Am vergangenen Sonntag gegen 19 Uhr bebte der beschauliche Ort Dipbach im Landkreis Würzburg für einen Augenblick. "Spitzenreiter, Spitzenreiter" skandierten die Spieler des TSV Kleinrinderfeld lautstark nach dem 4:1-Sieg in der Fußball-Kreisliga Würzburg 1 bei der (SG) Oberpleichfeld/Dipbach/Prosselsheim.
Nach dem Doppel-Abstieg von der Landesliga bis in die Kreisliga sowie einer sehr mäßigen vergangenen Saison genießen die Kleinrinderfelder Spieler solche Momente wohl ganz besonders. Trainer Dennie Michel blickt auf den Saisonauftakt mit 16 von 18 möglichen Zählern aus seiner Perspektive: "Natürlich darf die Mannschaft nach jedem Sieg feiern, ich schließe mich bei solchen Zeremonien vor allem dann an, wenn wir etwas Handfestes erreicht haben."
Selbstverständlich würde der Ex-Spielführer des FV 04 Würzburg mit seinem Team gerne fester Bestandteil der Spitzengruppe bleiben. Der Familienvater hält den Ball allerdings flach: "In den vergangenen Jahren ging der Verein oftmals offensiv mit Zielen um. Realität war jedoch der zweifache Abstieg. Etwas Demut tut uns allen deshalb wohl ganz gut. Mit dieser Einstellung sind wir durchaus in der Lage, eine gute Runde zu spielen."
Mit dem konkurrenzfähigen Kader zeigt sich Michel sehr zufrieden. Er lotste als ehemalig höherklassiger Spieler entgegen vieler Vermutungen keine Akteure auf ähnlicher Flughöhe nach Kleinrinderfeld. Vielmehr erweckte der Trainernovize ambitionierte Eigengewächse aus dem Dornröschenschlaf und gewann Spieler aus der Nachbarschaft für den TSV Kleinrinderfeld. "Ich habe in der vergangenen Runde viele Partien verfolgt. Einige Spieler aus dem zweiten Glied standen kaum mehr auf dem Kreisliga-Zettel. Diese spielen bei mir nun eine wichtige Rolle", sagt der 32-Jährige.
In Grombühl verspielte Kleinrinderfeld eine 3:0-Führung
Ein Haar in der Suppe fand der Spielertrainer in den ersten erfolgreichen Wochen dennoch. Trotz einer 3:0-Führung büßte Kleinrinderfeld bei Aufsteiger TSV Grombühl in der Endphase noch zwei Punkte und damit die perfekte Ausbeute ein. "Das war tatsächlich unheimlich ärgerlich, weil völlig unnötig. Trotz eines fragwürdigen Elfmeters müssen wir uns an die eigene Nase fassen und daraus lernen. Vor allem die erforderliche Konzentration ließen wir in dieser Phase vermissen."
Trotz eines Rückstandes zeigte sich die Mannschaft zuletzt in Dipbach wieder von ihrer Schokoladenseite. Der Tabellenführer präsentierte sich äußerst geduldig und abgeklärt. Zwar steckte der Kontrahent nie auf, allerdings hätten die Gäste das Ergebnis vor allem durch ihren Top-Torjäger Fabian Haas bei konsequenterem Angriffsspiel in die Höhe schrauben können. "Fabian besitzt eine brutale Qualität und seine Schnelligkeit besitzen viele Stürmer in der Bayernliga nicht", sagt Michel über seinen Torjäger.
Am Sonntag kommt es in Gülchsheim zum Spitzenspiel
Nur Gülchsheims Goalgetter Timo Eisenmann hat aktuell mit zehn noch drei Tore mehr als Haas erzielt. Beide treffen am kommenden Spieltag in Gülchsheim aufeinander (Sonntag, 15 Uhr). Damit bittet der starke Aufsteiger als Dritter den Spitzenreiter zum heißen Tanz. Im Erfolgsfall würden die Schützlinge von Thomas Hofmann mit dem TSV Kleinrinderfeld in Sachen Punkten gleichziehen. Michel schiebt den Gastgebern die Favoritenrolle aufgrund ihres Heimvorteils vorsichtig zu.
Der Spielausgang werde an seiner Entscheidung für den Trainerjob beim TSV derweil nichts verändern: "Es war genau der richtige Schritt. Natürlich macht es im Erfolg noch mehr Spaß, aber ich habe so viele schöne Verbindungen zu meinem Heimatverein. Beispielsweise ist mein Spieler Julian Meyer mein Trauzeuge und Pate meiner kleinen Tochter."
Hinter Michels Einsatz steht aufgrund eines Muskelfaserrisses noch ein Fragezeichen. Der Ex-Bayernliga-Kicker sieht seiner Rückkehr aber gelassen entgegen: "So wie die Mannschaft aktuell auftritt, kann ich mich hinsichtlich einer Position auf dem Feld warm anziehen."