
Die Zeit der Geisterspiele in der Fußball-Bundesliga und den anderen großen Profiligen ist vorerst vorüber. Die Länder einigten sich am Dienstag in einer Videoschalte auf eine flächendeckende Fan-Rückkehr in die Fußballstadien und Sporthallen. In einer sechswöchigen Testphase ist zunächst eine Auslastung von maximal 20 Prozent der jeweiligen Kapazität erlaubt. Ende Oktober soll die Lage neu bewertet werden. „Es soll eine Art Experiment werden, ein Probestart“, kündigte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) an.
In Würzburg fällt dieses Experiment aber vorerst aus. Fußball-Zweitligist Würzburger Kickers wird auch beim Liga-Auftakt am Samstag (13 Uhr) gegen den FC Erzgebirge Aue vor leeren Rängen spielen müssen. Der Grund: das Infektionsgeschehen in der unterfränkischen Hauptstadt. Maßgeblich dafür sind die Zahlen des Robert-Koch-Instituts. Liegt die Sieben-Tages-Inzidenz pro 100 000 Einwohner am Austragungsort größer gleich 35 und ist das Infektionsgeschehen nicht klar eingrenzbar, erfolgt in der Regel keine Freigabe für die Fans. In Würzburg lag dieser Wert am Dienstag bei 64,9. Auch wenn dieser noch bis zum Wochenende sinken sollte, bleiben am Samstag die Stadiontore am Dallenberg geschlossen.
Entscheidend ist nämlich nicht der tagesaktuelle Wert, sondern bei Wochenendpartien die Zahl vom vorangegangenen Montag. Die Klubs sollen somit Planungssicherheit erhalten. „Es steht außer Frage, dass die Gesundheit an erster und vorderster Stelle steht“, erklärt der Klub dazu auf seiner Internetseite: „Der FWK ist auf alle weiteren Entwicklungen vorbereitet und hofft – nicht nur betreffend einer Zuschauerzulassung in der Flyeralarm Arena –, dass sich die Lage in und um Würzburg wieder entspannt. Sollten beim nächsten Heimspiel gegen die SpVgg Greuther Fürth am 4. Oktober wieder Besucher in Würzburg zugelassen sein, dürften wohl rund 2600 Zuschauer ins Stadion am Dallenberg.
Andernorts steht nun einem stimmungsvollen Saisonauftakt in der Fußball-Bundesliga nichts mehr im Wege. Allerdings ist offen, ob alle Vereine die Freigabe wegen der Kurzfristigkeit noch umsetzen können. Am Freitagabend eröffnet Rekord-Champion Bayern München gegen den FC Schalke 04 die Spielzeit. Vier Klubs hatten bereits zuvor von den zuständigen Gesundheitsämtern grünes Licht für einen Saisonstart vor Zuschauern erhalten. Für die Partien Werder Bremen gegen Hertha BSC und RB Leipzig gegen FSV Mainz 05 wurden jeweils 8500 Besucher zugelassen – in beiden Fällen entspricht das rund 20 Prozent des Stadion-Fassungsvermögens. Eintracht Frankfurt darf gegen Arminia Bielefeld von 6500 Fans unterstützt werden, Union Berlin erhielt für die Partie gegen den FC Augsburg die Freigabe für 5000 Personen.
Der Druck war weiter gestiegen Bislang war eine bundeseinheitliche Regelung bei der Fan-Rückkehr in die Stadien erst im Laufe des Oktobers erwartet worden. Die Ministerpräsidenten der Länder hatten nach ihrer Schalte mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die eine Einigung erzielen sollte. Doch der Druck, gemeinsam vorzugehen, war in den vergangenen Wochen auch aufgrund der unterschiedlichen Beschlüsse der lokalen Gesundheitsbehörden weiter gestiegen. Die Nachverfolgung von Infektionsketten soll durch Personalisierung der Tickets gewährleistet werden, Gästetickets wird es nicht geben. Das Abstandsgebot von 1,5 Metern soll durch die Reduktion der maximalen Zuschauerauslastung, eine Entzerrung der Besucherströme, ein Verbot des Ausschanks und Konsums von alkoholhaltigen Getränken gesichert werden.
Die Deutsche Fußball Liga hatte am vergangenen Freitag beschlossen, dass an den ersten sechs Spieltagen in Ausnahmefällen auch Stehplätze in den Stadien besetzt werden dürfen, falls die Anzahl der Sitzplätze unter der freigegebenen Zuschauerzahl liegt. Laut Söder müsse man nun einige Wochen lang beobachten, ob die einheitliche Regelung in der Praxis funktioniere. „Ich sage ihnen ganz offen, ich hätte noch ein halbes Jahr ohne Zuschauer locker aushalten können“, sagte Söder. Er spüre aber „den tiefen Wunsch vieler Menschen danach“. Deswegen müsse man die Wünsche und die Sicherheitsinteressen in eine vernünftige Balance bringen.