Patrick Breitkreuz heißt also der neue Hoffnungsträger. Am Tag nach dem 0:2 der Kickers gegen den ambitionierten Aufsteiger KFC Uerdingen stand der 26-jährige Mittelstürmer bereits mit den Würzburger Drittliga-Fußballern auf dem Trainingsplatz. Kurz darauf verbreitete der Klub die Nachricht von der Neuverpflichtung. In der Pressemitteilung der Rothosen wird Breitkreuz' Werdegang ausführlich geschildert, seine Vergangenheit in der Jugend von Hertha BSC zum Beispiel oder die Drittliga-Engagements bei Holstein Kiel, Energie Cottbus und zuletzt beim SV Wehen Wiesbaden. 129 Partien hat er in der Dritten Liga bestritten, ein stolzer Wert. Nur der derzeit verletzte Verteidiger Maximilian Ahlschwede hat im Kickers-Kader mehr Partien in dieser Spielklasse absolviert. Was die Kickers in ihrer Mitteilung nicht erwähnen, ist die Zahl der Drittliga-Tore, die Breitkreuz bislang erzielt hat: 18. In der Vorsaison waren es bei 24 Einsätzen, darunter vier Spiele über die volle Distanz, drei. Der Ruf eines Torjägers eilt ihm also nicht voraus. Aber vielleicht legt Breitkreuz, der für die neue Saison noch keinen Verein hatte, also ablösefrei war und am Dallenberg einen Vertrag bis 2020 unterschrieben hat, ja erst in Würzburg so richtig los mit dem Toreschießen.
Fanstimmen zum 0:2 gegen Uerdingen
Daran, so empfand es nicht nur Kickers-Mittelfeldmann Fabio Kaufmann nach der Niederlage gegen Uerdingen, mangelt es nämlich bei den Kickers: „Wir müssen uns endlich einmal für den Aufwand, den wir betreiben, belohnen.“ Tatsächlich springt bei all dem Gerenne, Gewühle und bisweilen gefälligem Passspiel der Kickers viel zu wenig heraus. Das äußert sich nach 180 Saison-Minuten mit nur einem Treffer nicht nur in der Torbilanz. Uerdingens Torhüter René Vollath musste sich am Samstag noch nicht einmal richtig strecken, um einen Schuss abzuwehren. Das Angriffsspiel der Rothosen war, mit einem Wort zusammengefasst, harmlos.
Unzureichendes Abwehrverhalten
Dass auf der anderen Seite des Spielfelds das Würzburger Abwehrverhalten – wie schon beim 1:2 in Osnabrück – in den entscheidenden Momenten schlicht und ergreifend unzureichend war, macht die Sache für Trainer Michael Schiele richtig schwierig. „Bei zwei oder auch drei der vier Gegentore in dieser Saison befanden wir uns im kollektiven Tiefschlaf“, stellte der Coach fest. Die Uerdinger Treffer durch Ali Ibrahimaj (48.) und Oguzhan Kefkir (74.) waren mit unübersehbarer Klasse vorbereitet und vollendet, aber eben auch vermeidbar. Dass es bei der derzeitigen Sommerhitze schwer sein würde, einem Rückstand hinterherzulaufen, war ohnehin klar. Die Saison-Heimpremiere wurde zu einem frustrierenden Erlebnis.
Die Kickers in der Einzelkritik: Die Noten der Roten
Nach zwei Partien zeigt die Tabelle ein zwar noch wenig aussagekräftiges, aber trotzdem aus Kickers-Perspektive ziemlich unschönes Bild. Würzburg liegt punkt- und torgleich mit Halle ganz hinten, auf dem letzten Platz, dort wo die Rothosen zuletzt zu Beginn von Schieles Amtszeit im Oktober 2017 standen. Nimmt man die Vorbereitungsspiele hinzu, haben die Kickers fünfmal in Serie verloren. Dabei ging es gewiss auch gegen gut besetzte Gegner, und auch die Uerdinger haben, das wurde am Samstag deutlich, das Potenzial ganz vorne in Liga drei anzugreifen. Wirklich alarmierend ist aber, dass sich bei allen fünf Niederlagen die gleichen Symptome zeigten: hinten immer für ein Gegentor gut und vorne nur selten richtig gefährlich. Und noch ein Umstand war auffallend: Hernach klagten die Kickers über die vielen Fouls des Gegners. Dabei hatte man im Vorfeld gemutmaßt, die prominent besetzten Uerdinger könnten Probleme haben, sich an die raue Gangart in der Dritten Liga zu gewöhnen.
Grundsätzliches will Schiele nicht infrage stellen, nicht nach zwei Spielen. Allzu harsche Kritik hält der Trainer für unangebracht. Aber der 40-Jährige merkt auch, dass es holpert. Von der Bank kommt derzeit nur wenig Druck auf das Stammteam. Acht bis neun Plätze scheinen fix vergeben. Das freilich soll sich nicht nur durch die Breitkreuz-Verpflichtung ändern. Mit dem angedachten zentralen Defensivmann Daniel Hägele, den Mittelfeld-Spielern Enes Küc und Ahlschwede fehlen gleich drei Akteure, die das Niveau der Mannschaft heben können, durch Verletzungen. Ihre Rückkehr wird immer sehnsüchtiger erwartet.
Besser als im Vorjahr wollten die Kickers in die Saison hineinfinden, hieß es vor dem Start. Vor einem Jahr hatten die Rothosen nach den ersten beiden Liga-Spielen unter Ex-Coach Stephan Schmidt zwei Zähler auf dem Konto. Diesmal ist es keiner. Ein bisschen Geduld solle man doch bitte noch haben, sagt Schiele: „Wir sind noch im Aufbau, wir brauchen noch ein bisschen Zeit. Schauen wir einmal, wie es in zwei Wochen ausschaut.“
Kickers TV: Die Stimmen im Video
Die Statistik des Spiels
Fußball, Dritte Liga
Würzburger Kickers – KFC Uerdingen 0:2 (0:0)
Würzburg: Drewes – Hajtic, Syhre, Schuppan – Göbel, Gnaase (82. Bachmann), K. Wagner (59. Skarlatidis) – Kaufmann, Mast – Ademi (77. Ünlücifci), Baumann. Uerdingen: Vollath – Großkreutz, Schorch, Erb, Dorda – Öztürk, Krempicki, Konrad – Aigner (66. Dörfler), Beister (75. Holldack), Ibrahimaj (55. Kefkir). Schiedsrichter: Jöllenbeck (Freiberg am Neckar). Zuschauer: 4835. Tore: 0:1 Ibrahimaj (48.), 0:2 Kefkir (78.). Gelb: Gnaase (1), Skarlatidis (1) / Öztürk (1), Erb (1), Dorda (1), Großkreutz (1), Dörfler (1).
Dort wo jetzt die Residenz steht gehört es hin.