich – wie auf der Treppe am Alten Hafen – ein paar Stufen weiter oben platzieren, um dort nicht ins Wasser zu fallen.