zurück
Fußball: Kreisliga WÜ 1
Vom Stürmer zum Torhüter: Rainer Radlingers ungewöhnlicher Positionswechsel in der Fußball-Kreisliga
Der Stürmer der FG Marktbreit-Martinsheim schlüpft seit dieser Saison in die Rolle des Torhüters. Ein ungeplanter Wechsel, der trotzdem von Erfolg gekrönt ist. Auch im Derby?
Rainer Radlinger (links) ist seit dieser Saison Torhüter bei der FG Marktbreit-Martinsheim. Dass die Marktbreiter Spiele torreicher als die meisten in der Würzburger Kreisliga sind, liegt allerdings nicht am 29-Jährigen.
Foto: Hans Will | Rainer Radlinger (links) ist seit dieser Saison Torhüter bei der FG Marktbreit-Martinsheim. Dass die Marktbreiter Spiele torreicher als die meisten in der Würzburger Kreisliga sind, liegt allerdings nicht am 29-Jährigen.
Tim Eisenberger
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:24 Uhr

Was die FG Marktbreit-Martinsheim aus der Kreisliga Würzburg 1 und Bundesligist Borussia Dortmund derzeit gemeinsam haben? Genau, die Älteren erinnern sich: einen Stürmer im Tor. Einziger Unterschied: Beim BVB hütete vor fast 21 Jahren der baumlange Angreifer Jan Koller im Bundesliga-Spiel gegen Bayern München für 24 Minuten das Tor, in Marktbreit macht Rainer Radlinger das schon die ganze Saison, und das, so Trainer Christoph Spörer, sehr erfolgreich.

Die Kreisliga-Spiele der FG sind aber nicht nur wegen ihres torhütenden Stürmers eine Attraktion. Nur an den ersten vier Spieltagen gab's gewöhnliche Ergebnisse. Danach ging's los: 4:3 gegen Heidingsfeld, 2:4 in Winterhausen, 2:3 gegen Randersacker, 2:8 in Kleinrinderfeld und zuletzt jeweils 6:3 gegen Versbach und in Estenfeld. 46 Tore in den vergangenen sechs Spielen, ein Durchschnitt von 7,7 Toren pro Partie, gab es bei Marktbreiter Beteiligung zu sehen: "Das hat überhaupt nichts mit Rainer zu tun", ist Spörer sicher. Trotzdem wolle er, dass seine Mannschaft defensiv wieder stabiler stehe und dann auch nicht so häufig einem Rückstand hinterherlaufen müsse.

Ein ungewöhnlicher, aber erfolgreicher Wechsel vom Sturm ins Tor

"Er erfüllt die Aufgaben des Torhüters zu 100 Prozent und hat sogar schon ein paar unhaltbare Bälle gehalten", berichtet Spörer. Dieser Positionswechsel ist also bisher von Erfolg gekrönt – ungewöhnlich ist er trotzdem. Bei der FG wurde aus der Not eine Tugend, auch der Zufall spielte eine Rolle. Im Sommer hörte Marktbreits langjähriger Stammtorhüter Benjamin Stör auf. Zwar suchte der Verein einen Ersatz, wurde aber nicht so recht fündig. "Wir haben noch einen Keeper, der aus der Jugend herauskam, dem aber noch etwas Erfahrung gefehlt hat", sagte Spörer.

Derweil arbeitete Rainer Radlinger an seinem Comeback. Eine Verletzung im Sprunggelenk hatte ihn für längere Zeit außer Gefecht gesetzt. Und während Radlinger trainierte, stellte er sich immer mal wieder bei der zweiten Mannschaft ins Tor. "Scheinbar habe ich mich da gar nicht so blöd angestellt", sagte er heute, denn wenig später beförderten ihn die Verantwortlichen zum neuen Torhüter der ersten Mannschaft. "Es war wirklich ein Zufall, aber offenbar hat er ein Talent für die Torhüterposition", lobt Spörer.

Marktbreiter Vorfreude auf das Derby gegen den Aufsteiger Hopferstadt

Die ist dennoch eine völlig neue Erfahrung für den 29-Jährigen, der in seinem Fußballer-Leben zuvor nie im Tor stand. "Bei der Strafraumbeherrschung habe ich manchmal Schwierigkeiten", gibt er zu. Dafür könne er sich umso mehr in die gegnerischen Stürmer hineinversetzen: "Ich weiß, wie ein Stürmer tickt, wie er agiert und wohin er in welcher Situation schießen möchte", verrät er.

Auch an diesem Sonntag, 8. Oktober, im Lokalderby gegen Aufsteiger Hopferstadt (15 Uhr), der als aktueller Tabellen-Zweiter aktuell eine sehr starke Runde spielt, wird Radlinger das Marktbreiter Tor hüten. "Wir tun uns gegen stärkere Mannschaften tendenziell leichter", glaubt das FG-Urgestein, das schon seit elf Jahren für den Klub spielt und dort auch Bezirksliga-Zeiten erlebt hat. "Wir müssen uns vor Hopferstadt nicht verstecken, weil wir die Qualität haben, vorne auch Tore zu erzielen", weiß er. Auch Spörer erwartet "ein völlig offenes Derby", zu dem, hofft er, sicher der eine oder andere Zuschauer mehr komme.

Von seinen Teamkollegen bekam Radlinger volle Unterstützung für seine neue Rolle. Weil der Marktbreiter gerade ein Haus baut und eine berufliche Weiterbildung absolviert, fehlt er aktuell ab und zu mal im Training. Sein Ziel sei es dennoch, irgendwann wieder als Angreifer aufs Feld zurückkehren, sagt er. Ähnlich wie Jan Koller. Der schoss in besagter Saison 2002/03 in zwölf Spielen noch 13 Tore: eine Quote, mit der Radlinger bei der FG sicher auch im Sturm gesetzt wäre.

Anzeige für den Anbieter KISaD über den Consent-Anbieter verweigert
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Marktbreit
Tim Eisenberger
Borussia Dortmund
FC Bayern München
Heidingsfeld
Hopferstadt
Jan Koller
Kreisliga Würzburg 1
Torhüter
Weiterbildung
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top