Zweites Spiel, zweite Niederlage – so haben sich die Würzburger Kickers den Start in die neue Fußball-Drittliga-Saison gewiss nicht vorgestellt. Eine Woche nach dem 1:2 in Osnabrück setzte es im ersten Heimspiel der neuen Spielzeit ein 0:2 gegen den ambitionierten und im Sommer mit Ex-Bundesliga-Akteuren verstärkten Aufsteiger KFC Uerdingen. In der noch kaum aussagekräftigen Tabelle sind die Rothosen somit erst einmal ans Ende abgerutscht. Zum jetzigen Zeitpunkt der Saison noch kein Beinbruch. Aber schön schaut das eben auch nicht aus.
Dass es ein heißer Nachmittag am Dallenberg werden würde, das war, schon nach der Wettervorhersage, zu erwarten gewesen. Tauschen mochte von den über 4800 Besuchern wohl keiner mit den 22 Akteuren, die bei über 34 Grad im Schatten auf dem sonnenbeschienenen Spielfeld ihrer Fußballarbeit nachgingen. „Dafür war es ein richtig gutes Drittliga-Spiel“, fand Gäste-Trainer Stephan Krämer. Mit einem Sieg im Rücken lässt sich so ein positives Urteil schon leichter fällen.
Stolze Heimserie der Vorsaison ist Vergangenheit
Für den Würzburger Teil des Publikums war das Auftreten seines Teams, der unübersehbaren Qualität des Gegners zum Trotz, in weiten Teilen ernüchternd. Die stolze Heimserie aus der Vorsaison ist nun auch Vergangenheit. Seit dem 0:5 gegen Wehen-Wiesbaden am 21. Oktober 2017, dem ersten Auftritt am Dallenberg unter Michael Schieles Verantwortung, hatten die Rothosen bei zwölf Auftritten nicht mehr im eigenen Stadion verloren – bis Uerdingen kam.
Es war ja nicht so, dass man dem Würzburger Team, was den Willen und den Einsatz angeht, einen Vorwurf machen könnte. Die Rothosen haben sich an diesem Samstag wirklich bemüht. Am Ende fehlte aber in den entscheidenden Augenblicken der Partie, ein Tick Kaltschnäuzigkeit, eine Portion Cleverness und auch ein Gutteil Zielstrebigkeit. Oder schlichtweg, wie es Kapitän Sebastian Schuppan schon nach der Niederlage in Osnabrück klipp und klar formuliert hatte, „der Killerinstinkt“
„Wir müssen uns endlich einmal für unseren Aufwand belohnen“, sagte Fabio Kaufmann. Der offensive Mittelfeldmann war noch einer der besseren Würzburger gewesen. „Ich will keine Schiedsrichterschelte betreiben, aber es fiel schon auf, dass wir immer dann, wenn wir uns mal etwas Raum verschafft hatten, durch ein Foul gestört wurden“, so Kaufmann. Das stimmt. Aber vielleicht gehört eben das auch zur Abgezocktheit einer Mannschaft wie Uerdingen, die nach ihrer Auftaktniederlage gegen Unterhaching in Würzburg zeigte, dass sie mit all ihrer Klasse durchaus eine gute Rolle in dieser so stark besetzten Dritten Liga spielen kann.
Und die Kickers? Die konnten die Zweifel, ob im Kader vorne wie hinten womöglich noch ein richtig starker Spieler fehlt, nicht zerstreuen. Die Kickers suchten vor dem gegnerischen Tor schon den Abschluss. Aber wirklich gefährlich für den Uerdinger Kasten war eigentlich nur ein Versuch von Patrick Göbel, der von Orhan Ademi bedient aus knapp 16 Metern freie Schussbahn hatte, aber keinen Druck hinter den Ball bekam (43.). Die zweitbeste Gelegenheit war dann schon ein Schuss des eingewechselten Onur Unlücifci in der Nachspielzeit knapp neben das Tor.
Und hinten? Da verhinderten die Kickers zumindest eine Halbzeit lang, dass sich die spielerisch begabten Gäste Großchancen erspielten. Bei den fein anzuschauenden Gegentreffern wirkte die Würzburger Hintermannschaft, die Schiele nach der Niederlage in Osnabrück umgestellt hatte, aber nicht eben sattelfest.
Ibrahim Hajtic, der für Janik Bachmann in die Startelf gerückt war, hob bei einem feinen Pass des starken Maximilian Beister nur die Hand, um auf Abseits zu reklamieren. Das war es aber nicht. Torschütze Ali Ibrahimaj schienen Hajtic und seine beiden Abwehrkollegen Anthony Syhre, der diesmal den zentralen Posten in der Dreierkette übernahm, und Sebastian Schuppan gar nicht auf dem Radar gehabt zu haben. Die Folge: das 0:1 (48.).
Schiele will "Finger in die Wunde legen"
„Bei einer solchen Hitze ist es natürlich auch schwer, einem Rückstand hinterher zu laufen“, zeigte Gäste-Trainer Krämer später Verständnis für den Würzburger Auftritt in der zweiten Hälfte. Dass Patrick Göbel beim allerdings auch traumhaft erzielten Uerdinger 2:0 durch einen Volleyschuss von Oguzhan Kefkir (76.) neben dem Torschützen mit Sicherheitsabstand Spalier lief, dürfte Kickers-Coach Schiele indes weniger verständnisvoll gesehen haben. „Bei unseren bislang vier Gegentoren in dieser Saison waren wir bei zwei oder sogar drei im kollektiven Tiefschlaf“, stellte er fest. Nicht nur der oft thematisierte Sturm auch die Abwehr scheint eine Baustelle zu sein. „Wir sollten jetzt den Finger in die Wunde legen, aber nicht in Aktionismus zu verfallen“, so Schiele bei der Pressekonferenz nach dem Spiel. Man will sich bei der Suche nach möglichen weiteren Verstärkungen nicht drängen lassen.
Am Dienstag beim VfR Aalen
Die nächste Chance es besser zu machen, gibt es schon am Dienstag. Da treffen die Rothosen auf jenen Verein, bei dem der Kickers-Trainer einst selbst als Spieler agierte und bei dem er als Assistent von Ralph Hasenhüttl und Stefan Ruthenbeck erste Erfahrungen im Trainergeschäft sammelte. „Ich bin froh, dass es so schnell weitergeht, denn dann müssen wir uns nicht lange mit der Niederlage befassen, sondern können sie morgen abhaken“, so Kickers-Akteur Dennis Mast mit Blick auf das Gastspiel auf der Ostalb beim VfR Aalen.
Würzburg: Drewes – Hajtic, Syhre, Schuppan – Göbel, Gnaase (81. Bachmann), Wagner (58. Skarlatidis) – Kaufmann, Mast – Ademi (75. Ünlücifci), Baumann.
Uerdingen: Vollath – Großkreutz, Schorch, Erb, Dorda – Konrad, Öztürk – Aigner (66. Dörfler), Krempicki, Ibrahimaj (55. Kefkir) – Beister (75. Holldack).
Tore: 0:1 Ibrahimaj (48), 0:2 Kefkir (76.).
Gelb: Gnaase , Skarlatidis – Öztürk, Erb, Dorda, Großkreutz.
Schiedsrichter: Jöllenbeck (Müllheim).
Zuschauer: 4.835.
Hauptsache nunner geht's!
den Anfängen ! "