Fußballer vom Typ eines Tobias Riedner darf es mehr geben: Der 35-Jährige zeigt klare Kante, nimmt kein Blatt vor den Mund und bleibt sich und seinen Vereinen in der Regel treu. Auf dem Platz wird Riedner künftig nicht mehr zu sehen sein: "Ich mache nun einen Schnitt und beende meine Karriere", sagt der zweifache Vater im Gespräch mit dieser Redaktion.
Seit 2014 war er für den Fußball-Landesligisten TG Höchberg aufgelaufen. Seine letzte Partie liegt aber inzwischen schon lange zurück. Im Oktober 2019 hatte sich Riedner in seinem Knie so ziemlich alles gerissen, was man sich da reißen kann: Kreuzband, Meniskus, Innenband. "Es ist ohne Fremdeinwirkung passiert. Ich habe bei uns am Waldsportplatz vor lauter Schmerzen so ziemlich alles zusammengeschrien", erinnert sich Riedner ungern daran.
Statistiken sprechen für den einstigen Stürmer, der erst in den vergangenen Jahren von ganz vorne nach hinten in die Defensive gerückt ist. 218 Spiele hat der gebürtige Margetshöchheimer für den Würzburger FV, die Würzburger Kickers und die TG Höchberg in der Landes- oder Bayernliga absolviert – und dabei immerhin 91 Treffer erzielt.
Nach einer so langen Pause fehlt die Motivation
"Der Fußball gehört zu meinem Leben. Deshalb ist es schade, dass die aktive Zeit nun so zu Ende gehen muss", sagt Riedner, der zugleich auch als Co-Trainer von Thomas Kaiser aufhört. "Die Entscheidung ist in den vergangenen Wochen und Monaten gereift. Ich kann mich nach einer solch langen Pause nicht mehr motivieren, noch einmal anzugreifen."
Die mehr als ein Jahr anhaltende Hängepartie um eine Saisonfortsetzung hat ihr Übriges getan. Riedner war ein früher Kritiker der Verbandsentscheidung, die Runde nicht schon im vergangenen Jahr abzubrechen: "Ich hätte es genauso gemacht wie bei den Junioren. Gleich ein Ende und den Start einer neuen Halbserie mit der Option auf Verlängerung. Dann wäre man am flexibelsten gewesen und hätte nicht so lange zwanghaft an der Saison festhalten müssen."
So eckig der Spielbetrieb durch die coronabedingten Einschnitte geworden ist, so rund lief es für Riedner in seinen besten Jahren. Gemessen an der Anzahl der Tore war 2009/10 seine erfolgreichste Saison. Nachdem er nach zwei Jahren bei den Würzburger Kickers zum Würzburger FV zurückkehrt war, verhalf er dem Verein mit 26 Toren zur Meisterschaft in der Landesliga – vor dem FC Schweinfurt 05, der TG Höchberg und jenen Kickers.
Per Elfmeter die Kickers aus dem Pokal geworfen
In der folgenden Saison belegte er mit den Blauen den fünften Platz in der damals noch eingleisigen Bayernliga. Kurz darauf verpasste er mit den Zellerauern, anders als die Kickers, ganz knapp die Qualifikation für die neue Regionalliga Bayern.
Dafür erlebte er 2012 am Tag der deutschen Einheit noch einen weiteren Karrierehöhepunkt: Der Verein warf die eine Klasse höher spielenden Kickers im Achtelfinale aus dem landesweiten Toto-Pokal. Die Entscheidung fiel vor 3000 Zuschauern an der Mainaustraße im Elfmeterschießen. Den entscheidenden Strafstoß verwandelte: Tobias Riedner. "Die Derbys waren immer ganz besonders", bekommt er davon noch heute eine Gänsehaut.
Nach jener Saison legte der Wirtschaftsinformatiker beruflich bedingt bereits eine Pause ein. "Ich war viel unterwegs. Das wäre mit Fußball auf diesem Niveau nicht mehr vereinbar gewesen", erklärt er rückblickend. Doch ein gutes Jahr später fand Riedner eine Festanstellung in Würzburg und kehrte 2014 in Höchberg auf den Platz zurück. Dort wurde er mit seiner frisch gegründeten Familie auch am Hexenbruch heimisch und wohnt nur einen Steinwurf entfernt von der Familie seines Schwagers Andreas Kirchner, der als aktiver Fußballer die gleichen Stationen hatte.
Riedner kann sich vorstellen, Trainer zu sein
In der Saison 2014/15 erzielte Riedner für die Turngemeinde noch einmal 24 Tore bei 29 Einsätzen, danach zog es ihn immer mehr nach hinten. Nun wechselt er sich selbst aus. Ganz die Füße vom Fußball lassen kann der 35-Jährige, der sich mit der Würzburger Hochschulmannschaft für die Europameisterschaft qualifizieren konnte, aber nicht.
Er betreut weiterhin die Höchberger Knirpse, bei denen inzwischen auch sein älterer Sohn kickt. Trainer zu sein, auch das könne er sich über kurz oder lang vorstellen. "Es hat mir immer Spaß gemacht, mein Wissen an junge Spieler weiterzugeben. Mal sehen, was die Zukunft so bringt", lässt Riedner offen, in welche Richtung es für ihn gehen wird.